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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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feiner alter Bursche, hat nach Calloway geheiratet, was ja immer eine vernünftige Sache ist. Die Consols halten sich beständig, wie ich sehe.« Er faltete die Zeitung und schob sie ihm über den Tisch zu. »Wollen Sie sie lesen, Sharpe?«
    »Gern, Sir.«
    »Dann gehört sie Ihnen.«
    Sharpe würde die Zeitung nicht lesen, aber sie würde sich trotzdem als nützlich erweisen. Er brach einem weiteren Ei die Spitze ab und fragte sich, was wohl die Consols waren. Er wusste, es hatte irgendetwas mit Geld zu tun, hatte aber keine Ahnung, worum es genau ging.
    »Sie meinen also, die Franzosen werden kommen?«, fragte Lawford mit erzwungener Herzlichkeit in der Stimme und sich offenbar nicht darüber bewusst, dass er dieselbe Frage vor Minuten schon einmal gestellt hatte.
    Sharpe bemerkte, dass der Colonel nervös war, und fragte sich, aus welchem Grund. »Ich denke, wir müssen davon ausgehen, dass sie kommen, Sir.«
    »Natürlich, natürlich. Wir rechnen mit dem Schlimmsten und hoffen auf das Beste, was? Sehr klug ist das, Sharpe.« Lawford bestrich eine Scheibe Brot mit Butter. »Lassen Sie uns also annehmen, dass es ein Gemetzel gibt, einverstanden? Wellington und Masséna, die sich gegenseitig die Köpfe einschlagen wollen. Aber ein schwieriger Tag dürfte es trotzdem nicht werden, oder?«
    War Lawford der Schlacht wegen nervös? Das schien unwahrscheinlich, denn der Colonel hatte an genug Kampfhandlungen teilgenommen, um zu wissen, was ihm bevorstand. Dennoch versuchte Sharpe, ihn zu beruhigen: »Es ist nie gut, die Franzmänner zu unterschätzen«, sagte er mit Vorsicht, »aber nein, schwierig dürfte es eigentlich nicht werden. Auf diesen Hügel können sie nur langsam marschieren, sodass wir sie töten können.«
    »So etwas Ähnliches habe ich auch gedacht, Sharpe«, sagte Lawford und blickte ihn mit einem strahlenden Lächeln an. »Sie marschieren langsam auf den Hügel, und dann kommen wir und töten sie. Alles in allem ist also der Fuchs unterwegs, die Fährten sind aufgenommen, wir sitzen im Sattel eines verdammt guten Pferdes, und der Boden ist fest.«
    »Wir müssten siegen, Sir«, sagte Sharpe. »Falls Sie das meinen. Und falls die Portugiesen ordentlich kämpfen.«
    »Ach ja, die Portugiesen. An die habe ich gar nicht mehr gedacht, aber sie scheinen feine Kerle zu sein. Nehmen Sie sich doch das letzte Ei.«
    »Ich bin satt, Sir.«
    »Sind Sie sicher? Sehr freundlich. Zu einem gut gekochten Ei sage ich nie nein. Mein Vater, Gott hab ihn selig, glaubte fest daran, dass ihn am Himmelstor ein Engel empfangen würde, der ihm zwei anständig gekochte Eier auf einem Silbertablett servieren würde. Ich hoffe, es ist so für ihn gekommen.«
    Sharpe kam zu dem Schluss, dass es dazu nichts zu sagen gab, also schwieg er, während der Colonel die Spitze des Eis abschnitt, es mit Salz bestreute und seinen Löffel hineinstach. »Die Sache ist die, Sharpe«, fuhr Lawford fort, sprach aber jetzt eher zögerlich. »Da der Boden fest ist und wir keinen Grund haben, übermäßig besorgt zu sein, würde ich gern die Erfahrungen für das Bataillon recht weit streuen, falls Sie wissen, was ich meine.«
    »Die Franzosen tun das, Sir«, erwiderte Sharpe.
    »Tun Sie das?« Lawford schien überrascht.
    »Jedes Mal, wenn sie gegen uns kämpfen, liefern sie uns schaufelweise weit gestreute Erfahrung.«
    »Ah, ich sehe, worauf Sie hinauswollen.« Lawford aß von seinem Ei, dann tupfte er sich die Lippen mit der Serviette ab. »Ich meine richtige Erfahrung, Sharpe, von der Art, die dem Regiment zugutekommt. Kerle lernen ihre Pflichten nun einmal nicht durchs Zuschauen, oder? Sondern durch Taten, stimmen Sie mir nicht zu?«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    »Also habe ich einen Entschluss gefasst, Sharpe.« Lawford sah Sharpe nicht länger an, sondern konzentrierte sich auf sein Ei. »Cornelius soll die Leichte Kompanie heute befehligen. Er übernimmt sie nicht, so etwas dürfen Sie keinen Moment lang denken, aber ich möchte, dass er ein bisschen seine Fühler ausstreckt. Wir wollen doch mal sehen, wie er sich anstellt, was? Und wenn es heute keine besonders heikle Aufgabe geben wird, dann ist das ein sanfter Einstieg für ihn.« Er löffelte sich noch mehr Ei in den Mund und wagte es, Sharpe einen fragenden Blick zuzuwerfen.
    Sharpe sagte nichts. Er schäumte vor Wut, fühlte sich gedemütigt und hilflos. Er wollte aufbegehren, aber was sollte das bringen? Lawford hatte offensichtlich seine Entscheidung gefällt, und wenn er diese

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