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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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des Feindes hineindrängten. Die Männer dieser vorderen Reihen würden vermutlich sterben, ebenso die dahinter und die dahinter ebenfalls, aber früher oder später würde die Wucht dieser massiven Formation sie über ihre eigenen Toten hinweg und durch die feindlichen Linien zwingen, und dann konnte das wirkliche Töten beginnen. Die Trommler der Bataillone waren in der Mitte einer jeden Kolonne versammelt, und die Jungen spielten den schönen Rhythmus der »Charge« . Von Zeit zu Zeit machten sie eine Pause und ließen die Männer den Refrain brüllen: »Vive l’Empereur!«
    Der Refrain klang atemloser, je höher die Kolonnen stiegen. Dieser Hang war entsetzlich steil, er setzte den Lungen zu, und die Männer waren müde, daher begannen sie bald zu trödeln und sich zu zerstreuen.
    Der Nebel war noch immer dicht. Vereinzelte Stechginstersträucher behinderten die Kolonnen, die sich teilen mussten, um sie zu umgehen, und nach einiger Zeit fügten sich die einzelnen Teile nicht wieder zusammen, sondern kämpften sich einzeln durch den dichten Nebel, wobei sich die Männer fragten, was sie auf dem Gipfel wohl erwartete. Bevor sie auch nur die Hälfte des Hangs hinter sich gebracht hatten, waren die beiden führenden Kolonnen in Gruppen erschöpfter Soldaten zerfallen, und die Offiziere brüllten mit gezogenen Degen diese Gruppen an, sie sollten sich in Reihen formieren und sich beeilen. Die Offiziere brüllten von verschiedenen Positionen auf dem Hügel und verwirrten damit die Truppen nur noch mehr, sodass diese zunächst in eine und dann in die andere Richtung strebten. Die Trommlerjungen folgten den zerfallenen Reihen und trommelten immer langsamer, je mehr die Kräfte sie verließen.
    Den Kolonnen weit voran und in ihre gelöste Ordnung zerfallen, stiegen die französischen Plänkler hinauf ins Licht. Als sie sich dem Kamm der Anhöhe näherten, begann der Nebel auszudünnen. Ein Schwarm französischer Leichter Truppen, mehr als sechshundert Voltigeure, befanden sich an der Spitze jeder Kolonne. Ihre Aufgabe bestand darin, die britischen und portugiesischen Plänkler zu vertreiben, sie zum Rückzug über den Hügelkamm zu zwingen und dann anzufangen, auf die Linien der Verteidiger zu schießen. Der Beschuss der Plänkler war dazu gedacht, diese Linien zu schwächen und sie so für die Hammerschläge, die ihnen anschließend bevorstanden, vorzubereiten.
    Über den ungeordneten Kolonnen, im Nebel verborgen, schwebten die Adler. Napoleons Adler, die französischen Standarten, vergoldete Statuetten, die auf ihren Stangen glänzten. Zwei hatten ihre Trikolore-Fahnen angeheftet, doch die meisten Regimenter nahmen die Fahnen von den Stangen ab, bewahrten sie in einem Depot in Frankreich auf und überließen es dem Adler des Kaisers, ihr Ehrenzeichen zu bilden.
    »Dicht zum Adler!«, brüllte ein Offizier, und die verstreuten Männer versuchten, sich in Reihen zu ordnen. Und dann hörten sie über sich das erste Stakkato von Schüssen, als die Plänkler ihren Kampf begannen. Ein Geschütz wurde im Tal abgefeuert, dann ein zweites, und plötzlich feuerten zwei Batterien französischer Artillerie blind in den Nebel, in der Hoffnung, ihre Granaten würden durch die Reihen der Verteidiger auf dem Hügelkamm fegen.
    »Beim Gebiss Gottes!« Dieser Ausruf entschlüpfte Lieutenant Colonel Lawford, der den Hang hinunterspähte und entdeckte, wie eine Horde französischer Plänkler aus den Nebelwolken brach. Die Voltigeure waren den Leichten Kompanien der Briten und Portugiesen zahlenmäßig weit überlegen, aber die Rotröcke, Cazadores und Grünröcke feuerten zuerst. Rauchwölkchen zischten den Hang hinab. Ein Franzose zuckte herum und fiel hintüber, und dann ließen sich die Voltigeure auf ein Knie sinken und zielten mit ihren Musketen. Die Salve zerschnitt die Morgenluft und verdichtete den Nebel mit Pulverrauch.
    Sharpe sah, wie zwei Rotröcke und ein Portugiese zu Boden gingen. Die zweiten Männer der alliierten Plänklerpaare feuerten nun, aber die Voltigeure waren in der Überzahl, und ihr Musketenfeuer setzte sich beinahe ununterbrochen fort, während die roten, grünen und braunen Röcke zurückgeworfen wurden. In kurzen Stößen griffen die Voltigeure an, mindestens zwei von ihnen entfielen auf jeden alliierten Plänkler, und es war offensichtlich, dass die Franzosen dieses frühe Gefecht durch ihre schiere zahlenmäßige Übermacht gewinnen würden.
    Lieutenant Slingsby und die Leichte Kompanie des South Essex

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