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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Tal. Die Franzosen hatten sich endlich bis zu der Stelle zurückgezogen, an der sie sich am vergangenen Abend befunden hatten, nur errichteten sie jetzt Schanzwerke hinter dem Fluss, die Infanterie hob Gräben aus und benutzte die aufgeworfene Erde, um Schutzwälle aufzuschütten. »Diese Idioten glauben, wir kommen runter und machen ihnen den Garaus.«
    »Und tun wir das?«
    »Um Himmels willen, nein. Wir haben die Anhöhe. Welchen Sinn hätte es, die aufzugeben?«
    »Was tun wir dann?«
    »Auf Befehle warten, Jorge, auf Befehle warten. Und ich nehme an, meine sind bereits im Anmarsch.« Sharpe wies mit dem Kopf auf Major Forrest, der sein Pferd am hinteren Rand des Vorsprungs entlanglenkte.
    Bei den Felsen hielt Forrest an und spähte hinab auf die toten Franzosen, dann nahm er seinen Hut ab und nickte Sharpe zu. »Der Colonel will die Kompanie zurück«, sagte er. Seine Stimme klang müde.
    »Major Forrest«, sagte Sharpe. »Ich möchte Ihnen Hauptmann Vicente vorstellen. Ich habe mit ihm in Oporto gekämpft.«
    »Ist mir eine Ehre«, sagte Forrest. »Eine Ehre.« Sein roter Ärmel war dunkel vom Blut aus der Wunde, die die Musketenkugel ihm zugefügt hatte. Er zögerte, überlegte, was er Schmeichelhaftes zu Vicente sagen könnte, aber ihm fiel nichts ein. Also wandte er sich wieder an Sharpe. »Der Colonel will die Kompanie jetzt, Sharpe«, sagte er.
    »Auf die Beine, Jungs!« Sharpe stand selbst auf und schüttelte Vicente die Hand. »Behalt uns im Auge, Jorge«, sagte er. »Vielleicht brauchen wir deine Hilfe ja mal wieder. Und bestell Kate meine Grüße.«
    Sharpe führte die Kompanie über ein Stück Land zurück, das mit Kratern von Musketen- und Gewehrbeschuss übersät war. Auf der Anhöhe war es jetzt still, keine Geschütze wurden abgefeuert, nur der Wind seufzte im Gras. Forrest ritt neben Sharpe her, aber er sagte nichts, bis sie das Bataillon erreicht hatten. Das South Essex Regiment war in Abteilungen geordnet, aber die Männer saßen durcheinander oder lungerten im Gras, und Forrest wies ans linke Ende, wie um die Leichte Kompanie anzuweisen, dort ihren Platz einzunehmen. »Für den Moment wird Lieutenant Slingsby sie befehligen, Sharpe«, sagte er.
    »Er wird was?«, fragte Sharpe entsetzt.
    »Nur für den Moment«, erwiderte Forrest beschwichtigend. »Denn jetzt will der Colonel Sie sprechen, Sharpe, und ich muss Ihnen sagen, dass er nicht gerade erfreut ist.«
    Das war eine Untertreibung. William Lawford schäumte vor Wut, obgleich sich, da er ein Mann von ausgesuchter Höflichkeit war, diese Wut lediglich in einer gewissen Straffung der Lippen und in einem eindeutig unfreundlichen Blick bemerkbar machte, als Sharpe vor seinem Zelt eintraf. Lawford trat hinaus ins Sonnenlicht und nickte Forrest zu.
    »Sie bleiben hier, Major«, sagte er und wartete, bis Forrest vom Pferd gesprungen war und die Zügel Lawfords Diener übergeben hatte, der das Pferd davonführte. »Knowles!«, rief Lawford seinen Adjutanten aus dem Zelt, der Sharpe einen mitfühlenden Blick zuwarf. Das machte Lawford nur noch wütender. »Sie bleiben besser hier, Knowles«, sagte er, »aber halten Sie alle anderen fern. Ich möchte nicht, dass das, was hier gesprochen wird, nachher die Runde im Bataillon macht.«
    Knowles setzte seinen Hut auf und stellte sich in ein paar Yards Entfernung auf. Forrest trat zur Seite, als Lawford sich Sharpe zuwandte. »Vielleicht könnten Sie Ihr Verhalten erklären, Captain«, sagte er eisig.
    »Mein Verhalten erklären, Sir?«
    »Ensign Iliffe ist tot.«
    »Das tut mir leid, Sir.«
    »Großer Gott, der Junge war meiner Obhut anvertraut! Jetzt muss ich also seinem Vater schreiben und ihm mitteilen, dass das Leben seines Jungen von einem verantwortungslosen Offizier weggeworfen wurde, der seine Kompanie in einen Angriff führte, ohne dazu von mir autorisiert zu sein.« Lawford hielt inne, sichtlich zu zornig, um die nächsten Worte zu formulieren, dann schlug er mit der Hand auf seine Degenscheide. »Ich befehlige dieses Bataillon, Sharpe!«, sagte er. »Vielleicht haben Sie das ja nie begriffen? Glauben Sie, Sie können herumstreunen, wie es Ihnen passt, und Männer umbringen, wie es Ihnen in den Sinn kommt, ohne mich zu konsultieren?«
    »Ich hatte Befehle«, sagte Sharpe hölzern.
    »Befehle?«, fragte Lawford. »Ich habe Ihnen keinen Befehl gegeben.«
    »Ich hatte Befehle von Colonel Rogers-Jones, Sir.«
    »Und wer zum Teufel ist Colonel Rogers-Jones?«
    »Ich glaube, er kommandiert ein

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