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Sharpes Gefecht

Sharpes Gefecht

Titel: Sharpes Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Anders kann man mein Überleben nicht erklären.«
    Sharpe neigte eher dazu zu glauben, dass der Colonel nur überlebt hatte, weil die Franzosen den Befehl gehabt hatten, das gesamte Torhaus in Ruhe zu lassen, doch er hielt es nicht gerade für höflich, das auch laut zu sagen.
    »Ich bin einfach nur froh, dass Sie noch leben, General«, sagte Sharpe stattdessen.
    »Ich hätte mein Leben teuer verkauft, Sharpe! Ich hatte beide Pistolen doppelt geladen! Ein paar von ihnen hätte ich sicher mitgenommen. Niemand hätte sagen können, dass ein Runciman allein in die Ewigkeit gegangen ist!« Der Colonel schauderte bei der Erinnerung an die Schrecken der Nacht. »Haben Sie irgendwo schon Frühstück gesehen, Sharpe?«, fragte er in dem Versuch, seine Laune wieder zu heben.
    »Versuchen Sie es einmal bei Lord Kielys Koch, General. Vor zehn Minuten hat er Schinken gebraten, und ich nehme an, Seiner Lordschaft ist der Appetit vergangen. Ich habe den feigen Bastard gerade zu einem Kampf herausgefordert.«
    Runciman riss schockiert die Augen auf. »Sie haben was , Sharpe? Ein Duell? Wissen Sie nicht, dass Duelle in unserer Armee verboten sind?«
    »Ich habe nicht von einem Duell gesprochen, General. Ich habe schlicht angeboten, ihm hier und jetzt die Seele aus dem Leib zu prügeln, doch er schien keine Zeit dafür zu haben.«
    Runciman schüttelte den Kopf. »Grundgütiger, Sharpe, Grundgütiger. Mit Ihnen wird es wahrlich kein gutes Ende nehmen, aber wenn es so weit ist, dann werde ich schon ein wenig traurig sein. Was sind Sie doch für ein Gauner! Schinken, haben Sie gesagt? Lord Kielys Koch?«
    Runciman watschelte davon, und Sharpe schaute ihm hinterher. »In zehn Jahren, Pat«, sagte er, »wird aus der Geschichte von letzter Nacht die große Sage von General Runciman werden, der das Fort gerettet und eigenhändig die gesamte Wolfsbrigade besiegt hat.«
    »Ach, Ranzigmann ist harmlos«, sagte Harper.
    »Ja, er ist harmlos, Pat«, stimmte Sharpe ihm zu, »solange man den armen Kerl nicht in Gefahr bringt. Aber genau das wäre mir fast passiert.«
    »Ihnen, Sir? Sie haben letzte Nacht nicht versagt.«
    »O doch, Pat, das habe ich. Ich habe sogar schwer versagt. Ich habe nicht daran gedacht, dass Loup mich austricksen könnte. Ich habe Oliveira die Wahrheit nicht eingehämmert, und ich habe nicht erkannt, wie gefährlich ein Rückzug in die Baracken wirklich werden würde.« Er zuckte unwillkürlich zusammen, als er sich an den Übelkeit erregenden Schwefelgestank in der stauberfüllten Dunkelheit erinnerte und an das Geräusch, als die Franzosen versucht hatten, durchzubrechen. »Wir haben nur überlebt, weil irgendein armer Narr die Munitionswagen in Brand gesteckt hat«, gab Sharpe zu, »nicht weil wir Loup besiegt haben. Das haben wir nämlich nicht. Er hat gewonnen, und wir sind übel verdroschen worden.«
    »Aber wir leben noch, Sir.«
    »Loup auch, Pat, Loup auch. Verdammt soll er sein.«
    Doch Tom Garrard lebte nicht mehr. Tom Garrard war gestorben. Zuerst erkannte Sharpe seinen Freund nicht, so verkohlt und verstümmelt war die Leiche. Garrard lag mit dem Gesicht nach unten mitten in dem verbrannten Fleck, wo einer der Munitionswagen gestanden hatte, und das Einzige, was seine Identität verriet, war ein verzogenes, verkohltes Stück Metall in seiner zur Klaue entstellten Hand. Sharpe sah das Metall funkeln und ging durch die noch immer heiße Asche, um das Kästchen aus den brüchigen Fingern zu befreien. Zwei Finger brachen ab, doch schließlich hielt Sharpe das Zunderkästchen in der Hand. Er strich die Asche weg, klappte das Kästchen auf und sah, dass alles Leinen verbraucht war, doch das Bild des Rotrocks war noch immer gut zu sehen. Sharpe säuberte es mit einer Hand und wischte sich dann eine Träne aus dem Auge. »Es war Tom Garrard, der uns letzte Nacht das Leben gerettet hat, Pat.«
    »Wirklich?«
    »Er hat die Munitionswagen absichtlich in die Luft gejagt und ist dabei selbst ums Leben gekommen.« Das war die einzige Erklärung für das Zunderkästchen an diesem Ort. Nach der Niederlage seines Bataillons musste es Tom Garrard irgendwie gelungen sein, zu den Munitionswagen zu kommen und ein Feuer zu entzünden, von dem er gewusst hatte, dass es ihn selbst gen Himmel schicken würde. »O Gott«, sagte Sharpe und schwieg dann kurz, als er sich an ihre jahrelange Freundschaft erinnerte. »Er war mit mir in Assaye«, fuhr er nach einer Weile fort, »und auch in Gawilgarh. Er war aus Ripon, ein Bauernjunge. Aber

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