Sharpes Gold (German Edition)
an sich genommen, hat mir davon erzählt, und mir ist die Lösung eingefallen.«
»Die Royal Navy.«
»Genau! Wir schicken das Gold zurück an die Regierung in Cádiz.«
»Wer ist dieser ›ehrliche Mann‹, Sir?«
»Ah, Cesar Moreno. Ein prachtvoller Mann, Sharpe. Er ist Anführer einer Schar von Guerilleros. Er hat das Gold aus Salamanca fortgeschafft.«
»Wie viel, Sir?«
»Sechzehntausend Münzen.«
Mit diesem Betrag konnte Sharpe nichts anfangen. Es kam darauf an, wie viel jede Münze wog. »Warum bringt Moreno es nicht selbst über die Grenze, Sir?«
Kearsey strich sich über den ergrauten Schnurrbart, zupfte an seinem Umhang und schien über diese Frage beunruhigt zu sein. Er blickte Sharpe finster an, als überlege er, ob er überhaupt noch etwas sagen solle. Dann seufzte er. »Probleme, Sharpe, Probleme. Morenos Schar ist klein, und er hat sich mit einem anderen Trupp zusammengeschlossen, einem größeren Verband, und der neue Mann will nicht, dass wir helfend eingreifen. Dieser Mann soll Morenos Tochter heiraten, er hat viel Einfluss, und er ist unser Problem. Er ist überzeugt, wir wollten das Gold einfach stehlen! Können Sie sich das vorstellen?« Sharpe konnte es sich sehr wohl vorstellen und glaubte zu wissen, dass Wellington es sich ebenfalls vorgestellt hatte, wenn nicht noch mehr. Kearsey schlug nach einer Fliege. »Da hat unser Versagen vor zwei Wochen nicht geholfen.«
»Versagen?«
Kearsey blickte unglücklich drein. »Kavallerie, Sharpe. Noch dazu mein eigenes Regiment. Wir haben fünfzig Mann ausgesandt, und sie haben sich erwischen lassen.« Er ließ die Hand durch die Luft sausen wie einen Säbel. »Fünfzig. Deshalb haben wir gegenüber den Spaniern das Gesicht verloren. Sie trauen uns nicht. Sie glauben, wir würden den Krieg verlieren und hätten vor, ihnen ihr Geld abzunehmen. El Católico will das Gold auf dem Landweg transportieren, aber ich habe sie überredet, uns noch eine Chance zu geben!«
Nach dem vorangegangenen Informationsmangel wurde Sharpe plötzlich mit immer neuen Fakten überschüttet. »El Católico, Sir?«
»Sagte ich Ihnen doch! Der neue Mann. Der Morenos Tochter heiraten wird.«
»Aber warum El Católico?«
Ein Storch flatterte mit angelegten Beinen und langen, schwarz geränderten Schwingen zum Himmel auf, und Kearsey sah ihm ein bis zwei Sekunden lang nach.
»Ah! Verstehe, was Sie meinen. Der Katholik. Er spricht ein Gebet für seine Opfer, ehe er sie umbringt. Das lateinische Totengebet. Nur ein Scherz, natürlich.« Der Major wirkte bedrückt. Er blätterte die Seiten durch, als würden ihm die Psalmen und Gleichnisse, auf denen seine Fingerspitzen ruhten, neue Kraft verleihen. »Er ist ein gefährlicher Mann, Sharpe. Ehemaliger Offizier, der weiß, wie man kämpft, und er will uns aus der Sache heraushalten.«
Sharpe nahm einen tiefen Atemzug, trat an die Brüstung und starrte auf die nördliche Felsenlandschaft hinab. »Also, Sir. Das Gold ist einen Tagesmarsch von hier entfernt, bewacht von Moreno und El Católico. Und unsere Aufgabe besteht darin, es zu holen, die beiden zu überreden, dass wir es mitnehmen dürfen, und es heil über die Grenze zu begleiten.«
»Ganz recht.«
»Was sollte Moreno davon abhalten, es bereits dorthin zu schaffen, Sir? Ich meine, während Sie noch hier sind.«
Kearsey gab ein schnaubendes Bellen von sich. »Das hab ich bedacht, Sharpe. Hab einen Mann dort gelassen, einen vom Regiment. Guter Mann. Er behält die Sache im Auge, besänftigt die Partisanen.« Kearsey stand auf und streifte in der zunehmenden Hitze seinen Umhang ab. Seine Uniform war blau, mit einem Besatz aus silberner Spitze und grauem Pelz. An seiner Seite hing die polierte Stahlscheide für den gekrümmten Säbel. Das war die Uniform der Prince of Wales Dragoons, denen auch Claud Hardy angehörte, Josefinas Geliebter und Sharpes Nachfolger in ihrer Gunst. Kearsey schob die Bibel in seine Umhängetasche. »Moreno vertraut uns. Nur um El Católico müssen wir uns Sorgen machen, und er hält viel von Hardy. Ich denke, es wird alles gut gehen.«
»Hardy?« Sharpe hatte es irgendwie kommen sehen, hatte gespürt, dass die Geschichte unvollständig war.
»So ist es.« Kearsey warf dem Schützen einen durchdringenden Blick zu. »Captain Claud Hardy. Sie kennen ihn?«
»Nein, Sir.«
Das stimmte sogar. Er hatte ihn nie kennengelernt, hatte nur mit angesehen, wie Josefina von ihm fortging, um an Hardys Seite zu treten. Er hatte angenommen, der reiche
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