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Sharpes Gold (German Edition)

Sharpes Gold (German Edition)

Titel: Sharpes Gold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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junge Kavallerieoffizier sei in Lissabon und würde dort die Nächte durchtanzen. Stattdessen war er hier, wartete nur einen Tagesmarsch entfernt. Er wandte sich von Kearsey ab und starrte gen Westen, auf die tiefe, dunkel verschattete Schlucht des Coa, die einen Keil durch die Landschaft trieb. Kearsey stampfte mit den Füßen auf.
    »Sonst noch etwas, Sharpe?«
    »Nein, Sir.«
    »Gut. Wir brechen heute Abend auf. Neun Uhr.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Eine Faustregel, Sharpe. Ich kenne das Land, Sie nicht, also keine Fragen, nur sofortiger Gehorsam.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Kompanie bei Sonnenuntergang zum Gebet, es sei denn, die Froschfresser kämen uns in die Quere.«
    »Jawohl, Sir.«
    Gütiger Himmel!
    Kearsey erwiderte Sharpes Salut. »Neun Uhr also. Am nördlichen Stadttor!«
    Er machte kehrt und stieg rasselnd die Wendeltreppe hinab, während Sharpe erneut an die Brüstung trat, sich auf den Granit stützte und mit leerem Blick auf die weitläufigen Verteidigungsanlagen hinabstarrte.
    Josefina. Hardy. Er befühlte den silbernen, mit der Gravur eines Adlers versehenen Ring, den sie ihm vor der Schlacht gekauft und zum Abschied geschenkt hatte, nachdem das Morden am Ufer des Portina nördlich von Talavera beendet war. Er hatte versucht, sie zu vergessen, sich einzureden, dass sie es nicht wert sei, und als er nun im Norden die unwirtliche Landschaft betrachtete, versuchte er den Gedanken an sie zu verdrängen, indem er an das Gold dachte, an El Católico, den betenden Mordbuben, und an Cesar Moreno. Aber wenn es doch galt, die bevorstehende Aufgabe mit Josefinas Liebhaber zu erledigen?
    Gottverdammt!
    Ein aufs Land verbannter Midshipman erschien auf dem Turm, um den Telegrafen zu bemannen, und begutachtete neugierig den hochgewachsenen, dunkelhaarigen Schützen mit dem narbigen Gesicht. Er wirkte, befand der Midshipman, wie ein gefährliches Tier, während er zusah, wie Sharpes große gebräunte Hand nach dem Griff seines enormen Degens tastete.
    »Eine Schlampe ist sie!«, sagte Sharpe.
    »Pardon, Sir?«
    Der fünfzehnjährige Midshipman fürchtete sich.
    Sharpe drehte sich um. Er hatte nicht bemerkt, dass er in Gesellschaft war. »Nichts, mein Sohn, nichts.« Er grinste den verwirrten Jungen an. »Gold für die Habgier, Frauen für die Eifersucht und den Tod für die Franzosen. Stimmt’s?«
    »Jawohl, Sir. Natürlich, Sir.«
    Der Junge sah zu, wie der hochgewachsene Mann die Treppe hinabstieg. Einst, es war Jahre her, hatte er sich dem Heer anschließen wollen, aber sein Vater hatte nur aufgeblickt und gesagt, wer sich zum Heer melde, müsse gänzlich verrückt sein. Er begann die Seile zu lösen, an denen die Blasen aufgehängt waren. Sein Vater hatte zweifellos recht gehabt, wie immer.

KAPITEL 4
    Zu Fuß wirkte Kearsey geschäftig und in Sharpes Augen lächerlich. Er machte winzige Schritte, setzte rasend schnell ein Bein vor das andere, während seine Augen über dem mächtigen Schnurrbart die größer geratene Menschheit mit scharfem Blick musterte.
    Zu Pferd dagegen, auf dem Rücken seines riesigen Rotschimmels, fühlte er sich zu Hause, als habe er erst damit seine wahre Körpergröße erreicht. Sharpe war beeindruckt vom Verlauf ihres nächtlichen Marsches. Der Mond war fahl und verhangen, doch der Major führte die Kompanie unbeirrt durch schwieriges Terrain. Sie überquerten in der Dunkelheit irgendwo die Grenze, was ihnen Kearsey grimmig mitteilte, und dann führte ihr Weg bergab zum Fluss Agueda, wo sie auf die ersten Anzeichen der Morgendämmerung warteten.
    So beeindruckend Kearsey sein mochte, er war dennoch ein Ärgernis. Er begleitete den Marsch mit Ratschlägen, herablassenden Ratschlägen, als sei er, Kearsey, der einzige Mann, der die Lage begriff.
    Gewiss, er kannte sich aus, vom Ackerland entlang der Straße zwischen Almeida und Ciudad Rodrigo bis ins Bergland des Nordens, jenes Chaos aus Tälern und Hügeln, das schließlich am Duero-Fluss endete, in den Coa und Agueda mündeten. Er kannte die Dörfer, die Pfade, die Flüsse samt ihren Furten. Er kannte die hohen Berge und ihre geschützten Pässe, und inmitten des einsamen Landes kannte er die Guerilla-Einheiten und wusste, wo sie zu finden waren.
    Im Nebel kauernd, der vom Agueda aufstieg, erzählte er mit seiner barschen Stimme von den Partisanen. Sharpe und Knowles hörten ihm zu. Der unsichtbare Fluss lieferte das Hintergrundgeräusch, während der Major von Hinterhalten und Morden berichtete, von geheimen Waffenlagern und von

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