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Sharpes Gold (German Edition)

Sharpes Gold (German Edition)

Titel: Sharpes Gold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Verstümmelungen. Junge, Alte, Männer und Frauen, alle auf entsetzliche Weise abgeschlachtet.
    Sharpe nahm an, dass diese Leute am vergangenen Tag gestorben waren, während er von der Hügelkuppe aus zusah, dass sie umgekommen waren, während die Franzosen so taten, als sei das Dorf menschenleer. Er hatte in der Mulde gelegen, die warme Sonne im Rücken, und hier im Keller waren die Spanier gestorben, langsam und unter furchtbaren Qualen.
    Es war unmöglich, die Leichen zu zählen oder ihre Todesart zu benennen. Einige waren zu jung gewesen, um zu begreifen, was passiert war. Sie waren zweifellos vor den Augen ihrer Mütter umgebracht worden. Sharpe empfand hilflose Wut. Die junge Frau aber schob sich an ihm vorbei und machte sich in dem Durcheinander auf die Suche. Da hörte Sharpe aus weiter Ferne, wie vom anderen Ende der Stadt, eine Gewehrsalve. Sie mussten fliehen! Er packte den Arm des Mädchens.
    »Komm!«
    »Nein!«
    Sie suchte nach jemandem, zerrte an den Leichnamen, ohne sich des Grauens bewusst zu sein. Warum hatte man die Toten bewachen lassen? Sharpe drängte an ihr vorbei, nahm die Laterne und hörte ein Stöhnen am entfernten dunklen Ende des alten Weinkellers. Die junge Frau hörte es ebenfalls.
    »Ramon!«
    Sharpe setzte den Fuß auf totes Fleisch, zuckte vor einer Spinnwebe zurück, dann sah er, zunächst undeutlich, einen Mann, der mit Handschellen an der gegenüberliegenden Wand gefesselt war. Er wunderte sich nicht, dass der Weinkeller mit derartigen Wandfesseln ausgestattet war, dazu blieb keine Zeit. Er näherte sich mit der Laterne und entdeckte, dass das, was er für Ketten gehalten hatte, Blutspuren waren. Man hatte den Mann nicht etwa angekettet, sondern bei lebendigem Leib an die Steinmauer genagelt.
    »Ramon!« Das Mädchen war an Sharpe vorbeigeeilt und zog ohne Erfolg an den Nägeln. Sharpe stellte die Laterne ab und bearbeitete die Nagelköpfe mit dem Messinggriff seines Degens. Er bog sie nach rechts und links und hörte zugleich draußen das Donnern von Hufen, Geschrei und eine Salve. Dann löste sich der erste Nagel. Frisches Blut rann aus der Wunde. Er zog den Nagel heraus und nahm sich die zweite Hand vor. Noch eine Salve, erneutes Hufgetrappel, und er schlug verzweifelt zu, bis der Gefangene frei war. Er überließ dem Mädchen seinen Degen und nahm Ramon, oder wie immer er hieß, auf die Schulter.
    »Los jetzt!«
    Die junge Frau führte ihn an der Tür vorbei, durch die sie gekommen waren, vorbei am Chaos aus Blut und Leichen in einen fernen Winkel des Kellers. Die Laterne, die sie hochhielt, offenbarte eine Falltür, und sie zeigte darauf.
    Sharpe setzte seine stöhnende Last ab, hob die Hände, drückte gegen die Falltür, und ein plötzlicher Schwall willkommener Nachtluft vertrieb den üblen Gestank des Blutes und der Toten. Er zog sich hinauf, überrascht von der Tatsache, dass die Falltür außerhalb der Mauern des Hauses ins Freie führte. Dann jedoch wurde ihm klar, dass auf diese Weise Vorräte ins Haus geschafft wurden, ohne dass jemand durch den Innenhof und die Küchenräume trampeln musste. Er sah sich um und entdeckte die Kompanie, die gemächlich in drei Reihen dahinmarschierte.
    »Sergeant!«
    Harper drehte sich um. Im Licht des brennenden Hauses war die Erleichterung auf seinem Gesicht deutlich zu erkennen. Sharpe ließ sich noch einmal in den Keller hinab, hob den Verwundeten heraus, sprang dann selbst ins Freie und streckte die Hand aus, um der jungen Frau zu helfen. Sie ignorierte ihn, stemmte sich selbst hoch und rollte sich heraus ins Gras. Dabei erhaschte Sharpe einen Blick auf ihre langen Beine. Die Männer brachen in Jubelrufe aus, und Sharpe war klar, dass sie ihm galten. Harper hatte ihn erreicht. Er klopfte ihm auf den Rücken und sagte etwas Unverständliches, das sich so anhörte, als habe er Sharpe verloren geglaubt. Der Sergeant übernahm den Verletzten, und sie rannten auf die Kompanie zu. Da entdeckte Sharpe zum ersten Mal Reiter in der Dunkelheit. Harper reichte den verwundeten Mann weiter, Knowles grinste Sharpe zu, während Kearsey sich gestikulierend mit dem Mädchen verständigte.
    »Sind die geladen?«, übertönte Sharpe das Tosen des brennenden Hauses und zeigte auf die Musketen.
    »Die meisten, Sir«, antwortete Knowles.
    »Weitermarschieren!«
    Sharpe trieb Knowles und die Kompanie voran, dem Gerstenfeld und der willkommenen Dunkelheit entgegen. Dann drehte er sich noch einmal nach dem Haus um, weil er feststellen wollte, was die

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