Sharpes Gold (German Edition)
Boden, hatte die Hände um ihre Handgelenke gelegt, daher verschloss er ihr die Lippen mit dem Mund und drückte gleichzeitig ihren Kopf herunter. Sie versuchte, ihn zu beißen. Ihre Zähne knirschten, doch er wandte den Mund so ab, dass er im rechten Winkel zu dem ihren stand, und machte seinerseits von den Zähnen Gebrauch, um sie auf dem Kies festzuhalten. Er konnte gerade noch ein Auge erkennen, das ihn wütend anstarrte, und sie wand sich unter ihm und zappelte, doch sein Gewicht begrub sie unter ihm, und auf einmal lag sie still da.
Die Stimme erklang in nächster Nähe. Sie schien von beinahe direkt über ihnen zu kommen, und sie konnte genau wie er das Knirschen von Hufen auf dem Kies hören.
» Ici , Jean!«
Aus einiger Entfernung ertönten ein Ruf und weiteres Hufgetrappel, und Teresa regte sich nicht. Sharpe sah die plötzliche Angst in ihrem Gesicht, spürte ihren Herzschlag unter seiner Brust. Dann versiegte unversehens ihr Atem in seinem Mund. Er hob den Kopf mit blutigen Lippen, drehte ihn unendlich langsam so weit herum, dass er ihr ganzes Gesicht sehen konnte, und flüsterte: »Still liegen. Still.«
Sie nickte fast unmerklich, und Sharpe ließ ihre Handgelenke los, obwohl er sie nach wie vor mit den Händen berührte. Der Regen strömte herab, prasselte auf seinen Rücken, tropfte von seinem Haar und seinem Tschako auf ihr Gesicht.
Wieder erklang die Stimme, immer noch laut, und Sharpe hörte durch den zischenden Regen das Knirschen von Sattelzeug und das Schnauben eines Pferdes. Ihre Augen blieben auf die seinen gerichtet. Er wagte nicht aufzublicken, auch wenn er noch so gern festgestellt hätte, wie nahe der Ulan war. Er sah, wie ihre Augen rasch nach oben wanderten und sich dann wieder auf ihn richteten, von neuer Furcht erfüllt. Sie musste etwas gesehen haben. Der Franzose konnte nicht weit weg sein, doch er war nicht auf der Suche nach einem Paar, das in einem Bach lag, sondern nach Reitern, die sich in Sturm und Regen zerstreut hatten.
Ihre Hand schloss sich um die seine. Sie machte eine winzige Kopfbewegung, als wolle sie ihm zu verstehen geben, dass der Franzose dicht bei ihnen sei, aber er schüttelte ganz langsam den Kopf. Dann sagte er sich, dass ein erhobener Kopf die Wahrscheinlichkeit ihrer Entdeckung vergrößerte, und ließ ihn erneut auf den ihren sinken.
Wieder knirschten die Hufe auf dem Kies. Der Franzose lachte, rief seinen Kumpanen etwas zu, und Teresa behielt die Augen offen, während Sharpe sie küsste. Sie hätte sich bewegen können, tat es jedoch nicht. Ihre Augen blieben wachsam, während ihre Zunge seine aufgerissene Lippe erkundete, und Sharpe, der ihr in die großen dunklen Augen blickte, glaubte, sie beobachte ihn, weil das, was ihr widerfahre, so unglaublich sei, dass nur ein Augenbeweis es bestätigen könne. Er beobachtete sie ebenfalls.
Der Ulan brüllte wieder, diesmal noch näher, und dann kam die Antwort, spöttisch und gebieterisch, der Ulan sei wohl einer Sinnestäuschung erlegen: vielleicht ein Vogel im Bachbett oder ein Kaninchen auf der Flucht. Und er wurde zurückbeordert.
Sharpe hörte die Hufe durch das Bachbett donnern, und einmal, als vorübergehend der Wind aufhörte, erschien das Geräusch so laut, dass sich die Augen des Mädchens vor Angst weiteten. Dann wurde es leiser, und die Stimmen verklangen. Teresa schloss die Augen, küsste ihn heftig und stieß beinahe augenblicklich seinen Kopf beiseite. Die drei Ulanen zogen ab, und die nassen Leiber ihrer Pferde glitzerten. Sharpe aber stieß einen Seufzer der Erleichterung aus – und des Bedauerns.
»Sie sind fort.«
Sie setzte zu einer Bewegung an, doch er schüttelte den Kopf. »Warte!«
Sie wandte den Kopf ab, hob ihn so weit, dass ihre Wange die seine berührte, und stieß ein Zischen hervor, als sie sah, was am Ende des Tals vorging: ein Konvoi, mehrere Reihen von Ochsenkarren, deren ungeschmierte Achsen mit einem schrillen Kreischen den Sturm übertönten, und zu beiden Seiten der schwerfälligen Karren waren weitere Reiter zu erkennen, mit Säbeln und mit Lanzen, die die Karren in südlicher Richtung zur Straße nach Almeida eskortierten.
Es konnte eine Stunde dauern, bis der Konvoi vorbei war, aber wenigstens hatte er El Católico und seine Männer vertrieben. Mit einem unvermittelten Hochgefühl, wie es während der vergangenen Woche immer wieder das zunehmende Gefühl des Versagens unterbrochen hatte, erkannte Sharpe, dass die Leichte Kompanie, solange sie nicht entdeckt
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