Sharpes Gold (German Edition)
jener der Adligen alter Zeit aufnehmen konnte, den Erbauern der zahlreichen Festungen entlang der Grenze. Für einen rücksichtslosen Mann bedeutete das ganze Land Spanien eine einzige günstige Gelegenheit. Sharpe hatte die Augen nicht von dem Mädchen abgewandt.
»Und du?«
»Ich will die Franzosen tot sehen«, erwiderte sie mit erschreckender Heftigkeit. »Allesamt.«
»Ihr seid auf unsere Hilfe angewiesen.«
Sie sah ihn ruhig an. Die Wahrheit gefiel ihr nicht, aber schließlich nickte sie. »Ich weiß.«
Er behielt die Augen offen und beugte sich vor und küsste sie erneut, während der Regen auf sie niederprasselte und der Bach sie durchnässte und die Karren des französischen Konvois in ihren Ohren dröhnten. Sie schloss die Augen, legte eine Hand um seinen Kopf und hielt ihn fest. Da wusste er, dass es kein Traum war. Er begehrte sie.
Sie entzog sich, lächelte ihn zum ersten Mal an. »Du weißt, dass der Fluss ansteigt?«
Er nickte. »Können wir ihn trotzdem überqueren?«
Sie warf einen Blick auf den Bach, schüttelte den Kopf. »Wenn der Regen heute Nacht aufhört, ja.« Sharpe hatte die außerordentliche Geschwindigkeit erlebt, mit der in diesen ausgedörrten Hügeln Flüsse anstiegen und wieder abschwollen. Sie wies mit dem Kopf auf die Festung. »Dort könnt ihr die Nacht verbringen.«
»Und du?«
Sie lächelte. »Lässt du mich gehen?«
Er kam sich wie ein Narr vor. »Ja.«
»Ich bleibe. Wie heißt du?«
»Richard.«
Sie nickte. Wieder blickte sie zur Festung hinüber.
»Dort seid ihr in Sicherheit. Wir benutzen sie auch. Mit zehn Mann kann man den Zugang verteidigen.«
»Und El Católico?«
Sie schüttelte den Kopf. »Er hat Angst vor dir. Er wird bis morgen warten, wenn seine Männer eintreffen.«
Der Regen peitschte durch das Tal, lief von den Felsen ab und vom Gras und ließ den Bach weiter anschwellen, während der Wind das Land zauste. Halb im Wasser liegend, warteten sie darauf, dass der Konvoi vorbeizog, und darauf, was der nächste Tag bringen würde. Der Krieg musste vorerst warten.
KAPITEL 15
»Sir, Sir!« Eine Hand rüttelte seine Schulter, und als Sharpe die Augen öffnete, sah er graues Tageslicht auf grauen Mauern. »Sir?«
»Schon gut!« Teresa wachte ebenfalls auf. Ihre Augen blinzelten überrascht, ehe ihr einfiel, wo sie sich befand. Er lächelte ihr zu. »Bleib hier.«
Er verließ den Schutz der Treppe, kroch vorbei an dem Soldaten, der ihn geweckt hatte, hinüber zu dem gähnenden Loch in der Südmauer des Turms. Die Dämmerung lag wie ein grauer Nebel über dem Land, sodass die Bäume und das Grasland jenseits des Flusses nur undeutlich zu erkennen waren. Doch er konnte auf der Wasseroberfläche weiße Flecken ausmachen, wo am Abend zuvor keine gewesen waren.
Der Wasserspiegel sank rapide, und die Steine, mit denen die Furt von San Anton markiert war, ließen das Flusswasser aufschäumen. Sie konnten also heute hinüber.
Er hob den Blick und beobachtete die Hügel im Westen, als hoffe er, dort eine freundlich gesinnte Patrouille zu entdecken. Er dachte an die Kanonen, die am Tag zuvor nach Süden transportiert worden waren, und verharrte reglos in der Bresche, um auf das Geböller der großen eisernen Kanonen zu horchen. Stille. Die Belagerung Almeidas hatte noch nicht begonnen.
»Sir!« Lieutenant Knowles stand am Eingang zum Turm.
»Lieutenant?«
»Besuch, Sir. Vom Tal herauf.«
Sharpe grunzte, richtete sich auf und legte seinen mächtigen Degen um, während er Knowles auf den Festungshof folgte. Dort brannte ein Feuer, um das sich die Männer scharten. Sharpe wandte sich an sie.
»Hat jemand Tee?«
Einer von ihnen versprach, ihm eine Tasse zu bringen, und er trat neben Knowles an die erhöhte Brustwehr an der nordöstlichen Ecke des Festungshofs von San Anton. Er blickte ins Tal hinab, vorbei an der Stelle im Bach, an der das Mädchen unter ihm begraben gelegen hatte, an der sie zum ersten Mal die französischen Ulanen gesehen hatten.
»Wir sind heute Morgen verdammt gefragt.«
Eine Reihe von Berittenen näherte sich auf dem Weg, der von Casatejada hierher führte: El Católicos Männer in voller Stärke, und zwischen ihnen der blaue Rock von Major Kearsey. Sharpe spuckte über die Brustwehr in den darunterliegenden Bach.
»Sehen Sie zu, dass sie draußen bleiben, Robert. Lassen Sie niemanden, nicht einmal den Major, ins Innere der Mauern.«
Seine Uniform war unangenehm feucht, und er schnallte Degen und Gürtel ab und zog sich nackt
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