Sharpes Sieg
luxuriösem Zelt zu beobachten.«
Er blickte wieder zu der feindlichen Linie, wo die letzten der schweren Geschütze in Stellung gebracht wurden. Die letzten beiden waren große Achtzehnpfünder-Belagerungsgeschütze, die den Schaden angerichtet hatten, als die britische Armee die Furt durchquert hatte, und jetzt wurden sie vor Dodds Regiment in Stellung gebracht. Elefanten zogen die Geschütze in Position und wurden dann in das Bagagelager jenseits des Dorfes geführt.
»Wie viele Geschütze schätzen Sie, Campbell?«, fragte der General.
»Zweiundachtzig, Sir, die von Assaye nicht mitgerechnet.«
»Dort sind an die zwanzig, nehme ich an. Wir werden uns wirklich unseren Sold verdienen! Und ihre Linie ist länger, als ich gedacht habe. Wir werden uns ausbreiten müssen.« Er hatte mehr zu sich selbst gesprochen als zu Campbell, doch jetzt blickte er den jungen schottischen Offizier an und sagte: »Haben Sie ihre Infanterie gezählt?«
»Etwa fünfzehntausend in der Linie, Sir?«, vermutete Campbell.
»Und zumindest so viele im Dorf«, sagte Wellesley und schob sein Fernrohr zusammen, »ganz zu schweigen von der Horde Reiter hinter ihnen, aber die werden nur zählen, wenn die Katastrophe über uns hereinbricht. Es sind die fünfzehntausend vor uns, die uns Sorgen machen. Wenn wir die schlagen, besiegen wir sie alle.« Er notierte sich etwas mit einem Bleistift in ein schwarzes Notizbuch. Dann starrte er wieder zu der feindlichen Linie unter ihren leuchtenden Fahnen. »Sie haben gut manövriert! Eine bemerkenswerte Leistung! Aber kämpfen sie? Das ist der springende Punkt. Ob sie kämpfen?«
»Sir!«, rief Sharpe drängend, denn keine zweihundert Schritte entfernt tauchten die ersten feindlichen Reiter aus der Rinne auf, und ihre tulwars und Lanzen glänzten in der Sonne des Nachmittags, während sie auf Wellesley zugaloppierten.
»Zurück auf dem Weg, auf dem wir gekommen sind«, sagte der General, »und zwar ziemlich schnell.«
Dies war das zweite Mal an einem Tag, dass Sharpe von Marathen-Kavallerie verfolgt wurde, doch während er beim ersten Mal im Sattel eines kleinen eingeborenen Pferdes gesessen hatte, saß er jetzt auf einem der Dienstpferde des Generals, und der Unterschied war wie Tag und Nacht.
Die Marathen ritten gestreckten Galopp, doch Wellesley und seine beiden Gefährten brauchten nie mehr als leichten Galopp zu reiten, und trotzdem ließen ihre großen Pferde die Verfolger leicht hinter sich.
Sharpe, der sich an den Sattelknauf der Stute klammerte, blickte nach zwei Minuten zurück und sah, wie die feindlichen Reiter anhielten. Also deshalb sind Offiziere bereit, ein kleines Vermögen für britische und irische Pferde zu zahlen, dachte er.
Die drei Männer ritten in das Tal und an der anderen Seite hinauf, und Sharpe sah, dass die britische Infanterie jetzt von der Straße vorgerückt war, um eine Linie zu bilden und unterhalb der niedrigen Anhöhe anzugreifen, die parallel zur Straße verlief.
Die Ansammlung der Rotröcke wirkte erbärmlich klein im Vergleich zum Feind weniger als eine Meile im Westen. Anstatt einer Linie schwerer Geschütze gab es nur verstreute leichte Sechspfünder-Kanonen und eine einzige Batterie von vierzehn größeren Geschützen. Pohlmanns drei compoo s von fünfzehntausend Mann standen kaum fünftausend Mann rot berockter Infanterie gegenüber, doch Wellesley schien unbesorgt zu sein.
Sharpe wusste nicht, wie die Schlacht gewonnen werden konnte, er wunderte sich überhaupt, dass sie stattfand, aber wann immer die Zweifel Furcht in ihm aufsteigen ließen, brauchte er nur zu Wellesley zu blicken und aus dessen fester Zuversicht Kraft zu schöpfen.
Wellesley ritt zuerst zur linken Flanke seiner Linie, wo die Highlander des 78. Regiments in ihren Kilts in Linie angetreten warteten.
»Sie werden gleich vorrücken, Harness«, sagte er ihrem Colonel. »Gerade voraus! Ich kann mir vorstellen, dass Sie Ihre Bajonette nützlich finden werden. Sagen Sie Ihren Plänklern, dass dort Kavallerie unterwegs ist, doch ich bezweifle, dass sie sie am Ende dieser Linie finden werden.«
Harness schien den General nicht zu hören. Er saß auf einem großen Pferd, das so schwarz wie seine hoch aufragende Federmütze war, und trug ein gewaltiges schottisches Breitschwert, das aussah, als hätte es seit einem Jahrhundert oder länger die Feinde Schottlands getötet.
»Es ist Sonntag, Wellesley«, sagte er schließlich, sah den General dabei jedoch nicht an. »Halten Sie den Sonntag
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