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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nach rechts. Die nächsten vier Bataillone, alle Sepoys, waren jetzt im toten Winkel, während Orrocks Vorhut und das 74. Regiment zwischen den Bäumen nördlich des Tals verschwunden waren. Harness’ Schotten würden zuerst in Sicht kommen und für einen Moment die volle Aufmerksamkeit der Kanoniere beanspruchen. Einige der Highlander beeilten sich, als wollten sie die Feuertaufe schnell hinter sich bringen.
    »Haltet eure Formation!«, brüllte Harness sie an. »Dies ist kein Wettlauf zur Taverne! Verdammt noch mal!«
    Elsie. Sharpe erinnerte sich plötzlich an den Namen des Mädchens, das in der Taverne bei Wetherby gearbeitet hatte, nachdem er von Brewhouse Lane fortgelaufen war. Warum habe ich an die gedacht, fragte er sich, und er sah plötzlich vor seinem geistigen Auge den Schankraum, der in einer Winternacht von den nassen Mänteln der Männer dampfte. Elsie und die anderen Mädchen hatten Tabletts mit Ale zu den Tischen getragen, das Feuer hatte im Kamin geknackt, und der blinde Schäfer hatte sich betrunken, und die Hunde hatten unter den Tischen gelegen. Er stellte sich vor, mit Offiziersschärpe und Säbel in den verrauchten Schankraum zurückzukehren, und dann vergaß er alles über Yorkshire, als das 78. Regiment, mit Wellesleys Stab zur Rechten, vor den feindlichen Geschützen auf der Ebene auftauchte.
    Sharpes erste Reaktion war Staunen darüber, wie nahe sie waren. Die Senke hatte sie bis auf hundertfünfzig Schritte an die feindlichen Geschütze herangebracht. Seine zweite Reaktion war Staunen darüber, wie prächtig der Anblick des Feindes war, denn seine Geschütze waren aufgereiht wie für die Inspektion, und hinter ihnen standen die Marathen-Bataillone in vier dichten Reihen unter ihren Fahnen, und gerade als er den Anblick in sich aufgenommen hatte und dachte, dass dies ihm den Tod bringen würde, verschwand die ganze Furcht einflößende Ansammlung der feindlichen Armee hinter einem breiten Schleier von Rauch wie hinter einer wallenden Nebelwand. Der Rauch drehte sich wie gequält, und alle paar Yards stach ein Flammenspeer durch den Nebel, während vor der Wolke Feldfrüchte vom explodierenden Pulver platt gedrückt wurden, als die schweren Kanonenkugeln durch die Reihen der Highlander schlugen.
    Überall schien Blut zu sein, und getroffene Männer fielen in dem Gemetzel. Irgendwo keuchte ein Mann, aber keiner schrie. Ein Dudelsackpfeifer ließ sein Instrument fallen und rannte zu einem Gefallenen, dessen Bein abgerissen worden war. Alle paar Yards war ein Durcheinander von toten und sterbenden Männern und zeigte an, wo der Beschuss die Reihen des Regiments dezimiert hatte. Ein junger Offizier versuchte, sein Pferd zu beruhigen, dessen Augen voller Furcht aufgerissen waren, sodass das Weiße zu sehen war. Es scheute seitwärts und warf den Kopf auf.
    Colonel Harness führte sein eigenes Pferd um einen Mann mit aufgeschlitztem Bauch herum, ohne ihm einen Blick zu schenken. Sergeants brüllten ärgerlich, dass die Reihen geschlossen werden mussten, als sei es die Schuld der Highlander, dass es Lücken in der Linie gab. Dann wirkte alles sonderbar still.
    Wellesley wandte sich um und sprach zu Barclay, doch Sharpe konnte nichts hören, und dann erkannte er, dass es in seinen Ohren nach dem schrecklichen Krachen des Artilleriebeschusses klingelte.
    Diomed setzte sich von ihm ab, und er zog das graue Pferd mit sich. Fletchers Blut war getrocknet und bildete eine Kruste auf Diomeds Flanke. Fliegen krochen über das Blut.
    Ein Highlander fluchte entsetzlich, als seine Kameraden von ihm fortmarschieren. Er hockte auf allen vieren, und es war keine Verletzung zu sehen, doch dann blickte er zu Sharpe auf, keuchte eine letzte Verwünschung und sackte vornüber zusammen. Weitere Fliegen versammelten sich auf der klaffenden Bauchwunde. Ein anderer Mann kroch durch die Stoppeln des Feldes und zerrte seine Muskete am Riemen hinter sich her.
    »Ruhig jetzt!«, rief Harness. »Zum Teufel mit eurer Hast! Es geht um keinen Wettlauf! Denkt an eure Mütter!«
    »Mütter?«, fragte Blackiston.
    »Aufschließen!«, rief ein Sergeant. »Schließt auf!«
    Die Marathen-Kanoniere luden jetzt fieberhaft die Geschütze, doch diesmal mit Kartätschen. Der Rauch löste sich auf und wurde von der sanften Brise davongetragen, und Sharpe konnte die Schemen von Männern im Pulverrauch sehen, die Ansetzer in Läufe und Munition in Rohre rammten. Andere Männer brachten die vom Rückstoß zurückgeschleuderten Geschütze

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