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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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befand sich der Artilleriepark mit seinen sechsundzwanzig Kanonen, und danach kamen die Reihen der Sepoys, wo Kinder schrien, Hunde kläfften und Frauen Fladen von Ochsendung für die abendlichen Feuer auf ihren Köpfen trugen. Als Letztes ritt McCandless’ Trupp durch die Reihen des 78., ein Highland-­Regiment mit Kilts, und die Soldaten salutierten McCandless und blickten dann auf die roten Aufschläge auf Sharpes Uniformrock und riefen die zwangsläufigen Beleidigungen.
    »Kommst du, um zu sehen, wie richtige Männer kämpfen, Sergeant?«
    »Hast du jemals richtig gekämpft?«, konterte Sharpe.
    »Was tut ein Haferkuchen hier?«
    »Ich bin bekommen, um euch Jungs eine Lektion zu erteilen.«
    »Worin? Im Kochen?«
    »Dort, wo ich herkomme, wird das Kochen von den Männern in den Weiberröcken erledigt«, sagte Sharpe.
    »Das reicht, Sharpe«, blaffte McCandless. Der Colonel trug selbst gern einen Kilt. Er behauptete, dass der Kilt geeigneter als eine Hose für indische Hitze sei. »Wir möchten dem General unsere Aufwartung machen«, sagte McCandless und lenkte sein Pferd auf die größeren Zelte in der Mitte des Lagers zu.
    Es war zwei Jahre her, seit Sharpe seinen alten Colonel zum letzten Mal gesehen hatte, und er bezweifelte, dass Major General Sir Arthur Wellesley sich jetzt als freundlicher erweisen würde, als er es jemals gewesen war. Sir Arthur war immer ein kalter Fisch gewesen, der mit Lob sparte und dessen Missbilligung Angst machte, und sein meist gleichgültiger Blick schaffte es, Sharpe das Gefühl zu geben, bedeutungslos und unzulänglich zu sein. Deshalb hielt sich Sharpe zurück, als McCandless vor dem Zelt des Generals absaß.
    Der General, immer noch ein junger Mann, stand neben sechs angepflockten Pferden und war offensichtlich in heller Wut. Eine Ordonnanz mit dem blauen Rock mit gelben Aufschlägen des 19. Dragoner-Regiments hielt einen großen grauen Hengst am Zaumzeug, und Wellesley tätschelte das Pferd und fuhr dazwischen das halbe Dutzend Adjutanten an, das sich in der Nähe aufhielt. Eine Gruppe von Offizieren, Majors und Colonels stand neben dem Zelt des Generals und ließ darauf schließen, dass ein Kriegsrat wegen der Krankheit des Pferdes unterbrochen worden war. Der graue Hengst litt offensichtlich. Er zitterte, rollte mit den Augen, und Schweiß oder Speichel tropfte von seinem hängenden Kopf.
    Wellesley wandte sich um, als sich McCandless und Sevajee näherten. »Können Sie ein Pferd zur Ader lassen, McCandless?«
    »Ich kann es mit einem Messer versuchen, Sir, wenn das hilft«, antwortete der Schotte.
    »Es hilft nicht, verdammt!«, erwiderte Wellesley wütend. »Ich will ihn nicht schlachten, ich will ihn zur Ader gelassen haben. Wo ist der Beschlagmeister?«
    »Wir suchen nach ihm, Sir«, erwiderte ein Adjutant.
    »Dann findet ihn, verdammt! Ruhig, Junge, ruhig!« Diese letzten Worte galten in beruhigendem Tonfall dem Hengst, der ein klägliches Wiehern ausstieß. »Er hat Fieber«, erklärte Wellesley McCandless, »und wenn er nicht zur Ader gelassen wird, wird er sterben.«
    Ein Pferdepfleger eilte zum General. Er hielt Wellesley schweigend einen offenen Messingbehälter und einen Klöppel mit quadratischem Kopf hin. Im Messingbehälter befanden sich der Griff einer Aderlassfliete und eine Auswahl von verschieden großen, scharf geschliffenen Dreiecksmessern, die auf den Griff aufgesetzt werden mussten. Am unteren Ende hatte der Griff eine Verdickung, auf die der Klöppel schlagen musste, um das Messerdreieck in die Vene zu treiben.
    »Was soll ich damit?«, blaffte der General. »Ich kann kein Pferd zur Ader lassen.« Er blickte zu seinen Adjutanten und dann zu den ranghohen Offizieren beim Zelt. »Jemand muss doch wissen, wie das geht!«
    Sie waren allesamt Männer, die mit Pferden lebten und behaupteten, sie zu lieben, doch keiner wusste, wie ein Pferd zur Ader gelassen wurde, denn das war ein Job für Diener. Schließlich erklärte ein schottischer Major, dass er eine leise Ahnung hätte, wie man das machte. Und so gab man ihm den Messingbehälter und den Klöppel. Er zog seinen roten Rock aus, wählte aufs Geratewohl eines der dreieckigen Messer, befestigte es am Griff und trat zu dem zitternden Hengst. Er setzte die Fliete am Hals des Pferdes an und hob mit der rechten Hand den Klöppel an.
    »Nicht so!«, rief Sharpe. »Sie werden das Tier töten!«
    Die anwesenden Männer starrten ihn an, während der schottische Major, der noch nicht mit dem Klöppel

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