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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Kriegsgericht, erhielt als Strafe aber nur sechs Monate ohne Sold. Nur sechs Monat ohne Sold, Sharpe, das ist wie das Gutheißen von Mord! Doch Wellesley bestand darauf, dass die Company ihn entlässt, und er plante, Dodd vor ein ziviles Gericht zu bringen, das ihn zum Tode verurteilt hätte, und da beging Dodd Fahnenflucht.« Der Colonel schwieg einen Moment, bevor er fortfuhr: »Ich wünschte, ich könnte sagen, wir verfolgen ihn wegen des Mordes, Sharpe, aber das ist nicht der Fall. Wir verfolgen ihn, weil er seine Männer zum Desertieren überredet hat. Wenn das erst Schule macht, könnte es nie aufhören, und wir müssen den anderen Sepoys zeigen, dass Fahnenflucht stets bestraft wird.«
    Kurz vor Einbruch der Nacht, als der Regen aufhörte und Sharpe fast seine Qual hinausgeschrien hätte, weil seine Muskeln schmerzten und seine Waden bluteten, näherte sich ein Reitertrupp. Für Sharpe sahen die Reiter wie silladars aus, wie Söldner, die ihre Dienste, Waffen und Pferde an die britische Armee verkauften, und er zog seine Stute an den linken Straßenrand, um den schwer bewaffneten Männern Platz zu machen, doch deren Führer verlangsamte und hob grüßend eine Hand.
    »Colonel!«, rief er.
    »Sevajee!« McCandless gab seinem Pferd die Sporen und ritt dem Inder entgegen. Er streckte die Hand aus, und Sevajee ergriff sie.
    »Sie haben Neuigkeiten?«, fragte McCandless.
    Sevajee nickte. »Ihr Freund ist in Ahmadnagar, Colonel. Er hat das Kommando über Mathers’ Regiment erhalten.« Er grinste breit und zeigte gelbliche Zähne. Er war ein junger Mann, bekleidet mit den Überresten einer hellblauen Uniform, die Sharpe nicht kannte. Der Uniformrock hatte europäische Epauletten, eine weiße Seidenschärpe und darunter ein Koppel mit Säbelscheide, beides fleckig von getrocknetem Blut.
    »Sergeant Sharpe«, stellte McCandless vor, »dies ist Syud Sevajee.«
    Sharpe nickte grüßend. »Sahib«, sagte er, denn da war etwas an Syud Sevajees Verhalten, das darauf schließen ließ, dass er ein Mann von Stand war.
    »Der Sergeant hat Lieutenant Dodd gesehen«, erklärte McCandless. »Er wird sicherstellen, dass wir den richtigen Mann gefangen nehmen.«
    »Killt die Europäer, und ihr werdet sicher sein«, sagte Sevajee, und Sharpe hatte den Eindruck, dass es nicht wirklich im Scherz gemeint war.
    »Ich will ihn lebend gefangen nehmen«, sagte McCandless gereizt, »damit Gerechtigkeit geschehen kann. Oder möchten Sie lieber glauben, dass ein britischer Offizier einen Mann totschlagen kann, ohne bestraft zu werden?«
    »Das glauben wir ohnehin«, sagte Sevajee leichthin, »aber wenn Sie Skrupel haben sollten, McCandless, dann werden wir Mister Dodd gefangen nehmen.« Sevajees Männer, ein Dutzend wild aussehende Krieger, bewaffnet mit allem, vom Pfeil und Bogen bis zu Lanzen, hatten hinter McCandless ihre Pferde gezügelt.
    »Syud Sevajee ist ein Marathi, Sharpe«, erklärte McCandless.
    »Einer der romantischen, Sir?«
    »Romantisch?« Sevajee wiederholte das Wort überrascht.
    »Er steht auf unserer Seite, wenn es das ist, was Sie meinen«, sagte McCandless.
    »Nein«, beeilte sich Sevajee, den Colonel zu korrigieren, »ich bin ein Gegner von Beny Singh, und solange er lebt, helfe ich den Feinden meines Feindes.«
    »Warum ist dieser Mann Ihr Feind, Sir, wenn Ihnen die Frage nichts ausmacht?«, fragte Sharpe.
    Sevajee berührte den Griff seines tulwar , als sei es ein Fetisch. »Weil er meinen Vater umgebracht hat, Sergeant.«
    »Dann hoffe ich, dass Sie den Bastard schnappen, Sir.«
    »Sharpe!«, fuhr McCandless ihn tadelnd an.
    Sevajee lachte. »Mein Vater«, erklärte er Sharpe, »führte eine der compoo s des Radschas von Berar. Er war ein großer Krieger, Sergeant, und Beny Singh war sein Rivale. Er lud meinem Vater zu einem Fest ein und servierte ihm Gift. Das war vor drei Jahren. Meine Mutter beging Selbstmord, doch mein jüngerer Bruder dient Beny Singh, und meine Schwester ist eine seiner Konkubinen. Auch sie werden sterben.«
    »Und Sie sind entkommen, Sir?«, fragte Sharpe.
    »Ich diente in der Kavallerie der East India Company, Sergeant«, antwortete Sevajee. »Mein Vater glaubte, dass man seinen Feind kennen muss, und so schickte er mich nach Madras.«
    »Wo wir uns kennen lernten«, sagte McCandless brüsk, »und jetzt dient Sevajee mir.«
    »Weil ihr Briten als Gegenleistung Beny Singh meiner Rache ausliefern werdet«, erklärte Sevajee. »Und mit ihm natürlich die Belohnung für Dodd.

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