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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zugeschlagen hatte, ziemlich erleichtert wirkte.
    »Sie halten die Fliete falsch«, erklärte Sharpe. »Sie müssen sie senkrecht zur Vene halten, nicht waagerecht zu ihr.« Ihm schoss das Blut in die Wangen, weil er seinen Tadel vor dem General und all den ranghohen Kollegen des schottischen Offiziers ausgesprochen hatte.
    Wellesley blickte Sharpe finster an. »Können Sie ein Pferd zur Ader lassen?«
    »Ich kann die Gäule nicht reiten, Sir, aber ich weiß, wie man sie zur Ader lässt. Ich habe im Stall eines Gasthofs gearbeitet«, fügte Sharpe hinzu, als sei dies Erklärung genug.
    »Haben Sie tatsächlich schon mal ein Pferd zur Ader gelassen?«, wollte Wellesley wissen. Er zeigte nicht die geringste Überraschung, einen Mann von seinem alten Regiment im Lager zu sehen, denn er war viel zu sehr vom Leiden seines Hengstes abgelenkt, um sich Sorgen um Soldaten zu machen.
    »Ich habe Dutzende zur Ader gelassen«, sagte Sharpe, was stimmte, doch diese Pferde waren schwere Karrengäule gewesen, und dieser Hengst war offensichtlich ein Vollblut.
    »Dann tun Sie es, verdammt«, sagte der General. »Stehen Sie nicht da herum, tun Sie es!«
    Sharpe wählte ein Messerdreieck aus dem Messingbehälter, das ihm die richtige Größe zu haben schien, und nahm dem Major den Klöppel aus der Hand. Er überprüfte, ob das Messer scharf und sauber war, und näherte sich dann dem Hengst.
    »Sie werden ihn festhalten müssen«, sagte er zu Wellingtons Ordonnanz.
    »Er kann sehr lebhaft sein, Sergeant«, warnte der Dragoner mit leiser Stimme, bedacht darauf, keinen weiteren Ausbruch von Wellesley zu provozieren.
    »Dann hängen Sie sich hart an ihn«, sagte Sharpe und streichelte dem Hengst den Hals, um nach der Drosselvene zu tasten.
    »Wie viel werden Sie rauslassen?«, fragte Wellesley.
    »So viel, wie nötig ist«, erwiderte Sharpe, der nur wusste, dass er dem Tier auf keinen Fall mehr als acht Liter abzapfen durfte, wenn er es nicht umbringen wollte.
    Der Hengst war nervös und versuchte, vor der Ordonnanz zurückzuweichen.
    »Streicheln Sie ihn, Sir«, sagte Sharpe zum General. »Geben Sie ihm das Gefühl, dass dies nicht das Ende der Welt sein wird.«
    Wellesley nahm den Kopf des Hengstes und rieb ihm liebevoll über die Nüstern. »Es ist alles in Ordnung, Diomed«, sagte er. »Wir sorgen dafür, dass es dir bald wieder besser geht. Machen Sie weiter, Sharpe.«
    Sharpe hatte die Drosselvene gefunden und setzte jetzt die Fliete über der Ader an. Er hielt sie in der linken Hand und den Klöppel, den er benötigte, um das scharfe Messerdreieck durchs Fell in die Vene zu treiben, in der rechten.
    »Alles ist gut, Junge«, murmelte er dem Pferd zu. »Nur ein Stich, nichts Schlimmes.« Dann schlug er hart mit dem Klöppel gegen das dicke Ende der Aderlassfliete.
    Die Metallspitze schnitt durch Fell und Haut und Fleisch in die Vene, und das Pferd stieg auf, aber Sharpe hatte mit dieser Reaktion gerechnet und hielt die Fliete an Ort und Stelle, während warmes Blut über seinen Tschako spritzte.
    »Halten Sie ihn!«, rief er Wellesley zu, und der General schien nichts dabei zu finden, dass ihm ein Sergeant einen Befehl gab. Gehorsam zerrte er Diomeds Kopf herunter. »So ist es gut«, sagte Sharpe. »Halten Sie ihn so, Sir, halten Sie ihn.« Er übte ein wenig Druck auf die Fliete aus, sodass sie schräger am Fell lag und so den Schlitz in der Ader vergrößerte. Das Blut pulsierte nun heraus, rann über die Flanke des Hengstes, tränkte Sharpes roten Rock und bildete eine Lache zu seinen Füßen.
    Das Pferd zitterte, doch Sharpe spürte, dass es sich beruhigte. Indem er den Druck von der Fliete nahm, konnte er den Blutfluss verlangsamen, und nach einer Weile floss nur noch ein dünnes Rinnsal. Das Zittern des Pferdes hörte auf. Sharpe zog das Dreiecksmesser heraus. Seine rechte Hand und der Arm waren blutüberströmt.
    Er spuckte auf seine saubere linke Hand und wischte dann die kleine Wunde im Fell des Hengstes ab.
    »Ich nehme an, er wird es überleben, Sir«, sagte er zum General, »aber ein bisschen Ingwer im Futter könnte helfen.« Das war ein weiterer Trick, den er gelernt hatte, als er für den Gasthof gearbeitet hatte.
    Wellesley streichelte Diomed die Nüstern, und das Pferd, dem plötzlich das Theater ringsum gleichgültig war, senkte den Kopf und knabberte an einem kärglichen Grasbüschel. Der General lächelte, und seine miese Laune war verflogen.
    »Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet«, sagte Wellesley und übergab

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