Sharpes Sieg
Da war eine Frau bei Pohlmann, doch alles, was Dodd von ihr sehen konnte, war eine mit Edelsteinen geschmückte Hand, die über die Einfassung des Sitzes hing.
»Also erzählen Sie, was Sie erfahren haben, Major«, befahl Pohlmann.
»Die Briten sind nahe beim Godavari, Sir, aber sie sind in zwei Truppen aufgeteilt, und keine hat mehr als sechstausend Infanteristen. Wellesley ist am nächsten zu uns, während sich Stevensons Soldaten westwärts halten. Ich habe eine Karte mit ihren Positionen gemacht, Sir.« Dodd hielt ein Papier zu dem schwankenden Sitz auf dem Elefanten hoch.
»Hofft er, uns in die Zange nehmen zu können?«, fragte Pohlmann und griff hinab, um dem Major die Karte aus der Hand zu nehmen. »Nicht jetzt, Liebchen«, sagte er zu der Frau hinter dem Vorhang.
»Ich stelle mir vor, dass sie wegen der Straßen geteilt bleiben, Sir«, sagte Dodd.
»Natürlich.« Pohlmann fragte sich, warum Dodd ihm so etwas Offenkundiges sagte. Der Bedarf der Briten an anständigen Straßen war viel größer als der der Marathen, denn die Briten transportierten all ihre Nahrungsmittel auf Ochsenkarren, und die schwerfälligen Fahrzeuge konnten nur über Terrain fahren, das so glatt wie die Grasebenen war. Was bedeutete, dass die beiden feindlichen Armeen nur vorrücken konnten, wenn der Boden glatt oder die Straßen entsprechend waren. Das machte ihre Bewegungen unbeholfen, und es erschwerte es doppelt, Sindhias Armee in die Zange zu nehmen.
Doch jetzt, dachte Pohlmann, musste der britische Kommandeur ordentlich über Sindhias Absichten verwirrt sein. Und Sindhia ebenfalls, was das anbetraf, denn der Maharadscha holte von seinen Astrologen taktischen Rat ein statt von seinen europäischen Offizieren, was bedeutete, dass sich die große Horde gezwungen sah, sich bei ihrem Marsch am Funkeln der Sterne, der Deutung von Träumen und den Innereien von Ziegen zu orientieren.
»Wenn wir jetzt südwärts marschieren«, drängte Dodd, »könnten wir Wellesleys Männern südlich von Aurangabad eine Falle stellen. Stevenson ist zu weit entfernt, um ihn zu unterstützen.«
»Das klingt nach einer guten Idee«, stimmte Pohlmann freundlich zu und steckte Dodds Karte in die Tasche.
»Da muss es doch einen Plan geben«, sagte Dodd gereizt.
»Muss es?«, fragte Pohlmann leichthin. »Höher, Liebchen, ja, da tut’s gut!« Die mit Juwelen geschmückte Hand war im Sitz verschwunden. Pohlmann schloss einen Moment verzückt die Augen, dann öffnete er sie wieder und lächelte zu Dodd hinab. »Der Plan ist zu warten, ob Holkar zu uns stoßen wird.«
Holkar war der mächtigste aller Marathen-Anführer, doch er wartete den rechten Augenblick ab, unsicher, ob er sich Sindhia und dem Radscha von Berar anschließen oder den Krieg mit seinen intakten riesigen Streitkräften aussitzen sollte.
»Und der nächste Teil des Plans ist es, einen durbar abzuhalten«, fuhr Pohlmann fort. »Haben Sie jemals an einem durbar teilgenommen, Dodd?«
»Nein, Sir.«
»Es ist eine Ratsversammlung, ein Komitee der Alten und Weisen – oder eher der Senilen und Geschwätzigen. Es wird über den Krieg diskutiert, ebenso über die Position der Sterne, die Laune der Götter und das Ausbleiben des Monsuns, und wenn der durbar vorbei ist, wenn er überhaupt jemals endet, werden wir unseren Marsch fortsetzen. Aber vielleicht wird eine Art Entscheidung gefallen sein, dass wir uns nach Nagpur zurückziehen oder nach Haidarabad vorrücken oder uns ein Schlachtfeld aussuchen und den Briten erlauben, uns anzugreifen, oder bis zum Jüngsten Tag marschieren – genau kann ich Ihnen das nicht sagen. Ich werde natürlich meinen Rat geben, aber wenn Sindhia in der Nacht vor dem durbar von Affen träumt, könnte selbst Alexander der Große ihn nicht überreden zu kämpfen.«
»Aber Sindhia müsste es besser wissen, als zuzulassen, dass sich die beiden britischen Streitkräfte vereinigen, Sir«, sagte Dodd.
»Das weiß er, in der Tat, das weiß er. Unser Herr und Meister ist kein Dummkopf, aber er ist unergründlich. Wir warten, bis die Omen günstig sind.«
»Sie sind jetzt günstig«, wandte Dodd ein.
»Es liegt nicht an Ihnen oder mir, das zu entscheiden. Wir Europäer können uns auf den Kampf verlassen, doch nicht darauf, die Botschaften der Sterne zu lesen oder die Bedeutung der Träume zu verstehen. Doch wenn es zur Schlacht kommt, Major, können Sie sicher sein, dass die Sterne und Träume ignoriert werden und Sindhia alle Entscheidungen mir überlässt.«
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