Sharpes Trafalgar
an. »Ich will Cromwell haben«, sagte Sharpe und ging auf den Niedergang zum Hauptdeck zu. Cromwell blickte alarmiert drein, doch dann blockierte ein französischer Seesoldat Sharpes Weg.
»In Ihre Kabine, Monsieur!«, befahl Montmorin.
»Cromwell!«, rief Sharpe und versuchte, sich an dem Seesoldaten vorbeizuzwängen, doch ein zweiter Soldat mit Muskete und aufgepflanztem Bajonett trat Sharpe entgegen und trieb ihn zurück.
Pohlmann und Mathilde, die nicht auf dem Achterdeck gewesen waren, als die Franzosen an Bord gekommen waren, tauchten jetzt auf, und bei ihnen war der Schweizer Diener, der nicht mehr in tristes Grau gekleidet war und einen Degen trug. Er begrüßte Montmorin in fließendem Französisch, und der Kapitän der Revenant verbeugte sich tief vor dem sogenannten Diener. Dann sah Sharpe nichts mehr, denn die französischen Seesoldaten drängten die Passagiere vom Deck. Und Sharpe folgte Dalton widerwillig zu dessen Kabine, die doppelt so groß wie Sharpes Quartier und mit Holz anstatt Segeltuch abgeteilt war. Die Kabine war mit einer Koje, einem Schreibtisch und Stuhl und einer Truhe eingerichtet. Dalton bat Sharpe mit einer Geste, auf der Koje Platz zu nehmen, hängte sein Schwert und den Gurt an den Haken an der Tür und entkorkte eine Flasche.
»Französischer Brandy«, sagte er unglücklich, »um uns über den französischen Sieg zu trösten.« Er schenkte in zwei Gläser ein. »Ich dachte mir, Sie haben es hier komfortabler als im Bauch des Schiffes, Sharpe.«
»Das ist freundlich von Ihnen, Sir.«
»Und um ehrlich zu sein«, sagte der Major, »freue ich mich über etwas Gesellschaft. Ich befürchte, die nächsten Tage werden äußerst langweilig sein.«
»Das befürchte ich auch, Sir.«
»Aber sie können uns nicht ewig hier einsperren.« Er überreichte Sharpe ein Glas Brandy. Dann spähte er durch das Kajütfenster. »Weitere Boote und mehr Männer treffen ein. Schrecklich aussehende Gauner. Ich weiß nicht, wie Sie es gesehen haben, aber ich finde, dass Cromwell nur halbherzig versucht hat, dem Feind zu entkommen. Ich bin natürlich kein Seemann, aber Tufnell hat mir erzählt, dass wir noch andere Segel hätten setzen können. Ich glaube, er nannte sie Leesegel. Kann das stimmen?«
»Ich bezweifle, dass Peculiar es überhaupt versucht hat«, sagte Sharpe verdrossen.
Cromwell hat sich absichtlich vom Konvoi abgesondert, und dann ist er absichtlich hierhergesegelt, in dem Wissen, dass die Revenant ihn erwartet. Der englische Captain hat zum Schein einen Fluchtversuch gemacht und eine dürftige Schau von Widerstand geleistet, als Montmorin an Bord kam. Sharpe nahm immer noch an, dass die Calliope verkauft worden war, lange bevor die Revenant in Sicht gekommen war.
»Aber Sie und ich sind keine Seeleute«, sagte Dalton. Dann runzelte er die Stirn, als oben Stiefel über Deck trampelten, offenbar in Pohlmanns Quartier in der Achterkajüte. Etwas Schweres fiel aufs Deck, dann war ein scharrendes Geräusch zu hören. »Ach je«, stieß Dalton hervor, »jetzt plündern sie uns aus.« Er seufzte. »Der Allmächtige weiß, wann wir alle freigelassen werden. Ich hoffe, dass wir wenigstens im Herbst zu Hause sein werden.«
»Es wird in Edinburgh kalt sein, Sir«, sagte Sharpe.
Dalton lächelte. »Ich hab ganz vergessen, wie sich Kälte anfühlt. Wo sind Sie daheim, Sharpe?«
Sharpe zuckte mit den Schultern. »Ich habe in London und Yorkshire gelebt, Sir, und ich weiß nicht, ob ich das als Zuhause bezeichnen kann. Die Armee ist mein richtiges Zuhause.«
»Kein schlechtes, Sharpe. Da hätten Sie es schlimmer treffen können.«
Der Brandy machte Sharpe benebelt, und er lehnte ein zweites Glas ab. Das Schiff, bisher sonderbar ruhig auf dem Wasser, schaukelte. Sharpe ging zum Kajütfenster und sah, dass die französischen Seeleute die Ersatzspieren vom Hauptdeck mit Beibooten zur Revenant brachten, während andere Boote Weinfässer, Wasser und Nahrungsmittel hinüber transportierten.
Das französische Kriegsschiff war höchstens halb so lang wie die Calliope, aber seine Decks waren viel höher. Alle Stückpforten waren jetzt geschlossen, doch es wirkte immer noch bedrohlich, wie es sich im Ozean hob und senkte. Das Kupfer an seiner Wasserlinie glänzte und ließ darauf schließen, dass erst vor Kurzem der Rumpf sauber geschrubbt worden war.
Schritte erklangen in dem engen Durchgang, und plötzlich klopfte es an der Tür.
»Herein!«, rief Major Dalton. Er erwarte einen der anderen
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