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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Botschafter das nur getan hatte, um ihm zu zeigen, wie das ging, und dankbar griff er ebenfalls nach einem Nussknacker. »Und? Wie geht es Ihrem Kopf, Sharpe?«, fragte Henry Wellesley.
    »Er heilt, Sir, danke.«
    »Kopfverletzungen sind schon übel«, bemerkte der Botschafter. »Ich hatte einen Assistenten in Indien, der sich den Kopf aufgeschlagen hat. Ich habe den armen Kerl bereits für tot gehalten, doch nach nur einer Woche war er geheilt und ganz der Alte.«
    »Sie waren in Indien, Sir?«, fragte Sharpe.
    »Zweimal«, antwortete Henry Wellesley. »Auf der zivilisierten Seite natürlich. Mir gefällt das Land.«
    »Mir auch, Sir«, sagte Sharpe. Er war halb verhungert, und so brach er eine weitere Schere auf und tunkte sie in eine Schüssel mit geschmolzener Butter. Dankbar schloss Lord William Russell sich ihm an. Während die beiden aßen, genossen die anderen Männer eine Zigarre.
    Es war Februar, doch warm genug, dass die Fenster offen standen. Brigadier Moon schwieg. Er gab sich damit zufrieden, Sharpe einfach nur böse anzufunkeln, während sich Sir Thomas Graham bitterlich über ihre spanischen Verbündeten beschwerte. »Die zusätzlichen Schiffe sind noch nicht von den Balearen eingetroffen«, knurrte er, »und ich habe auch noch keine der Karten gesehen, die sie uns versprochen haben.«
    »Ich bin sicher, beides wird noch kommen«, sagte Henry Wellesley.
    »Und die Schiffe, die wir bereits haben, werden von Feuerflößen bedroht. Die Franzosen bauen gerade fünf von den Dingern.«
    »Ich bin sicher, Sie und Admiral Keats werden sich mit Freuden um diese Flöße kümmern«, erklärte Henry Wellesley mit fester Stimme. Dann wechselte er das Thema und schaute zu Sharpe. »Brigadier Moon hat mir erzählt, dass Sie die Brücke über den Guadiana gesprengt haben.«
    »Ja, das haben wir.«
    »Was für eine Erleichterung. Alles in allem betrachtet, Sir Barnaby«, Wellesley drehte sich zu Moon um, »war das eine äußerst erfolgreiche Operation.«
    Moon rutschte auf seinem Stuhl hin und her und zuckte dann unwillkürlich zusammen, als ein stechender Schmerz durch sein Bein fuhr. »Sie hätte aber noch besser laufen können, Exzellenz.«
    »Wie das?«
    »Um das zu verstehen, muss man Soldat sein«, erklärte Moon, ohne groß nachzudenken. Sir Thomas legte missbilligend die Stirn in Falten, doch Moon dachte nicht daran, einen Rückzieher zu machen. »Das war bestenfalls ein fragwürdiger Erfolg«, fuhr er fort, »ein sehr fragwürdiger Erfolg.«
    »Ich habe im 40th Regiment of Foot gedient«, sagte Henry Wellesley. »Das mag ja vielleicht nicht meine größte Stunde gewesen sein, aber ich bin nicht gänzlich unwissend, was das Kriegshandwerk betrifft. Also: Warum bezeichnen Sie diesen Erfolg als ›fragwürdig‹, Sir Barnaby?«
    »Es hätte einfach besser laufen können«, antwortete Moon, als wäre das Thema damit erledigt.
    Der Botschafter nahm eine angeschnittene Zigarre von einem Diener entgegen und beugte sich dann vor, um sie sich anzünden zu lassen. »Und da habe ich Sie extra eingeladen«, sagte er, »damit Sie uns von Ihrem Triumph erzählen können. Sie sind genauso zugeknöpft wie mein Bruder, Sir Barnaby.«
    »Der Vergleich mit Lord Wellington schmeichelt mir, Exzellenz«, erwiderte Moon steif.
    »Einmal«, fuhr Henry Wellesley fort, »hat Arthur mir aber von einer seiner Taten erzählt, und das war keine, bei der er sich große Meriten verdient hätte.« Der Botschafter blies eine Rauchwolke zum Kristallleuchter hinauf. Sir Thomas und Lord Pumphrey verhielten sich vollkommen still, als wüssten sie, dass sich etwas im Raum zusammenbraute, und auch Sharpe fühlte etwas und schob die Krabben beiseite. »In Assaye hat es ihn vom Pferd geworfen«, fuhr der Botschafter fort. »Ja, ich glaube, so hieß der Ort. Aber wie auch immer – er fand sich mitten in den feindlichen Linien wieder, und alle waren davongaloppiert. Da wusste er, dass er sterben würde, hat er mir erzählt. Er war vom Feind umzingelt, alles Wilde, und dann erschien wie aus dem Nichts ein britischer Sergeant. Ja, er hat gesagt ›wie aus dem Nichts‹!« Henry Wellesley wedelte mit der Zigarre, als wäre sie ein Zauberstab, mit dem er die Szene heraufbeschwören konnte. »Was dann folgte, hat Arthur gesagt, war der beste Ausdruck des Soldatentums, den er je gesehen hat. Er schätzt, dass der Sergeant fünf Männer zu Boden gestreckt hat – mindestens , hat er gesagt. Der Kerl hat sie einfach niedergemetzelt! Und das ganz

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