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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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funktionstüchtig ist. Unsere erste Laborstunde ist am Mittwoch, dann will ich keine Ausreden mehr hören.«
    Zoe kämpfte gegen ein hartnäckiges Gefühl von Unwirklichkeit – sie versuchte, eine Horde von Gedanken, die einander von Grund auf zu widersprechen schienen, irgendwie zusammen in ihren Kopf zu pferchen.
    »Wer ist denn deine neue Laborpartnerin, Mafer?«, fragte der Sportler, als er ihr einen der Zettel reichte. Er hatte kakaobraune Haut und ein strahlendes Lächeln, und Zoe war sich sicher, dass er es gewohnt war, jedes weibliche Wesen im Umkreis von fünfzehn Kilometern ins Schwärmen zu bringen.
    »Sie heißt Zoe«, antwortete Mafer.
    Zoe fuhr zu ihr herum. »Woher weißt du das?«
    »Mafer weiß alles«, scherzte der Sportler. Er schenkte Zoe ein umwerfendes Lächeln, bevor er zu seinem Tisch zurückging.
    Zoe legte die Hände auf den Tisch, um sich zu beruhigen. »Jetzt mal im Ernst: Woher wusstest du das?«
    »Ich kann hellsehen«, antwortete Mafer. »Außerdem ist Ms Hoover die Anwesenheitsliste durchgegangen. Du warst die Einzige, die nicht da war.«
    Ihre dunklen Augen waren groß und schimmerten, und in ihrem Blick lag eine wache Intelligenz. Etwas an Mafer ließ sie uralt erscheinen. Zoe rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl herum.
    »Ach ja, richtig.«
    Mafer hielt den Zettel hoch. »Sollen wir die Liste durchgehen? Willst du sehen, ob auch alle Zangen vorhanden sind und in den richtigen Fächern liegen?«
    »Klar.«
    Mafer las die Liste vor und Zoe überprüfte, ob die Gegenstände alle in der Schublade waren. Alles war in ausgezeichnetem Zustand; nichts fehlte.
    »Also, was ist Mafer eigentlich für ein Name?«, fragte Zoe, als ihre Tischnachbarin die Messbecher hervorholte. »Hat er eine Bedeutung?«
    »Das ist ein Spitzname – die Kurzform von Maria Fernanda. Maria Fernanda Aguilar Echevarria.«
    »Wozu sollte man den denn abkürzen wollen?«, scherzte Zoe.
    »Genau.« Ein trockenes Lächeln. »Meine Großeltern stammen aus Mexiko.«
    »Bist du in Shelter Bay geboren?«
    »Nein. Chicago. Aber meine Mutter ist im Auslandseinsatz. Mein Bruder und ich leben bei meiner Großmutter in Waterbreak. Wie bist du hier gelandet?«
    Ja, wie bin ich eigentlich hier gelandet? Eine gute Frage mit einer komplizierten Antwort. »Mein Dad und ich haben hier immer die Sommer verbracht. Und jetzt hat er beschlossen, dass wir ganz hierherziehen.«
    »Ihr steht euch nahe.«
    »Ja.« Beim Gedanken an Johnny lächelte Zoe. Die Vorstellung, dass er zu einem Elternabend bei der zugeknöpften Ms Hoover gehen würde, war wirklich komisch. Was sie wohl von ihm halten würde?, überlegte Zoe.
    »Und – geht’s dir jetzt besser?«
    »Besser?«
    »Du schienst ein bisschen durch den Wind, als du reingekommen bist. Ist jetzt alles okay?«
    Die Erinnerung an den heulenden Wind und die Fahrt über die Brücke brachte Zoes Herz erneut zum Rasen.
    Mafer musste ihr Gesicht beobachtet haben, denn sie sagte: »Sorry.«
    »Nein, ich …« Zoe schüttelte den Kopf. »Ich mag Wasser einfach nicht besonders.«
    Mafer nickte mitfühlend, wenn sie auch nicht sonderlich überrascht schien, und wartete einen Augenblick, wie um sie zu ermuntern weiterzusprechen. Doch Zoe wollte nicht mehr sagen. Sie konzentrierte sich ganz darauf, ihre Atmung zu beruhigen, indem sie versuchte, gleichmäßig ein- und auszuatmen. Fünfzehn Sekunden verstrichen, dann reichte Mafer Zoe eine Schachtel Streichhölzer und deutete mit dem Kopf Richtung Bunsenbrenner. »Lass uns das Ding mal anzünden.«
    Zoe überprüfte, ob die Löcher im Brenner geschlossen waren. Dann riss sie das Streichholz an.
    Zoe drückte auf den Knopf, öffnete den Gashahn und hielt das Streichholz an den Brenner. Dieser entzündete sich und augenblicklich schoss eine Stichflamme in die Höhe. Zoe schrie entsetzt auf, als ihr Ärmel Feuer fing.
    In der Klasse brach Chaos aus und alle schrien wild durcheinander, als Zoe mit ihrem brennenden Arm vor ihrem Gesicht herumwedelte. Mafer schnappte sich den Sweater, der über ihre Rückenlehne hing, und warf ihn über Zoes Arm, bevor sie das Gas abdrehte.
    »Was ist passiert?« Ms Hoover eilte herbei. »Was habt ihr angestellt?«
    »Zoe geht zur Krankenschwester«, verkündete Mafer. Sie nahm Zoes anderen Ellbogen und führte sie aus dem Klassenzimmer. Die Schüler wichen zur Seite, um den Weg für sie freizumachen. Zoe schoss durch den Kopf, dass ihre Klassenkameraden sich ein bisschen vor Mafer zu fürchten schienen.
    »Ja. Ja,

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