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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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wie sie darauf bestanden hatte, dass der Hund nicht schuld war, hatte ihn irritiert. Was hatte sie damit gemeint?
    »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?« Die Polizistin, eine junge Latina mit geschäftiger Miene, sah Carl mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Wir sind nur wegen dieses Strafzettels hier.« Carl reichte ihr den orangefarbenen Zettel.
    »Ich hatte mir seinen Truck ausgeliehen«, erklärte Will. »Wir wollen nicht, dass mein Onkel dafür belangt wird.«
    »Eine Minute.« Die Polizistin – Tejada stand auf ihrem Namenschild – tippte einige Zahlen in den Computer, dann wartete sie. Sie lächelte entschuldigend. »Langsam«, erklärte sie.
    »Nur keine Eile«, sagte Carl und lehnte sich an den Tresen.
    Ein leises, insektenähnliches Summen drang an Wills Ohr. Er schenkte dem Geräusch keine große Aufmerksamkeit, bis er sah, wie sein Onkel abrupt den Kopf hob.
    Will beobachtete, wie Carl sich umdrehte. Einige Meter weiter den Flur runter, in der entgegengesetzten Richtung zu der, in die Zoe verschwunden war, befand sich eine Arrestzelle. In einer Ecke saß eine Gestalt, vornübergebeugt und regungslos.
    Will hörte wieder das Geräusch. Es war ein lang gezogener, singsangähnlicher Ton.
    Entsetzen blitzte im Gesicht von Wills Onkel auf, als die Gestalt langsam, ganz langsam den Kopf hob. Will kannte den Mann nicht, doch der Ausdruck, der in seinen Augen stand, als er weitersang, war Furcht einflößend.
    »Hey, Klappe halten«, schnauzte Officer Tejada.
    Will packte seinen Onkel am Ellbogen. »Geht’s dir gut?«
    Carls Augen waren weit aufgerissen und einen Moment lang starrte er Will an, als habe er keine Ahnung, wer er war. Dann blinzelte er. »Ich glaube … Kannst du dich darum kümmern, Will?« Carl deutete auf Officer Tejada. »Ich muss mal an die frische Luft.«
    »Kennst du den Typen?«, fragte Will und sah zu dem Mann hinüber. Ein pockennarbiges Gesicht, blitzende Augen – er hatte ihn noch nie zuvor gesehen.
    »Nein.« Carls Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, als er an Will vorbeiging.
    Will starrte und der Mann starrte zurück. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht, sich windend wie eine giftige Natter. Seine Augen leuchteten golden und dann, mit einem Schlag, verschwand das Feuer aus ihnen. Es war, als sei er von einem flüchtigen Funken erhellt worden, der aufgelodert und dann erloschen war.
    »Okay«, sagte Officer Tejada schließlich mit einem stirnrunzelnden Blick auf den Computerbildschirm. »Solange der Strafzettel bezahlt wird, sollte es keinen weiteren Eintrag in die Akte Ihres Onkels geben. Sind Sie bereit, die Strafe jetzt zu begleichen?« Sie sah aus dunklen Augen zu Will auf.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis ihre Worte ihr Ziel erreichten und Will ihre Bedeutung verstand. »Ja«, sagte er schließlich. »Ja, ich kann das bezahlen.« Verstohlen schielte er zu dem Mann in der Arrestzelle hinüber, doch der hatte sich zur Wand gedreht.
    Will bezahlte den Strafzettel, dann wartete er im Flur auf Zoe. Als sie aus Barrys Büro kam, lief er ihr entgegen.
    »Uh. Das war anstrengend«, sagte Zoe. »Bei dir alles geklärt?«
    »Ja.« Will fasste sie sanft am Arm und führte sie so weit wie möglich von der Arrestzelle weg. Er warf einen Blick über seine Schulter, als sie auf den Ausgang zugingen, doch von dem Häftling war nichts zu hören.
    Der Regen war stärker geworden und auf dem Weg zum Auto klatschten die dicken Tropfen nur so auf sie herab. Carl saß bereits hinter dem Steuer und wartete auf sie.
    »Noch mal danke, Carl«, sagte Zoe, als sie hinter Will ins Auto kletterte. »Das war echt kein Spaß! Ich bin froh, dass ich Gesellschaft hatte.«
    Carl antwortete nicht – er nickte bloß, als er den Schlüssel im Zündschloss drehte und den Wagen zum Leben erweckte. Sämtliches Blut schien ihm aus den Adern gewichen zu sein.
    »Bloß weg hier«, sagte Will. Sie fuhren los und er beobachtete die Polizeistation im Rückspiegel, bis sie aus seinem Blick verschwand.
     
    Die Szene auf dem Polizeirevier hatte Will in Unruhe versetzt und nun – Stunden später – spulte er die Szene mit dem Hund in seinem Kopf in Endlosschleife ab. Wieder und wieder sah er die gefletschten Zähne aufblitzen, die angespannten Muskeln vorwärtsschießen; er spürte, wie sein Herz aussetzte, als der Labrador Zoe zu Boden riss. Er war von Angst erfüllt gewesen, Angst und Wut, und in seinem rasenden Zorn hätte er das Tier töten können.
    Er hatte den Hund gesehen, hatte gesehen, wie er

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