Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
Vom Netzwerk:
Oder er konnte sich einen Kaffee, stark genug, um darin Nägel zu schmelzen, bei Bella’s holen. Aber Angus hatte gesagt, er hätte einige Informationen über Carl herausgefunden, und dieses Café als Treffpunkt vorgeschlagen. Will war es mehr als recht, dass sie sich an einem Ort trafen, der sich irgendwie anonym anfühlte. Um halb neun an einem Wochentag war der Laden fast leer und die wenigen Leute, die da waren, starrten in ihre Laptops oder lasen und kümmerten sich nicht um die anderen um sie herum oder um deren Gespräche.
    Angus nippte an einem großen rosafarbenen schaumigen Drink mit Sahnehaube. »Ist es zu glauben, dass ich dieses Girliezeug trinke?«
    Will nahm auf dem Stuhl gegenüber von ihm Platz. »Ähm – willst du das wirklich wissen?«
    »Nein. Danke für deine Zurückhaltung.«
    »War nicht leicht.«
    Angus zog seine langen Beine unter dem kleinen Tisch hervor, womit er zur Stolperfalle für jeden wurde, der an ihnen vorbeiwollte. Er nahm einen weiteren Schluck von seinem gigantischen Drink und tat so, als erfordere das seine volle Aufmerksamkeit. »Willst du dir nicht auch was holen?«, fragte er beinahe hoffnungsvoll.
    Er will es mir nicht sagen, erkannte Will. »Ich brauch nichts.«
    »Pass auf …« Angus holte seufzend Luft. »Ich hab was über deinen Onkel rausgefunden.«
    »Genau.« Oh Gott, will ich den Rest überhaupt hören?
    »Er war dabei, als Kirk Worstlers Vater gestorben ist.«
    »Was?«
    »Er war Zeuge.« Will kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf, als Angus weitersprach. »Er hat gesehen, wie Ezekiel Worstler aus dem Fenster gesprungen ist.«
    Will stützte die Ellbogen auf den Tisch und fuhr sich durch die Haare. »Er hat den Selbstmord miterlebt.«
    »Ich hab mit einem von Barrys Kumpels drüben in der Station gesprochen. Einem von der Kripo. Er ist schon lange dabei. Ich sag dir nicht, wer es ist, aber er hat mir Carls Aussage rausgesucht. Ich hab eine Kopie.« Angus zog einen Umschlag aus seiner Schultertasche. »Willst du sie?«
    Will betrachtete den Umschlag misstrauisch. Er musste an die Büchse der Pandora denken. Wurde die Büchse einmal geöffnet, ließ sich das Böse, das sich darin befunden hatte, nicht mehr zurückbefördern. »Warum hat er mir nie davon erzählt?«, fragte Will.
    »Vielleicht wollte er nicht darüber reden«, mutmaßte Angus. »Oder er hatte vielleicht Angst, du würdest ihn für verrückt halten.«
    Will pflückte den Umschlag aus Angus’ Fingern. Die Aussage bestand aus drei handgeschriebenen Seiten, die schwer zu entziffern waren. Die schlechte Qualität der Kopie machte es auch nicht einfacher. Will, dem das wackelige Gekrakel seines Onkels dank den Weihnachts- und Geburtstagskarten aus den vergangenen achtzehn Jahren vertraut war, überflog die Seiten.
     
    Der Anruf kam Montagabend, um 19:34 Uhr, aus der Mill Gallery. Meine Securityfirma hatte die Alarmanlage dort installiert, ich hatte gerade Schicht, also bin ich hin.
    Als ich ankam, sah ich, dass die Eingangstür offen stand – jemand hatte das Glas eingeworfen und die Tür geöffnet. An dem Beet beim Eingang fehlte ein Ziegelstein in der Umrandung, daher bin ich davon ausgegangen, dass jemand ihn herausgebrochen hatte. Als ich das Gebäude betrat, sah ich Ezekiel Worstler. Er stand mit dem Rücken zu mir, aber als ich seinen Namen rief drehte er sich um. Er war gerade dabei, die Gemälde zu zerschlitzen. Ich fragte ihn, was er da tat. Zeke und ich sind zusammen auf die Highschool gegangen, aber ich war nicht sicher, ob er mich erkannt hatte. Etwas an seinem Gesichtsausdruck verriet mir, dass er nicht ganz bei Verstand war. Er war schon immer seltsam gewesen. Diese Familie – na ja, [durchgestrichen] .
    Die Mill Gallery steht über einem Fluss und gleich draußen gibt es ein funktionierendes Mühlrad. Nachts war es beleuchtet und ich konnte es in dem Spiegelglasfenster direkt hinter Zeke sehen.
    Ich war ein wenig besorgt, weil er ein Messer hatte, aber ich hatte Zeke noch nie gewalttätig erlebt, daher zog ich meine Waffe nicht. Er grinste mich nur an und drehte sich wieder zu den Bildern um. Daraufhin sagte ich seinen Namen und er erstarrte. Er drehte sich zu mir um und etwas in seinem Gesichtsausdruck veränderte sich. Nur für einen Moment. »Carl Archer?« , fragte er. Ich sagte noch einmal seinen Namen und er griff blitzartig in seinen Mantel.
    An dieser Stelle zog ich meine Waffe, aber Gott sei Dank habe ich nicht geschossen, denn er holte nur eine Flöte hervor. Er

Weitere Kostenlose Bücher