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Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Titel: Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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nachläßt, bis es sein Ziel erreicht hat. Wenn sich ein Pinkerton-Mann erst mal hier engagiert, sind wir alle verloren.«
    »Dann müssen wir ihn umlegen.«
    »Ah, das ist wohl der erste Gedanke, der Ihnen kommt! So wird es also die Loge erfahren. Habe ich Ihnen nicht gesagt, daß die Sache mit Mord enden wird?«
    »Sicher. Was ist schon Mord? Passiert es nicht oft genug in dieser Gegend?«
    »Das tut es, ganz gewiß. Aber ich habe keine Lust, auf den Mann zu zeigen, der umgebracht werden soll.
    Ich werde nie wieder ruhig schlafen. Und doch ist es unser eigener Hals, um den es jetzt geht. Was, in Gottes Namen, soll ich bloß tun?«
    Er rutschte hin und her in der Qual seiner Unentschlossenheit. Auf McMurdo hatten seine Worte tiefen Eindruck gemacht. Es war ihm anzumerken, daß er die Ansicht des anderen über die
    Gefahr und die Notwendigkeit, sie abzuwenden, teilte. Er packte Morris an der Schulter und schüttelte ihn.
    »Schauen Sie her, Mann«, rief er, und seine Stimme kreischte fast vor Erregung. »Sie erreichen gar nichts, wenn Sie herumschluchzen wie ein altes Weib bei der Totenwache. Reden wir über die Tatsachen.
    Wer ist dieser Mann? Und wo ist er? Wie haben Sie von ihm gehört? Warum sind Sie zu mir
    gekommen?«
    »Ich bin zu Ihnen gekommen, weil Sie der einzige sind, der mir raten kann. Ich habe Ihnen gesagt, daß ich im Osten einen Laden hatte, bevor ich hierher gekommen bin. Ich habe dort gute Freunde zurückgelassen, und einer von ihnen ist beim Telegrafendienst. Hier ist ein Brief, den ich gestern von ihm bekommen habe. Es ist dieser Teil hier oben auf der Seite. Sie können es selber lesen.«
    McMurdo las »Was machen die Scowrer in deiner Gegend? Wir lesen viel von ihnen in der Zeitung.
    Unter uns gesagt erwarte ich, bald Neuigkeiten von Ihnen zu hören. Fünf große Unternehmen und zwei Eisenbahngesellschaften haben die Sache jetzt in Angriff genommen. Sie meinen es ernst, und du kannst wetten, daß sie ihr Ziel erreichen. Sie scheuen keine Kosten. Pinkerton hat die Sache in ihrem Auftrag übernommen und setzt seinen tüchtigsten Mann ein, Birdy Edward. Dem Treiben muß endlich ein Riegel vorgeschoben werden.«
    »Und jetzt lesen Sie die Nachschrift.«
    »Natürlich ist das, was ich dir mitteile, streng vertraulich, da ich es durch meinen Dienst erfahren habe.
    Man hat täglich meterweise mit seltsam chiffrierten Nachrichten zu tun, deren Bedeutung man oft nicht entschlüsseln kann.«
    McMurdo saß eine Weile schweigend da, den Brief in der schlaffen Hand. Der Nebel hatte sich einen Augenblick lang gelichtet, und der Abgrund lag vor ihm.
    »Weiß irgend jemand davon?« fragte er.
    »Ich habe es niemandem sonst erzählt.«
    »Aber dieser Mann, Ihr Freund, kennt der noch mehr Leute, denen er dergleichen schreiben könnte?«
    »Nun ja, es kann gut sein, daß er den einen oder anderen hier kennt.«»Logenbrüder?«
    »Das ist gut möglich.«
    »Ich frage deshalb, weil es möglich wäre, daß er diesen Birdy Edwards in einem anderen Brief näher beschreibt — dann könnten wir ihm nämlich auf die Spur kommen.«
    »Möglich ist es schon. Aber ich glaube nicht, daß er ihn kennt. Er erzählt mir in seinem Brief ja nur ein paar Neuigkeiten, die er in seiner Dienststelle erfahren hat. Wie sollte er dazu kommen, diesen Pinkerton-Mann zu kennen?«
    McMurdo fuhr zusammen.
    »Mein Gott!« schrie er. »Ich hab's! Was für ein Esel war ich, daß ich nicht daran gedacht habe. Herr des Himmels! Aber wir haben Glück! Wir werden ihn unschädlich machen, bevor er uns etwas antun kann.
    Hören Sie, Morris, wollen Sie mir die Sache überlassen?«
    »Sicherlich, wenn Sie sie mir abnehmen wollen.«
    »Das tue ich. Sie dürfen ganz ruhig im Hintergrund bleiben und mir alles überlassen. Nicht einmal ihr Name braucht erwähnt zu werden. Ich werde so tun, als hätte ich selbst den Brief bekommen. Sind Sie damit zufrieden?«
    »Ich werde tun, was Sie mir sagen.«
    »Dann vergessen Sie, was wir hier geredet haben, und halten Sie den Mund. Ich werde jetzt in die Loge gehen. Der alte Pinkerton wird sich noch wundern.«
    »Sie wollen den Mann doch nicht umbringen?«
    »Je weniger Sie wissen, mein Freund Morris, desto leichter wird Ihr Gewissen sein, und desto besser schlafen Sie. Fragen Sie nichts, und Sie werden sehen, daß diese Angelegenheit sich von selbst erledigt.
    Ich kümmere mich schon darum.«
    Morris schüttelte traurig den Kopf, als er sich verabschiedete. »Ich habe das Gefühl, als klebe sein Blut an meinen

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