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Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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ein bodenlanges härenes Gewand und warf es über mich und die Last auf meinem Rücken. Es war eine Mönchskutte. Sie roch nach Mottenpulver.
    Nein, sie stank danach! Fast wäre mir schlecht geworden.
    „Ausgezeichnet!“, wiederholte Holmes. „Beugen Sie sich etwas vor.
    So! Und jetzt gehen Sie ein paar Schritte. Humpeln Sie, als wäre Ihr Bein zu kurz. Ja, genau so! Sie haben schauspielerisches Talent, mein Freund. Und nun Ihr Stichwort, Mr Kumimoto.“
    Im nächsten Moment glitt der Japaner unter der Kutte meinen Rücken entlang zu Boden. Geschmeidig rollte er sich ab und stand wieder auf.
    „Jetzt nicht vergessen, Watson, weiterhumpeln. Gut machen Sie das.“
    „Würden Sie mir bitte verraten, was das soll?“
    „Später! Jetzt wollen wir uns von Mr Kumimoto verabschieden. Mr Kumimoto, wir sehen uns in einer Stunde! Dann sind wir mit unseren Vorbereitungen fertig. Vergessen Sie das Feuerzeug nicht.“
    „Bestimmt nicht, Mistel Holmes. Habe die Ehle.“ Und damit war der Japaner verschwunden.
    „Holmes!“
    „Watson! Oder soll ich lieber Bruder Adson sagen?“
    „Bruder Adson? Moment mal, Holmes, ich bin nicht mehr katholisch! Ich habe mich wie unser gemeinsamer Freund Conan Doyle von diesem Irrglauben abgewandt.“
    „Ruhig, Bruder Adson, ruhig. Sie sind nämlich ab jetzt stumm.“
    „Nicht einmal mehr leise vor mich hinschimpfen darf ich? Ich finde diese Behandlung impertinent!“
    „Etwas mehr Demut deinem Abt gegenüber, mein Sohn, wenn ich bitten darf.“
    „Abt?“ Jetzt musste er endgültig verrückt geworden sein.
    „Versuchen Sie sich an Ihren alten Glauben zu erinnern. Rituale, Gebete, Hierarchien und so weiter. Vor allem aber Demut.“
    „Demut! Darf ich Sie fragen, Holmes, was das alles soll?“
    „Nein, Watson, dürfen Sie nicht. Einfach erinnern. Das dürfte fürs Erste genügen. Und rasieren Sie endlich Ihren Bart ab. Schließlich sind Sie jetzt Angehöriger des klerikalen Standes!“ Typisch Holmes! Eigentlich hätte ich beleidigt sein müssen, aber ich war solch ein Verhalten gewöhnt. Da der Bart bald wieder nachwachsen würde, griff ich seufzend zu meinem Rasiermesser und zog es über das Wetzleder.

    Am Abend kamen wir zu dritt in Kent’s Rest an. Ich fühlte mich außerordentlich unwohl, denn mein frisch rasiertes Gesicht war mir im Spiegel so nackt vorgekommen. Außerdem trug ich eine Kutte und mir war kalt an den bloßen Füßen in den Holzsandalen. Gott sei Dank hatte mein Freund mir keine Tonsur scheren müssen, denn für die hatte in den vergangenen Jahren Mutter Natur schon selbst gesorgt. Obwohl die Last, die ich an dem Gurtsystem unter meinem Ordenskleid trug, nicht allzu schwer war, ging ich krumm. Holmes hatte mich instruiert, auf keinen Fall ein Wort zu sprechen, was mir sehr recht war. Ich stützte mich auf einen Knotenstock und meine Webley baumelte an einer Kordel zwischen meinen Beinen.
    Wir waren telegrafisch angemeldet. Dr. Maltravers öffnete selbst.
    Miss Payton hatte wahrlich nicht untertrieben. Er war nicht nur außerordentlich kurzsichtig, er war total astigmatisch. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er uns. Dabei kam er mir so nahe, dass einzelne Haare seines imposanten Rauschebarts mein Gesicht berührten.
    „Gott zum Gruße!“
    „Pater, welche Freude! Ich habe Ihr Telegramm erhalten und Sie bereits erwartet. Oh, Sie sind nicht allein?“
    „Das ist mein Begleiter Frater Adson. Er hat ein Schweigegelübde abgelegt. Wenn Sie verstehen ...“
    Ich nickte zur Bestätigung stumm mit dem Kopf.
    „Natürlich, natürlich! Ich verstehe. Bitte, folgen Sie mir.“ Dr. Maltravers führte uns in die Halle und von dort in das, was Miss Payton die „Orangscherie“ genannt hatte. Unterwegs ließ sich Kumimoto, der sich bisher an meinen Schultern hängend hatte tragen lassen, geschmeidig zu Boden gleiten und verschwand irgendwo in der Dunkelheit des Hauses. Ich fühlte mich im wahrsten Wortsinne sehr erleichtert.
    Dr. Maltravers geleitete uns in das Gewächshaus, das von Gaslicht beleuchtet wurde. Es enthielt Hunderte von Orchideen. Manche hingen in Ampeln, andere wuchsen in Töpfen, wieder andere klammerten sich an Baumstämme. Die Vielfalt ihrer Farben und Formen und der Duft waren überwältigend. Außerdem war es wunderbar warm hier. Meine geplagten Füße freuten sich.
    Dr. Maltravers freute sich ebenfalls – über das, was Holmes aus seiner härenen Umhängetasche holte und auf einen Pflanztisch stellte. Es war, sorgfältig in weiches Papier

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