Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
Vom Netzwerk:
„Das würde es, Mister“, sagte er schließlich, streckte nun seinerseits den Arm aus und deutete auf eine Stelle schräg hinter uns. „Sie sind durch die Scharten da abgehauen, als ich geschrien hab und die Jungs mit den Wächtern die Treppe hochgekommen sind. Wie die Spinnen sind sie an der Wand hochgeklettert. Ein unheimlicher Anblick ...“

    „Fassen wir also zusammen“, sagte Holmes, als er, Lestrade und ich im Schatten des Uhrturms in der Kälte standen und unsere nächsten Schritte planten. „Wir haben eine unbekannte Anzahl mechanischer Soldaten, die ungefähr zweihundert Uhren erbeutet haben und dafür auch nicht vor brutalem Raubmord zurückgeschreckt sind.
    Nun haben die Kerlchen es auf größere Zahnräder abgesehen. Ich glaube allerdings nicht, dass sie schon auf Raubzug waren. Das hier war mehr eine Erkundungsmission.“
    „Wie wollen die kleinen Gnomen denn eines der großen Zahnräder den Turm hinunterschaffen?“, fragte ich argwöhnisch. Es war eine schreckliche Vorstellung, dass jemand aus welchen Gründen auch immer das beispielhafte Wunderwerk des menschlichen Fortschritts über uns zerstören könnte, das vor vierzig Jahren in Betrieb genommen worden war.
    „In der Legende hat der Golem die Kraft von vielen Männern.
    Wenn wir davon ausgehen, dass unsere tickenden Freunde ebenfalls von jüdischer Magie gespeist sind – schauen Sie nicht so, Lestrade! –, sollte es möglich sein, dass sie zu mehreren eines der Zahnräder stemmen können. Anscheinend kleben sie ja regelrecht am Mauerwerk, wenn sich unser Uhrputzer nicht getäuscht hat.“
    „Mh.“ Lestrade rieb sich das Kinn. Diesmal hatte er an seine Handschuhe gedacht – vielleicht hatten sich er und Mrs Lestrade aber auch einfach nur wieder versöhnt, wie Holmes schlussfolgern würde. „Wie geht es nun weiter?“
    „Wir müssen das Versteck der Gnomen finden. Und ihren Meister“, sprach ich meine Gedanken laut aus.
    „Richtig, Watson.“ Holmes nickte eifrig. Sah man einmal von den Todesfällen zu Beginn des Falls ab, gefiel ihm diese Episode sichtlich.
    Es war besser, als eingeschneit in der Baker Street zu sitzen und gegen die geistige Lethargie des Winters zu kämpfen. Ähnliches ergab sich jedes Mal im drückend heißen Hochsommer. „Und ich habe auch schon eine Idee, wie wir das bewerkstelligen werden. Dazu brauchen wir aber Ihre Befugnisse und ein paar Ihrer Männer, Inspektor.“ 

    Lestrade beorderte ein Dutzend Beamte vom Yard in den Uhrturm und instruierte diese getreu Holmes’ Anweisungen. Auch wenn Lestrade das nicht gern zugegeben hätte: Holmes hatte durchaus großen Einfluss auf die Polizei Londons. Mein Freund rechnete indes fest damit, dass die tickenden Krieger in den Uhrturm von Big Ben zurückkehren würden und es sich deshalb lohnte, hier mit einem kleinen Empfangskomitee auf sie zu warten.

    Das Warten überließ Holmes zunächst jedoch erst einmal mir und den von Lestrade zusammengetrommelten Polizisten. Der Detektiv selbst setzte sich kurz nach Anrücken der uniformierten Beamten ab und verließ den Turm, um „etwas zu besorgen“ , wie sich Holmes einmal mehr reichlich geheimniskrämerisch ausdrückte. Zuvor empfahl er Lestrade allerdings noch wärmstens, der Tower Bridge, die erst im Sommer durch den Fürsten von Wales und seine Ehefrau Alexandra von Dänemark eröffnet worden war, eine ebensolche Bewachung zuteilwerden zu lassen wie Big Ben. Denn auch in dem dampfbetriebenen Hebantrieb, der das Hochziehen der beiden Baskülen ermöglichte, waren laut Holmes’ Einschätzung genügend Teile verbaut, die für die mörderischen Uhrwerk-Diebe von Interesse sein könnten.
    Also übernahm der Inspektor die Wache im Pumpenhaus der Brücke, während Holmes unterwegs war, und ich derweil mit den Männern vom Yard im Uhrturm auf seine Rückkehr – oder das Erscheinen der tickenden Gnomen – wartete.
    Einige der Polizisten spielten in einer Ecke Karten auf dem Boden.
    Andere unterhielten sich über Probleme mit den Kindern, Ärger mit den Verwandten wegen einer Erbschaft, die Pferderennen am kommenden Wochenende oder einen Badeurlaub, den sie für den nächsten Sommer planten.
    Wir alle blickten auf, als ein Geräusch auf der Treppe ertönte. Die Bewegungen der Kartenspieler erstarrten. Doch es war nur Holmes, der zurückkehrte.
    „Was genau versprechen Sie sich von dieser Bewachung?“, fragte ich meinen Gefährten kurz darauf, da ich des Wartens im zugigen, eisigen Uhrturm allmählich müde wurde.

Weitere Kostenlose Bücher