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Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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„Wir sind doch nicht bloß hier, um einen Diebstahl zu verhindern, oder? Das könnten Lestrades Männer auch ohne uns.“
    „Richtig, Watson.“ Holmes zog an der Zigarette, die er sich von dem freigiebigen Constable mit einer Glückssträhne beim Kartenspiel geschnorrt hatte. „Ich möchte aber dabei sein, wenn die kleinen Kerle erneut vertrieben werden.“ Holmes streifte seine Lederhandschuhe über, die er aus seiner Manteltasche holte. „Passen Sie gut auf, alter Freund. Das wird ein Streich ganz nach ihrem schriftstellerischen Geschmack ...“

    Unsere Geduld sollte sich auszahlen, Holmes’ Vorhersage sich bewahrheiten. Sie kamen mit dem Zwielicht, das sich am Ende des kurzen Wintertages über London herabsenkte.
    „Nur die Ruhe“, wisperte Holmes. Dennoch umfasste auch der Detektiv seinen Stockdegen fester. In diesem Fall schien sich Holmes aber mit dem Gewicht der hölzernen Stockhülle als Schlagwaffe zu begnügen, denn die Klinge sah ich nicht. Auch die Polizisten konnten sich nur auf ihre Schlagstöcke verlassen. Lestrade hatte mir großzügigerweise einen dieser Stöcke ausgeliehen. So stand ich nun in vorderster Front neben meinem konzentrierten Freund und harrte des Angriffs der kleinen Zahnradkrieger. Aus deren Holzkörpern tönte ein hektisches Ticken, während sie nach und nach in den Scharten des Uhrturms erschienen, wo sie laut Donaldsons Aussage bereits früher am Tag verschwunden waren. Ihre Waffen kratzten leise über das Mauerwerk.
    Tick. Tick. Tick. Tick. Tick. Tick.
    Mein Herz raste. Ich zählte über zwanzig der kleinen Uhrwerkkrieger, die kopfüber an der rauen Steinwand hinabkletterten und sich uns gegenüber wie ein Bataillon aufstellten.
    Das Ticken wurde lauter, die Frequenz schneller. Es gab keinen Kriegsschrei, keinen mechanischen Gnom, der nach vorn trat, das Schwert senkte und in unsere Richtung deutete.
    Auf einmal stürmten die kleinen Krieger wie auf ein geheimes Zeichen hin gemeinsam auf uns los.
    Tick! Tick! Tick! Tick! Tick! Tick ...
    Die Gnomen schnellten vom Boden und genau auf Gesichter und Hälse zu, die Schwerter und Äxte zum Hieb oder Stich erhoben.
    Holmes sprang den kleinen Angreifern als Erster entgegen und ließ seinen Stock auf ihre hölzernen Häupter niederfahren. Ich wischte derweil einen Gnom, dessen Federbeine ihn nach oben katapultiert hatten, aus der Luft und verlor ihn nach seinem Aufprall im Uhrwerk aus den Augen, hörte aber ein befriedigendes Mahlgeräusch, als der kleine Krieger zwischen den großen Metallrädern zermalmt wurde. Ein stechender Schmerz am Bein ließ mich dann aber sogleich tänzelnd zurückweichen und allen Triumph verfliegen. Einer der mechanischen Gnomen hatte seine kleine, aber tödlich scharfe Schwertklinge wie ein Skalpell von der Seite in meine Wade gebohrt.
    Holmes sprang heran und zertrümmerte den Angreifer mit einem brutalen Hieb, dass Federn und Schrauben nur so in alle Richtungen spritzten.
    „Sind Sie in Ordnung?“
    Ich nickte mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    Mein Freund nickte zurück, wandte sich ab und ließ den Stockdegen auf einen anderen Gnom herabsausen. Dann klemmte er sich seinen Stock unter die linke Achselhöhle und zauberte ein Einmachglas mit Schraubverschluss aus seinem Mantel hervor. Holmes’ lange Finger schlossen sich fest um das Glas, als er es mit aller Kraft auf die allmählich zurückweichenden Aufziehkrieger schleuderte, die sich erneut unter den Scharten sammelten.
    Das Glas zersplitterte klirrend; sein flüssiger Inhalt ergoss sich über die tickenden Gnomen. Weiter geschah jedoch nichts. Diese Wendung überraschte alle im Uhrturm so sehr, dass das Kampfgeschehen für den Augenblick erstarb.
    „Das genügt! Rückzug!“
    Lestrades Männer folgten Holmes’ Befehl und zogen sich vorsichtig zurück, während die begossenen Gnomen uns aus vagen Holzgesichtern ohne Augen, Nasen oder Münder verwirrt anzustarren schienen. Die Uhrwerke in ihren Körpern und das große Uhrwerk hinter uns rasselten und knarzten um die Wette. Man konnte die Ratlosigkeit der kleinen Krieger förmlich spüren.
    Dann ging ein Ruck durch die Gruppe, und die Gnomen traten die Flucht an. Ein paar Polizisten wollten ihnen nachsetzen, doch Holmes hielt sie mit einer energischen Geste zurück.
    „ Nicht! Wir haben, was wir wollten.“ Schweigend beobachteten wir den eiligen Rückzug der tickenden Gnomen.

    Ich kümmerte mich zunächst um die beiden Beamten, die es am schlimmsten erwischt hatte. Die Hosen der beiden Männer

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