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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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sich schnell nach ihr um.
    »Ihr Leben gehört nicht Ihnen«, sagte er, »tun Sie nichts Unbedachtes.
    »Wem könnte ich wohl noch etwas nützen?«
    »Wie können Sie das wissen? Das Beispiel von geduldigem Leiden ist eine wertvolle Lektion für eine ungeduldige Welt.«
    Die Frau gab uns eine schreckliche Antwort. Sie hob den Schleier und trat ins Licht.
    »Ich weiß nicht, ob Sie es ertragen können«, sagte sie.
    Es war furchtbar. Kein Wort kann den Rahmen eines Gesichtes beschreiben, aus dem das Gesicht verschwunden ist. Zwei lebendige, und wunderschöne braune Augen sahen traurig aus einem schaurigen Ruin, und machten den Anblick eigentlich noch schrecklicher. Holmes hielt seine Hand in einer Geste von Mitleid und Protest hoch. Dann verließen wir zusammen das Zimmer.
    Zwei Tage später besuchte ich meinen Freund wieder. Mit Stolz wies er auf eine kleine blaue Flasche, die auf seinem Kamin stand. Ich nahm sie auf. Ein Aufkleber besagte, daß ein Gift drin war. Ein angenehmer Duft nach Mandeln stieg auf, als ich es öffnete.
    »Blausäure?«
    »Richtig. Es kam mit der Post. >Ich schicke Ihnen meine Versuchung. Ich werde Ihrem Rat folgen.< Das war die Botschaft. Watson, ich glaube, Sie können den Rat der tapferen Frau, die dies geschickt hat, leicht raten. «

    Shoscombe Old Place

    Lange hatte Sherlock Holmes über sein Mikroskop gebeugt gearbeitet. Nun streckte er sich und blickte triumphierend zu mir herüber.
    »Es ist Klebstoff«, sagte er. »Ganz gewiß ist es Klebstoff. Schauen Sie sich diese zerstreuten Objekte im Feld an!«
    Ich beugte mich über das Okular und stellte es für mich scharf ein. »Die Haare sind Fäden aus einem Tweedmantel. Die unregelmäßigen grauen Massen sind Staub. Diese braunen Blasen in der Mitte sind ganz bestimmt Klebstoff.«
    »Gut«, sagte ich lachend, »wenn Sie es sagen, glaube ich es Ihnen. Hängt irgend etwas davon ab?«
    »Es ist ein sehr schönes Ergebnis«, antwortete er. »Im St. Pankras Fall, Sie werden sich sicher daran erinnern, wurde neben der Leiche des Polizisten eine Mütze gefunden. Der Angeklagte behauptete, sie gehöre nicht ihm. Aber er ist Bilderrahmer und hantiert ständig mit Klebstoff.«
    »Einer Ihrer Fälle?«
    »Nein, mein Freund Merivale von Scotland Yard bat mich, mich des Falles anzunehmen. Seit ich für Sie den Falschmünzer gefangen habe, indem ich Zink und Kupferspuren in seinen Är-melaufschlägen gefunden habe, begreifen sie langsam den Nutzen eines Mikroskopes einzu-sehen.« Er sah ungeduldig auf die Uhr. »Ich hatte mich mit einem neuen Klienten verabredet, aber er verspätet sich. Übrigens, Watson, verstehen Sie etwas vom Pferderennen?«
    »Das sollte ich wohl, die Hälfte meiner Kriegsrente geht dafür drauf. «
    »Dann sollten Sie mein technischer Berater auf dem Rennplatz sein. Was ist mit Sir Robert Norberton? Sagt der Name Ihnen etwas? «
    »Nun, ich würde ja sagen. Er wohnt in >Shoscombe Old Place<. Das kenne ich gut, denn ich habe dort einmal die Sommerferien verbracht. Mit Norberton hätten Sie schon einmal beinahe zu tun bekommen.«
    »Wie das?«
    »Das war, als er Sam Brewer, den bekannten Geldverleiher aus der Curzon Street am Newmarket Heath mit der Pferdepeit-sche verprügelt hat. Er hat den Mann beinahe umgebracht!«
    »Oh, das klingt interessant. Vergnügt er sich öfter auf diese Weise? «
    »Na ja, man sagt ihm nach, daß er ein ziemlich gefährlicher Mann ist. Er ist ein ganz verteufelter Reiter - vor ein paar Jahren zweiter im Grand National. Er gehört zu den wenigen Le uten, die ihre eigene Generation überlebt haben. Er hätte in das Regency-Zeitalter gepaßt; Boxer, Athlet, Reiter auf jedem Rennen, Liebhaber vieler Damen und, soviel man hört, so ve rdreht, daß er den geraden Weg kaum wiederfinden dürfte.«
    »Ausgezeichnet, Watson. Sehr lebendig umrissen. Ich glaube, ich sollte diese Art Mann kennen. Wollen Sie mir nun Shoscombe Old Place näher beschreiben?«
    »Ich weiß nur, daß es mitten im Shoscombe Park liegt, und daß er einen berühmten Rennstall mit den besten Trainingsmöglichkeiten besitzt. «
    »Und der Haupttrainer«, sagte Holmes, »ist John Mason. Sie müssen nicht so überrascht dreinsehen, Watson, denn er hat mir diesen Brief geschrieben, den ich jetzt entfalte. Aber ich möchte gerne ein bißchen mehr über Shoscombe erfahren. Ich glaube, ich bin auf eine reiche Ader gestoßen.«
    »Da wären die Shoscombe Spaniels zu nennen«, sagte ich. »Auf jeder Hundeschau gewinnen sie Preise. Es handelt

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