Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex
Stein befindet.« Holmes klatschte amüsiert in die Hände und wies spielerisch mit dem Finger auf ihn. »Dann wissen Sie es. Sie haben es eben zugegeben.«
»Nichts habe ich zugegeben.«
»Nun, Count, seien Sie vernünftig, dann können wir zum Geschäft kommen. Wenn nicht, werden Sie verletzt werden.« Count Sylvius sah zur Decke hoch. »Und Sie sprechen von Bluff«, sagte er.
Holmes sah ihn gedankenvoll an, wie ein Meisterschachspieler, der über seinen letzten krö-
nenden Zug nachsinnt. Dann zog er eine Schublade im Tisch auf und zog ein dickes Notizbuch heraus.
»Wissen Sie, was ich in dieses Buch niederschreibe?«
»Nein, Sir, das weiß ich nicht.«
»Sie!«
»Mich?«
»Ja, Sir, Sie! Sie sind hier drin - jeder Zug ihres bösen und bewegten Lebens!«
»Verdammt noch mal, Holmes!« rief der Count mit wütenden Augen. »Auch meine Geduld hat ihre Grenzen!«
»Es ist alles hier drin, Count. Die wahren Hintergründe über den Tod der alten Mrs. Harold, die Ihnen das Gut Blymer hinterlassen hat, das Sie so schnell wieder verspielt haben.« »Sie träumen!«
»Und die ganze Lebensgeschichte von Miß Minnie Wartender. «
»Ha, da können Sie mir nichts nachweisen!«
»Noch viel mehr, Count. Hier ist der Raub in dem Luxuszug zur Riviera am 13. Februar 1892.
Hier ist der gefälschte Scheck aus dem gleichen Jahr für die Kreditbank Lyonnais.«
»Nein, nein, da haben Sie Unrecht.«
»Dann habe ich recht bei allem andern! Nun, Count, Sie sind Kartenspieler. Wenn der Gege nspieler alle Trümpfe in der Hand hat, ist es zeitsparender, Ihre Karten aufzudecken.«
»Was hat dieses ganze Gerede mit dem Juwel zu tun, von dem Sie gerade gesprochen haben?
«
»Sachte, Count. Halten Sie sich zurück! Lassen Sie mich zu meinen Punkten auf meine eigene langsame Weise kommen. Ich habe alles gegen Sie, aber wichtiger ist mir, daß ich einen klaren Fall gegen Sie und Ihren Kampfhahn im Fall des Steines habe!« »Tatsächlich!«
»Ich habe den Kutscher, der Sie nach Whitehall gebracht hat und ich habe jenen Kutscher, der Sie wieder hergebracht hat. Ich habe den Kommissionär, der Sie in der Nähe des Glaskastens gesehen hat. Ich habe Ikey Sanders, der sich weigerte, ihn für Sie aufzuschneiden. Ikey hat gesungen und das Spiel ist aus. «
Die Adern quollen dem Count auf der Stirn. Seine dunklen, haarigen Hände waren in kaum gebändigter Wut geballt. Er versuchte zu sprechen, aber es war ihm nicht möglich, Worte zu formulieren.
»Das ist die Hand, mit der ich spiele«, sagte Holmes. »Ich lege alles auf den Tisch. Aber eine Karte fehlt. Es ist der Diamantenkönig. Ich weiß nicht, wo sich der Stein befindet. «
»Dann sollen Sie es auch niemals erfahren.«
»Nein? Nun, seien Sie vernünftig, Count. Denken Sie über Ihre Situation nach. Sie werden bestimmt zwanzig Jahre hinter Gittern verbringen. Mit Sam Merton wird es nicht anders sein.
Was könnte Ihnen der Stein Gutes bringen? Wir wollen weder Sie noch Sam. Wir wollen den Stein haben. Geben sie ihn her, und soweit es nach mir geht, sollen Sie frei sein, solange Sie sich in Zukunft anständig benehmen. Wenn Sie noch einen Ausrutscher tun, nun, dann wird das auch zugleich Ihr letzter sein. Aber diesmal möchte ich den Stein haben und nicht Sie. «
»Und wenn ich mich weigere?«
»Wieso - dann ist Schluß mit Ihnen - es geht um den Stein oder um Sie.«
Billy, nach dem geläutet worden war, kam herein.
»Count, ich halte es für gut, auch Ihren Freund Sam zu dieser Konferenz einzuladen. Schließ-
lich geht es auch um seine Interessen. Billy, du wirst draußen vor der Haustür einen großen und häßlichen Mann stehen sehen. Bitte ihn, heraufzukommen.«
»Und wenn er nicht will, Sir?«
»Nein, Billy, keine Gewaltanwendung. Sei nicht grob zu ihm. Du wirst ihm sagen, daß Count Sylvius ihn hier oben gerne sehen möchte.«
»Was haben Sie als nächstes vor?« fragte der Count, als Billy verschwunden war.
»Mein Freund Watson war vorhin gerade bei mir. Ich habe ihm erzählt, daß ich den Hai und den Köder in meinem Netz hätte. Und nun ziehe ich das Netz zusammen und habe Sie schön alle beide. «
Der Count war von seinem Stuhl aufgestanden und hielt die Hände hinter dem Rücken. Ho lmes hielt etwas, das halb aus der Tasche seines Morgenmantels herausschaute, in seine Richtung. »Sie werden mal nicht in Ihrem Bett sterben, Holmes.«
»Ja, manchmal ist mir diese Idee auch schon gekommen. Macht es viel aus? Schließlich werden Sie selber auch eher aufrecht,
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