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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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als in der Waagerechten abtreten. Aber diese Anspielungen auf die Zukunft sind morbide. Weshalb sollten wir nicht lieber die Gegenwart genießen?«
    Plötzlich blitzte in den Augen des Meisterverbrechers ein Funkeln wie das eines wilden Tieres auf. Holmes schien größer zu werden und auch er war wie zum Sprung bereit.
    »Es hat keinen Zweck, mit dem Revolver herumzuspielen, Freund«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Sie wissen ganz genau, daß Sie es nicht wagen, ihn zu benutzen, selbst wenn ich Ihnen Zeit lassen sollte, ihn zu ziehen. Häßliche laute Dinger sind diese Revolver, Count. Sie bleiben besser bei Luftgewehren! Ah, ich glaube, ich höre die Fußtritte von Ihrem freundlichen Partner. Guten Tag, Mr. Merton. Langweilig auf der Straße, was?«
    Der Preisboxer, ein schwergebauter junger Mann mit einem dummen, aufsässigen, flachen Gesicht, stand etwas hilflos in der Tür und sah sich mit einem verwunderten Ausdruck im: Gesicht um. Holmes leichtherzige Art war für ihn eine neue Erfährung. Und obgleich er vage fühlte, daß es feindlich gemeint war, so wußte er doch nicht, wie er kontern sollte. Er wandte sich um Hilfe an seinen gewandteren Gefährten.
    »Was ist das für ein Spie l, Count? Was will der Kerl? Was ist los?« Seine Stimme war hart und rauh.
    Der Count zuckte mit den Schultern. Er überließ es Holmes, dem Mann zu antworten.
    »Was los ist, will ich Ihnen gerne sagen, Mr. Merton. Man kann das so zusammenfassen: Es ist alles zu Ende. «
    Der Boxer sprach immer noch zu seinem Verbündeten. »Versucht dieser Typ komisch zu sein, oder was? Ich fühle mich überhaupt nicht komisch.«
    »Das glaube ich Ihnen herzlich gerne«, sagte Holmes. »Ich kann Ihnen auch versprechen, je weiter dieser Abend voranschreitet, desto weniger komisch werden Sie sich fühlen. Nun sehen Sie einmal her, Count Sylvius. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, und ich habe keine Zeit zu verschwenden. Ich werde jetzt in mein Schlafzimmer gehen. Machen Sie es sich hier in der Zwischenzeit gemütlich. Sie können Ihrem Freund erklären, wie die Dinge stehen, ohne daß meine Gegenwart Sie stören müßte. Ich werde jetzt mal Hoff-manns >Barcarole< auf der Violine spielen. In fünf Minuten komme ich zurück und dann ha-be ich Ihre endgültige Antwort. Sie begreifen die Alternative, nicht wahr? Sollen wir Sie ein-sperren oder bekommen wir den Stein?«
    Holmes zog sich zurück und nahm auf dem Wege seinen Violinkasten mit. Einen Augenblick später zogen die langgezogenen, klagenden Töne einer gespenstischen Tonfolge durch die geschlossene Tür des Schlafzimmers.
    »Was ist denn?« fragte Merton besorgt und wandte sich seinem Gefährten zu. »Weiß er über den Stein Bescheid?«
    »Er weiß eine verdammte Menge zuviel davon. Ich bin mir nicht sicher, ob er nicht alles weiß. «
    »Guter Gott!« Das blasse Gesicht des Boxers wurde einen Schein bleicher.
    »Ikey Sanders hat uns verpfiffen.«
    »Hat er das? Dann werd' ich ihm eins draufgeben, und wenn ich dafür hängen muß!«
    »Das hilft uns aber im Moment nicht weiter. Wir müssen uns entscheiden, was wir tun wo llen. «
    »Moment mal«, sagte der Boxer und sah mißtrauisch zur Schlafzimmertür hin. »Er ist ein gerissener Kerl, den man ständig im Auge haben muß. Er wird doch wohl nicht zuhören?«
    >Wie kann er zuhören, wenn er diese Mus ik macht?«
    »Das stimmt. Vielleicht ist jemand hinter den Gardinen? Zu viele Vorhänge in diesem Zimmer.« Als er sich umsah, erblickte er zum erstenmal die Nachbildung am Fenster. Mit offe-nem Munde starrend wies er mit dem Finger auf die Figur, zu erschrocken, um etwas sagen zu können.
    »Ach, das ist bloß eine Nachbildung«, sagte der Count. »Kein richtiger Kerl? Mann, knuff mich mal. Madame Tussaud hat den nicht gemacht. Sieht aus, als ob er lebt, Morgenmantel und alles. Aber die Vorhänge, Count!«
    »Ach die verdammten Vorhänge! Wir verschwenden nur Zeit und wir haben nicht viel davon.
    Mit diesem blöden Stein hat er uns in der Hand.«
    »Den Teufel was hat er.«
    »Aber er läßt uns laufen, wenn wir ihm nur sagen, wo die Beute ist.«
    »Was, den Stein aufgeben? Hunderttaus end Riesen aufgeben?«
    »Das eine oder das andere.«
    Merton kratzte seinen kurzgeschorenen Kopf.
    »Er ist alleine da drinnen. Wir legen ihn um! Wenn wir ihm das Lebenslicht ausgepustet haben, gibt es nichts mehr zu befürchten.«
    Der Count schüttelte den Kopf.
    »Er ist bewaffnet und erwartet etwas ähnliches. Wenn wir ihn erschießen, kommen wir hier nicht

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