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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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mit der angeklagten Frau als mit dem Opfer verbunden hat. Wir müssen das genaue Verhältnis dieser drei Menschen zueinander herausfinden, wenn wir zu der Wahrheit gelangen wollen. Sie haben die frontale Attacke, die ich gegen ihn gerichtet habe, miterlebt und sie haben gesehen, wie er sie genommen hat. Dann habe ich geblufft und ihm den Eindruck vermittelt, als ob ich mir absolut sicher sei, obgleich ich in Wirklichkeit nur eine ungefähre Ahnung habe. «
    »Ob er zurückkommt?«
    »Ganz gewiß kommt er zurück. Er muß zurückkommen. Er kann die Sache nicht so stehen lassen! Das ist ihm völlig unmöglich. Ha, hat es nicht eben geklingelt? Ja, es sind seine Schritte. Kommen Sie, Mr. Gibson, ich sagte gerade eben zu Watson, daß Sie inzwischen eigentlich überfällig sind.«
    Der Goldkönig war wieder ins Zimmer getreten. Er war jetzt gefaßter als vorhin. Verletzter Stolz war noch in seinen Augen zu lesen, aber sein Verstand hatte ihm gesagt, daß er nachge-ben mußte, wenn er etwas erreichen wollte.
    »Ich habe es mir überlegt, Mr. Holmes. Ich habe Ihnen Ihre, Bemerkung zu schnell krumm-genommen. Sie haben Recht,; wenn Sie Tatsachen wissen möchten, wie immer sie sind, und ich schätze Sie deswegen um so höher. Aber ich kann Ihnen versichern, daß mein Verhältnis zu Miß Dunbar nichts mit dem Fall zu tun hat.«
    »Das zu entscheiden ist meine Sache.«
    »Ja, Sie haben wohl recht. Sie sind der Arzt, der jedes Symptom erkennen und betrachten will, bevor er die Diagnose stellt.«
    »Richtig. So kann man es ausdrücken. Und nur der Patient, der Grund hat, etwas zu verbergen, wird dem Arzt nicht alle Fakten klar darlegen.«
    »Das mag sein, Mr. Holmes. Aber Sie werden doch zugeben, daß die meisten Männer einen Schrecken bekommen, wenn sie so geradeheraus ins Gesicht gefragt werden, welches ihr Verhältnis zu einer bestimmten Frau ist. In unserm Fall handelt es sich schon um recht ernste Gefühle. Ich nehme an, daß die meisten Männer eine kleine Ecke in ihrer Seele haben, in die sie niemanden hineinschauen lassen. Und Sie brechen dort plötzlich hinein. Aber die Umstän-de entschuldigen Sie, da Sie ja versuchen wollen, sie zu retten. Nun, ich habe die Reserve abgelegt, und sie können entdecken, was Sie wollen. Was möchten Sie wissen?« »Die Wahrheit.«
    Der Goldkönig schwieg einen Augenblick, wie jemand, der versucht, Herr über seine Gefühle zu werden. Sein grimmiges, tiefgefurchtes Gesicht war noch trauriger und ernster geworden.
    »Ich werde es ihnen in ein paar kurzen Sätzen erzählen, Mr. Holmes«, sagte er schließlich.
    »Es gibt ein paar Dinge in der Welt, die man nur unter Schmerzen aussprechen mag. Ich werde nicht tiefer schürfen, als unbedingt notwendig ist. Ich bege gnete meiner Frau, als ich in Brasilien nach Gold jagte. Maria Pinto war die Tochter eines Staatsbeamten in Manaos und sie war sehr schön. Ich war jung und feurig in jenen Tagen, aber selbst jetzt, wo ich kälteren Blutes und mit kritischeren Augen zurückblicke, muß ich sagen, daß sie einmal schön und etwas Besonderes war. Sie hatte eine große, leidenschaftliche Seele, zu leidenschaftlich, tropisch, schlecht balanciert, ganz anders als die amerikanischen Frauen, die ich bis dahin ken-nengelernt hatte. Um es kurz zu machen, ich heiratete sie. Erst als die Romantik dieser Verbindung verblüht war - und sie hat Jahre gehalten - merkte ich, daß wir nichts, aber auch gar nichts Gemeinsames hatten. Meine Liebe schwand dahin. Wenn auch ihre Liebe abgekühlt wäre, hä tten wir es leichter gehabt. Aber Sie kennen selber die Art der Frauen! Ich konnte tun, was ich wollte, sie hielt zu mir. Ich war oft hart zu ihr, manchmal wie die Leute meinten, brutal.
    Ich habe so gehandelt, weil ich hoffte, es würde ihre Liebe töten, oder sie in Haß verwandeln.
    Dann wäre es leichter für uns beide gewesen. Aber sie blieb unwandelbar. Sie betete mich in diesen englischen Wäldern an, wie sie mich vor zwanzig Jahren am Fluß des Amazonas angebetet hatte. Ich konnte tun, was ich wollte, sie war mir ergeben.
    Dann kam Miß Grace Dunbar. Sie hatte sich auf eine Annonce gemeldet und wurde die Go uvernante unserer beiden Kinder. Vielleicht haben Sie ihr Bild in der Zeitung gesehen. Die ganze Welt ist sich einig darüber, daß sie eine wunderschöne Frau ist. Nun, ich gebe nicht vor, daß ich nicht moralischer bin, als meine Nachbarn. Ich sage Ihnen, es war einfach un-möglich für mich, mit einer solchen Frau unter einem Dach zusammenzuleben, in

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