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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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England und Amerika von Ihrem Ruhm voll sein. Sie werden das Gespräch zweier Kontinente sein. «
    »Vielen Dank, Mr. Gibson, aber ich glaube nicht, daß ich den Ruhm zweier Kontinente nötig habe. Vielleicht überrascht es Sie, aber ich arbeite am liebsten anonym und dann muß es sich um ein Problem handeln, das mich anspricht. Aber wir verschwenden Zeit. Legen Sie uns die Fakten dar. «
    »Die wichtigsten Tatsachen finden Sie in den Berichten der Zeitungen. Ich wüßte nicht, daß ich etwas hinzufügen könnte, das Ihnen hilfreich wäre. Aber wenn Sie mich fragen wollen nun, ich werde sie Ihnen gerne beantworten.«
    »Gut, da wäre grad ein Punkt.«
    »Welcher?«
    »Wie standen Sie ganz genaugenommen zu Miß Dunbar?« Der Goldkönig zuckte heftig zusammen und sprang halb von seinem Stuhl hoch. Dann beherrschte er sich wieder und seine große Ruhe kam wieder zu ihm zurück.
    »Gut, Sie müssen Ihre Pflicht tun, Mr. Holmes - vielleicht haben Sie ein Recht eine solche Frage zu stellen, Mr. Holmes.«
    »Nehmen wir an, es sei so.«
    »Dann kann ich Ihnen nur sagen, daß unser Verhältnis immer so war, wie es zwischen Arbeitgeber und Angestellten sein muß. Ich habe sie nie gesehen, nie mit ihr gesprochen, als nur in Gegenwart der Kinder. «
    Holmes erhob sich von seinem Stuhl.
    »Ich bin ein sehr beschäftigter Mann, Mr. Gibson«, sagte er. »Ich habe weder die Zeit, noch Geschmack an nutzlosen Gesprächen. Einen guten Morgen also.«
    Unser Besucher hatte sich ebenfalls erhoben. Seine große Gestalt türmte sich über Holmes auf.
    In seinen Augen blitzten ärgerliche Funken und ein wenig Farbe war in seine bleichen Wangen gekommen.
    »Was zum Teufel soll das bedeuten, Mr. Holmes? Lehnen Sie den Fall ab?«
    »Nun, Mr. Gibson, wenigstens lehne ich Sie ab. Ich denke, daß ich das deutlich ausgedrückt habe. «
    »Deutlich genug. Aber was steckt dahinter? Meinen Preis erhöhen? Oder haben Sie Angst, den Fall anzufassen? Oder was? Ich habe ein Recht auf eine ehrliche Antwort.«
    »Nun, vielleicht haben Sie ein Recht darauf. Ich gebe Ihnen jetzt jedenfalls eine. Der Fall ist schwierig genug, so schwierig, daß man ihn nicht noch verkomplizieren sollte, indem man falsche Informationen gibt.«
    »Sie glauben, daß ich lüge?«
    »Nun, ich habe versucht, es so delikat zu sagen, wie es mir möglich war, aber wenn Sie auf diesem Wort bestehen, dann werde ich Ihnen nicht widersprechen.«
    Ich sprang auf die Beine, denn der Ausdruck im Gesicht des Millionärs war teuflisch in seiner Absicht, und er hatte seine knochige Faust erhoben. Holmes lächelte gemütlich und griff nach seiner Pfeife.
    »Machen Sie keinen solchen Krach, Mr. Gibson. Ich finde, dass Streit nach dem Frühstück unbekömmlich ist. Ein Spaziergang in frischer Luft und ruhiges Nachdenken wird Ihnen in jedem Fall gut tun.«
    Mit größter Schwierigkeit meisterte der Goldkönig seine Wut. Ich konnte gar nicht anders, als ihn bewundern, denn mit fast unmenschlicher Selbstdisziplin verwandelte er innerhalb einer Minute seinen heißen, flammenden Ärger in eine kalte, gleichgültige Indifferenz.
    »Gut, es ist Ihre Entscheidung. Ich kann mir jetzt denken, wie Sie Ihre Geschäfte führen.
    Wenn Sie nicht wollen, kann ich Sie nicht zwingen, den Fall anzunehmen. Sie haben sich aber selber nichts Gutes getan, Mr. Holmes, denn ich habe vor Ihnen stärkere Männer zerbrochen.
    Kein Mann, der bisher die Klinge mit mir gekreuzt hat, hat gut dabei abgeschnitten. «
    »Das haben viele gesagt, und dennoch bin ich hier«, sagte Holmes lächelnd. »Nun, noch einmal, einen guten Morgen, Mr. Gibson. Sie haben noch eine Menge zu lernen.«
    Unser Besucher trat geräuschvoll ab. Aber Holmes rauchte in ungestörter Ruhe seine Pfeife, hatte verträumte Augen und sah zur Decke empor.
    »Was sagen Sie, Watson?«, fragte er schließlich.
    »Na, Holmes, ich muß schon sagen, wenn ich mir überlege, daß dieser Mann in der Lage ist, jedes Hindernis aus dem Wege zu fegen und wenn ich mir dann sage, daß seine Frau ihm im Wege war und er sie nicht mehr mochte, wie Bates uns ganz deutlich gesagt hat, dann scheint es mir ... «
    »Richtig, mir auch.«
    »Aber wie war sein Verhältnis zu der Gouvernante und wie haben Sie es herausbekommen?«
    »Bluff, Watson, richtiger Bluff. Wenn ich an den leidenschaftlichen, unkonventionellen und ungeschäftsmäßigen Ton seines Briefes denke und ihn mit dem selbstsicheren Auftreten hier vergleiche, dann ist mir völlig klar, daß eine starke Leidenschaft ihn eher

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