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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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haben sie alle im Haus ausgelegt. Vielleicht können Sie sie sich ansehen.«
    »Später vielleicht. Ich denke, wir sollten zum Schauplatz der Tragödie gehen und uns dort umsehen.«
    Die Unterhaltung hatte in dem kleinen Vorderzimmer in Sergeant Coventrys schlichtem Cot-tage stattgefunden, die als Polizeistation diente. Ein Spaziergang von einer halben Meile oder so über die windige Heide, die jetzt braun und golden von den herbstlichen Farnen war, brachte uns durch ein Seitentor zu dem Gelände, das zum Gut Thor Bridge gehörte. Ein Pfad führte durch das Fasanengehege. Durch eine Lichtung sahen wir ein großes Haus, halb aus Holz erbaut, halb Tudor und halb georgianisch, auf einem Hügel stehen. Neben uns zog sich ein langer Teich dahin, der voller Schilf und anderer Graspflanzen war. Er wurde in seiner Mitte schmaler, wo der Hauptweg über eine Steinbrücke führte, aber mündete dann wieder in einen kleinen See aus. Unser Führer machte am Fuß der Brücke halt und wies auf den Boden.
    »An dieser Stelle wurde die Leiche von Mrs. Gibson gefunden. Ich habe sie durch einen Stein markiert.«
    »Wie ich hörte, waren Sie zur Stelle, bevor die Leiche berührt wurde. «
    »Ja, sie schickten sofort nach mir.«
    »Wer war das?«
    »Mr. Gibson selber. In dem Augenblick, als der Alarm gegeben wurde, rannte er mit anderen aus dem Haus. Er bestand darauf, daß nichts berührt wurde, bevor die Polizei nicht da war. «
    »Das war sehr vernünftig. Wie ich aus den Zeitungsberichten erfahren habe, wurde der Schuß aus sehr kurzer Entfernung abgegeben.«
    »Ja, aus sehr kurzer Entfernung.«
    »Dicht an der rechten Schläfe?«
    »Grade dahinter, Sir.«
    »Wie lag die Leiche?«
    »Auf dem Rücken, Sir. Kein Zeichen von einem Kampf, keine Verletzungen, keine Waffen.
    Die kurze Notiz von Miß Dunbar war in ihrer Hand verkrallt. «
    »Verkrallt, sagten Sie? «
    »Ja, Sir, wir konnten ihr kaum die Finger öffnen.«
    »Das ist von großer Wichtigkeit. Das schließt die Möglichkeit aus, daß die Notiz später in ihre Hand gedrückt worden ist, um uns auf eine falsche Fährte zu locken.
    Die Notiz war, wenn ich mich recht erinnere, ziemlich kurz. Ich werde um neun Uhr an der Thor Bridge sein
    G. Dunbar Lautete sie nicht so?«
    »Ja, Sir.«
    »Hat Miß Dunbar zugegeben, daß es ihre Schrift war?«
    »Ja, Sir.«
    »Was für eine Erklärung hat sie abgegeben?«
    »Sie hebt sich ihre Verteidigung für die Gerichtsverhandlung auf. Sie wollte nichts aussagen.«
    »Das Problem ist jedenfalls sehr interessant. Niemand begreift recht, warum der Brief geschrieben wurde?«
    »Nun ja, Sir«, sagte unser Führer, »ich habe den Eindruck, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, daß dies der einzige klare Punkt in der ganzen Angelegenheit ist.«
    Holmes schüttelte den Kopf.
    »Angenommen, der Brief ist echt und wirklich geschrieben worden, dann muß er einige Zeit vorher empfangen worden sein. Sagen wir, ein oder zwei Stunden vorher. Warum hat ihn diese Dame dann immer noch fest in der Hand? Warum sollte sie ihn so sorgfältig mit sich he-rumtragen? Es bestand doch keine Notwendigkeit, sich noch einmal auf die Verabredung zu beziehen. Sieht das nicht etwas seltsam aus?«
    »Nun gut, Sir, wie Sie es sagen, so scheint es mir auch ganz plausibel.«
    »Ich glaube, ich möchte gerne einige Minuten ganz ruhig hier sitzen und nachdenken.« Er ließ sich auf der steinernen Kante der Brücke nieder. Seine fragenden Augen schossen hierhin und dorthin. Plötzlich sprang er auf und lief zu dem gegenüberliegenden Mäuerchen, riß sein Vergrößerungsglas aus der Tasche und begann, die Steinmauer einer ganz genauen Untersuchung zu unterziehen.«
    »Das ist doch seltsam«, sagte er.
    »ja, Sir, wir haben wohl gesehen, daß hier neuerdings ein Stück herausgebrochen ist. Ich nehme an, daß das von einem Vorübergehenden gemacht worden ist.«
    Die Steinmauer an sich war grau, aber ein Stückchen, nicht größer als ein Sixpencestückchen schimmerte weiß heraus. Wenn man genau hinsah, konnte man feststellen, daß ein Stückchen der Oberfläche mit einem harten Schlag herausgebrochen worden war.
    »Da ist jemand recht gewalttätig vorgegangen«, sagte Holmes gedankenvoll. Mit seinem Stecken schlug er mehrere Male fest gegen die Kante, ohne eine Spur zu hinterlassen. »ja, es war schon ein harter Schlag. Und dann noch an einer schwererreichbaren Stelle. Es ist nicht von oben nach unten, sondern von unten her geschlagen worden. Überlegen Sie sich bloß einmal, in

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