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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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fuhren heute Vormittag zum Epping Forest, wo er für einen Kriminalfall recherchieren wollte. Er bestand darauf, alleine in den Wald zu gehen und ließ mich bei der Kutsche zurück. Ich habe bis zur Dämmerung auf seine Rückkehr gewartet, doch vergeblich. Er ist verschwunden. Das sieht ihm nicht ähnlich. Er kann sich in jedem Terrain orientieren, hat sich noch nie verlaufen.“ Watson deutete mit dem Kopf auf das Scotland Yard Gebäude. „Ich habe mit einem Inspektor gesprochen, wollte Hilfe erbitten, doch in der Dunkelheit können Sie nichts für Holmes tun. Die Hundestaffel bricht frühestens im Morgengrauen auf und ich spüre , dass mein Freund nicht so lange auf Hilfe warten kann!“ Die Frau legte einen Finger an die Lippen. „Was für ein merkwürdiger Zufall.“
    Ich verharrte noch immer regungslos einige Schritte entfernt und lauschte dem Gespräch. Die Situation war mir ein Rätsel. Wer war diese Frau und was hatte sie mit dem Schatten zu schaffen? Wenn es mir möglich gewesen wäre, hätte ich Watson geschüttelt, bis er sie das Offensichtliche fragte. Vielleicht würde sie mich sogar hören, wenn ich sie direkt ansprach, doch noch war ich nicht restlos überzeugt, dass sie ungefährlich war. Wenn ein Wesen wie die Schattengestalt vor ihr Reißaus nahm, was sagte es dann über die Frau aus?
    „Denken Sie, es gibt einen Zusammenhang?“ Ein Ruck fuhr durch Watson. Offenbar schöpfte er neue Hoffnung.
    „Möglich. Es ist zumindest die einzige Spur, die ich im Moment habe. Ich denke, ich sollte einen Ausflug zum Epping Forest machen.“ Sie warf einen knappen Blick in meine Richtung. „Wenn die Nebelgestalt, die ich dort hinten sehen kann, Ihr Freund ist – vielleicht hat er dann die Freundlichkeit, mich zu begleiten.“ Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und verspürte nicht den leisesten Wunsch, mit ihr allein zu dem Wald zu fahren. Um ehrlich zu sein, im Moment wollte ich nichts sehnlicher, als in meinem Bett aufwachen.
    „Sie sehen eine Nebelgestalt?“ Watson spähte unsicher in die Richtung, in die auch die Fremde geschaut hatte, bevor sie sich wieder zu ihm umwandte. Ihr Blick ruhte lange auf ihm. Dann nickte sie langsam. „Sie müssen eine sehr enge Verbindung zu ihm haben, bei all dem, was sie instinktiv spüren oder gar wahrnehmen. Und es stimmt.
    Es ist etwas mit Ihrem Freund geschehen. Wissen Sie, wenn jemand in die Zwischenwelt geht, ist seine Form nicht fest. Meist kaum mehr, als ein konturenloser Nebel. Sie haben in der kurzen Zeit nicht gelernt, ihre gewohnte Gestalt anzunehmen, brauchen es aber auch nicht, da sie sich für gewöhnlich nicht lange an diesem Ort aufhalten, bevor sie die Reise zu ihrem endgültigen Ziel antreten.“
    „Zwischenwelt?“, wiederholte Watson leise und griff seinen Gehstock noch fester „Wollen Sie damit etwa andeuten …“
    „Ich fürchte ja. Es gibt normalerweise nur eine Möglichkeit für Menschen, in die Zwischenwelt zu treten: Wenn sie gerade frisch verstorben sind.“

    Auf der Fahrt zum Epping Forest nahm Watson, der darauf bestanden hatte sie zu begleiten, einige Anläufe um herauszufinden, wer die Frau war, erfuhr jedoch nur ihren Namen – Miranda. Als jede seiner Fragen ins Leere lief, gab er bald auf und hing seinen Gedanken nach. Ich hatte mich auf Watsons Bank in die Ecke gekauert, studierte die Fremde und sprach sie einige Male an, erhielt jedoch keine Reaktion. Es war natürlich denkbar, dass sich ihre Wahrnehmung rein auf das visuelle beschränkte. Genauso denkbar war, dass sie mir meine Fragen nicht beantworten wollte . Zum Beispiel, ob sie wirklich dachte, dass ich …
    Nun, auf der anderen Seite, wäre solch ein Gespräch in Watsons Gegenwart auch überaus unangemessen gewesen. Nichtsdestotrotz konnte ich mich des Eindrucks nicht verwehren, dass sie nicht so harmlos war, wie sie erschien. Umso dankbarer war ich, als wir endlich bei dem Wald ankamen, und ich mehr Abstand zwischen sie und mich bringen konnte. Ich folgte den beiden zu der Stelle, an der ich ins Gehölz gegangen war und verschränkte die Arme.
    „Hier ist es?“, fragte Miranda und betrachtete den Weg im dünnen Licht einer der Laternen, die sie von der Kutsche abgenommen hatten. Watson nickte und zögerte einen Moment, weswegen sie erneut das Wort ergriff. „Sie können auch gern hier warten. Um ehrlich zu sein, ich denke, es wäre ohnehin die bessere Alternative.“

    „Auf keinen Fall!“ Die Gestalt meines Freundes straffte sich. Er knöpfte seinen Mantel zu.

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