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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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er. »Aber trotzdem bin ich kein Freund von Leuten, die ohne meine Erlaubnis alles durchstöbern, und es ist mir am liebsten, wenn Sie möglichst bald Ihre Rechnung bezahlen und machen, dass Sie fortkommen.«
    »Schön, Mr Hayes – nichts für ungut«, erwiderte Holmes. »Wir haben uns nur Ihre Pferde angesehen, aber ich hoffe, dass ich wieder gehen kann. Es ist wohl nicht zu weit.«
    »Nur zwei Meilen. Den Weg rechts.« Er guckte mit finsteren Blicken hinter uns her, bis wir sein Gehöft verlassen hatten.
    Wir gingen aber nicht weit auf der bezeichneten Straße. Sobald wir um die Ecke herum waren, sodass uns der Wirt nicht mehr sehen konnte, blieb Holmes stehen.
    »In diesem Wirtshaus hat man uns warm gemacht«, sagte er dann. »Jeden Schritt weiter werde ich kühler. Nein, nein; ich muss noch einmal dahin zurück.«
    »Ich bin fest überzeugt«, antwortete ich, »dass dieser Hayes alles weiß. Ich habe im Leben keinen Kerl gesehen, der sich so verraten hätte.«
    »Ah! Einen solchen Eindruck hat er auf Sie gemacht, wirklich? Die Pferde, die Schmiede. Es ist sicher ein interessanter Ort dieser ›Kampfhahn‹. Ich hoffe, dass wir ihn ein anderes Mal in einer weniger aufdringlichen Weise besichtigen können.«
    Hinter uns zog sich eine lange Straße am Fuß eines Hügels hin. Wir waren vom Weg abgegangen und wanderten querfeldein nach Holdernesse Hall zu. Als ich zufällig emporblickte, sah ich einen Radfahrer rasch die Landstraße herunterkommen.
    »Bücken Sie sich, Watson!«, rief Holmes und drückte mich gleichzeitig nieder. Wir hatten uns kaum so verborgen, dass er uns nicht erkennen konnte, als er an uns vorbeisauste. In einer Staubwolke bemerkte ich für einen Moment ein blasses, erregtes Gesicht – ein Gesicht, in dem jeder einzelne Zug Schrecken und Furcht verriet: der Mund stand weit offen und die vorgetretenen Augen stierten geradeaus. Es erschien mir wie eine Karikatur des flinken kleinen Wilder, den wir am gestrigen Abend gesehen hatten.
    »Der Sekretär des Herzogs!«, rief Holmes. »Kommen Sie, Watson, wir wollen hinter ihm her und sehen, was er macht.« Wir kletterten von Fels zu Fels, bis wir nach ein paar Augenblicken einen Punkt gefunden hatten, von dem aus wir den Eingang zum Wirtshaus überblicken konnten. Wilders Fahrrad war an die Mauer daneben gelehnt. Um das Haus herum war kein Mensch zu sehen, auch an den Fenstern zeigte sich kein Gesicht. Langsam sank die Dämmerung hernieder, und nachdem es dunkel geworden war, bemerkten wir im Hof des Wirtshauses die Lichter zweier Wagenlaternen, und kurz danach hörten wir den Hufschlag der Pferde. In rasendem Tempo fuhr ein Geschirr nach Chesterfield zu.
    »Was halten Sie davon, Watson?«, flüsterte mir Holmes zu.
    »Es macht den Eindruck einer Flucht.«
    »In dem Fuhrwerk saß, soweit ich sehen konnte, nur ein einzelner Mann. Noch war es sicher nicht Mr Wilder, denn er steht ja dort im Eingang.«
    In der Mitte eines hellen Lichtscheins, der durch die Haustür fiel, konnte man die dunkle Gestalt des Sekretärs erkennen; er steckte den Kopf hinaus und starrte in die Nacht. Er wartete offenbar auf jemanden. Dann hörte man Tritte auf der Straße, sah eine zweite Person in dem Lichtschein; die Tür wurde zugemacht, und alles war wieder finster. Nach etwa fünf Minuten wurde in einem Zimmer des ersten Stockwerks eine Lampe angezündet.
    »Der ›Kampfhahn‹ scheint eigentümliche Gäste zu haben«, meinte Holmes.
    »Das Schanklokal liegt auf der anderen Seite.«
    »Ganz recht. Das sind sogenannte Logiergäste. Was in aller Welt mag dieser Wilder um diese späte Stunde in einer solchen Kneipe zu schaffen haben, und wer mag sein Gefährte sein, der mit ihm dort zusammentrifft? Kommen Sie, Watson, wir müssen’s wirklich wagen und uns die Geschichte etwas in der Nähe betrachten.«
    Wir schlichen uns zusammen auf die Straße und krochen hinüber zum Eingang des Wirtshauses. Das Rad stand noch an der Mauer. Holmes steckte ein Streichholz an und hielt es an das Hinterrad; und ich hörte ihn leise lachen, als er die Reparatur und den Reifen von Dunlop gewahr wurde. Gerade über uns befand sich das erleuchtete Fenster.
    »Ich muss entschieden einen Blick durch die Scheiben werfen, Watson. Wenn Sie sich bücken und an der Mauer festhalten, glaube ich’s fertigzubringen.«
    Im nächsten Moment stand er auf meinen Schultern. Er war jedoch kaum oben, als er auch schon wieder unten war.
    »Kommen Sie, mein Lieber«, sagte er. »Wir haben heute lange genug

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