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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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»Druck auf den Quadratzoll« deuteten an, dass es sich um Unterseeboote handeln könne. Holmes warf alles unwillig beiseite. Am Boden fand sich noch ein Umschlag mit kleinen Zeitungsausschnitten. Er breitete sie auf der Tischplatte aus, und sofort sah ich an meines Freundes veränderten Zügen, dass ihn eine neue Hoffnung belebte.
    »Was ist das, Watson? He, was ist das? Eine Reihe von Botschaften in Form von Zeitungsanzeigen. ›Daily Telegraph‹, Seufzerecke, nach allem zu urteilen. Rechte Ecke oben auf der Seite. Keine Daten – aber solche Mitteilungen ordnen sich von selbst. Die da wird wohl die Erste sein:
    ›Hoffte früher zu hören. Bedingungen einverstanden. Schreiben Sie an die Adresse auf der überreichten Karte. – Pierrot.‹«
    Holmes griff nach einem zweiten Ausschnitt.
    »Zu verwickelt für Beschreibung. Brauche Besseres. Entlohnung Zug um Zug. – Pierrot.«
    Ein Dritter lautete:
    »Es wird dringend. Muss Angebot zurücknehmen, falls Vertrag unerfüllt bleibt. Verabredet Zusammenkunft schriftlich. Werde hier bestätigen. – Pierrot.«
    Schließlich noch:
    »Montagnacht neun Uhr. Zwei Schläge. Nur Sie selbst. Seien Sie nicht misstrauisch. Bargeld für gute Bedienung. – Pierrot.«
    »Das ist vollständig genug, Watson. Wenn wir nur den Mann am anderen Ende der Geschichte erst hätten!« Er saß in Gedanken da und trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Endlich sprang er auf.
    »Nun, vielleicht ist es doch nicht so schwierig, wie es scheinen könnte. Hier haben wir nichts mehr zu tun, Watson. Ich denke, wir fahren zuerst einmal zur Expedition des ›Daily Telegraph‹ und bringen so ein gutes Tagewerk zum guten Abschluss.«
    Mycroft Holmes und Lestrade waren auf Holmes’ Ersuchen am anderen Morgen in der Baker Street bei uns erschienen, und Sherlock Holmes hatte ihnen Bericht über die Ergebnisse des vergangenen Tages erstattet. Mr Lestrade, der Londoner Sicherheitsbeamte, schüttelte missbilligend den Kopf, als er von unserem Einbruch hörte.
    »Wir von der Polizei können uns so etwas nicht leisten, Mr Holmes«, sagte er. »Es ist daher kein Wunder, dass Sie Erfolge erzielen, die uns schon durch die Umstände verwehrt sind. Aber eines Tages gehen Sie einmal zu weit, und Sie und Ihr Freund haben sich etwas Böses eingebrockt und müssen es auslöffeln.«
    »Für Vaterland, Ehre, Schönheit – he, Watson, das wäre ein nettes Motto für unser Märtyrertum, was? Aber Scherz beiseite, wie denkst du über die Sache Mycroft?«
    »Ausgezeichnet, Sherlock, ganz wundervoll! Aber wie willst du nun weitergehen?«
    Holmes nahm die Nummer des Daily Telegraph auf, die auf dem Tisch lag.
    »Hast du Pierrots Anzeige heute schon gesehen?«
    »Was? Noch eine?«
    »Ja, hier steht sie: ›Heute Nacht. Selbe Stunde. Selber Ort. Zwei Schläge. Lebenswichtig für Sie. Ihre Sicherheit gebietet Zusammenkunft. – Pierrot.‹«
    »Bei Gott«, rief Lestrade. »Wenn er daraufhin kommt, dann haben wir ihn!«
    »Das war mein Gedanke, als ich die Anzeige aufgab. Ich glaube, wenn Sie es ermöglichen können, mit uns gegen acht Uhr zu Obersteins Wohnung zu kommen, dass Sie dann die Lösung des letzten Rätsels sich vollziehen sehen.«
    Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften meines Freundes war seine Fähigkeit, seine Gedanken von einer Aufgabe völlig zurückzuziehen, sein Hirn sozusagen umzuschalten und es mit Kleinigkeiten zu beschäftigen, sobald er die Einsicht gewonnen hatte, dass ein längeres Verweilen bei dem Hauptgegenstand nutzlos sei. Ich entsinne mich, dass er den ganzen langen Tag über einer Monografie zubrachte, die er über gewisse Motetten Lassus’ geschrieben hatte. Ich für meinen Teil besaß nichts von der Kunst, Gedanken aus- und umzuschalten, und der Tag erschien mir unerträglich lang. Die schwerwiegenden nationalen Interessen, die Ungeduld, den Hochverräter zu erblicken, alles zog und zerrte an meinen Nerven. Es war wie eine Befreiung für mich, als wir nach einem leichten Abendessen uns endlich auf den Weg machten. Da Mycroft Holmes es mit Entrüstung ablehnte, über das Hofgitter zu steigen, musste ich voraus, von hinten durch das Haus und die Vordertür öffnen. Um neun Uhr saßen wir alle im Studierzimmer und lauerten auf unser Opfer.
    Eine Stunde verrann und nochmals eine. Als es elf Uhr schlug, schien die große Kirchenglocke unsere Hoffnung zu Grabe zu läuten. Lestrade und Mycroft rutschten unruhevoll auf ihren Sitzen hin und her und schauten fast jede Minute auf die Uhr. Holmes saß

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