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Sherlock Holmes in Dresden

Sherlock Holmes in Dresden

Titel: Sherlock Holmes in Dresden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schüler
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Woche noch einmal nach, dann kann ich Ihnen mehr sagen. Nun zu den Konditionen: Sie haben freie Kost und Logis. Ihre Kammer befindet sich oben unter dem Dach und wird im Winter nicht beheizt. Die Arbeitszeit beginnt an sechs Tagen der Woche morgens um acht Uhr und endet abends um zehn Uhr. Bis Mitternacht haben Sie Freizeit. Danach ist Nachtruhe, und das Licht wird gelöscht. Ab und zu werden Abendgesellschaften gegeben. Dann verlängert sich Ihr Dienst dementsprechend. Sonntags arbeiten Sie von morgens um acht Uhr bis zum Mittagessen. Anschließend haben Sie Ausgang bis abends um zehn Uhr. Ihr Verdienst beträgt hundert Mark pro Monat. Damenbesuch ist nicht erlaubt. Wenn Sie eine unsittliche Beziehung zu einemder übrigen Dienstboten aufnehmen oder im angetrunkenen Zustand vom Ausgang zurückkehren, werden Sie sofort entlassen. Im Haus dürfen Sie weder Alkohol trinken noch rauchen, auch nicht auf Ihrem Zimmer, im Hof und im Garten. Haustiere sind verboten. Haben Sie Fragen dazu?«
    »Nein, das hört sich großartig an«, stammelte ich.
    »Für die Sauberkeit Ihrer Dienstkleidung sind Sie selbst verantwortlich. Vorgeschrieben sind Frack, gestreifte Hose, weißes Vorhemd, weißer Binder und Gamaschen. Sie sollten einen kompletten Satz dieser Kleidungsstücke immer als Reserve parat haben. Falls Sie nicht über die passenden Sachen verfügen sollten, bekommen Sie die Arbeitskleidung gestellt. Der Gegenwert wird Ihnen ratenweise vom Lohn abgezogen. Nehmen Sie sich in Fragen der Kleiderordnung kein Beispiel am alten Klaus. Er ist für Sie kein Maßstab. Mit diesen Worten will ich Ihnen sagen, dass ich keine Schlamperei dulde. Ich werde Sie nur ein einziges Mal wegen eines fehlenden Knopfes oder wegen eines Soßenspritzers am Kragen verwarnen. Nach einem zweiten Patzer sind Sie entlassen. Sie haben stets einen korrekten Haarschnitt zu tragen. Pomade ist erlaubt. Sie dürfen Ihren Schnurrbart behalten und können sich einen Backenbart wachsen lassen. Ein Vollbart, ein Kinnbart oder ein Seemannsbart sind nicht gestattet. Ihre Fingernägel haben immer kurz geschnitten und sauber zu sein.«
    »Selbstverständlich. Anders kann ich mir mein Leben gar nicht vorstellen.«
    »Falls meine Wahl auf Sie fallen sollte, werden Sie zwar eingestellt, können aber trotzdem nicht gleich anfangen. Sie erhalten noch genaue Instruktionen von mir, wann der erste Tag Ihrer Arbeitsaufnahme sein wird. Ein genaues Datum kann ich Ihnen zurzeit nicht sagen.«
    »Weshalb nicht?«
    »Das darf ich Ihnen leider nicht mitteilen.«
    »Bei allem Respekt, hochverehrtes und hochwohlgeborenes Freifräulein, mit diesen Andeutungen kann ich mich nicht zufriedengeben. Ich darf Ihnen aber versichern, dass ich verschwiegen wie ein Grab sein werde.«
    »Nun gut. Nur so viel: Unser Herr fühlte sich unwohl und musste sich in fremde Pflege begeben. Bis er wieder heimgekehrt ist, haben Sie unbezahlten Urlaub und können unbeschwert die Freuden des Müßiggangs genießen.«
    »Mit Verlaub, das scheint mir dann aber doch ein ernstliches Manko zu sein, Euer hochwohlgeborenes Freifräulein. Meine finanziellen Mittel sind leider nur begrenzt. Sie werden sich bald erschöpfen, sofern ich nichts dazuverdiene. So ist der Lauf der Welt. Von der Luft alleine kann ich nicht leben. Ich will nicht ungebührlich erscheinen. Wir können gerne über zwei, drei Wochen des Zuwartens reden, aber nicht über mehrere Monate.«
    Die Freiin machte ein ärgerliches Gesicht. Sie überlegte eine Weile und meinte endlich verdrießlich: »Sie sind ein undankbarer Patron, Herr Woodland. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Viele andere Menschen wären froh und glücklich, wenn sich ihnen solch eine großartige Gelegenheit bieten würde. Eine Anstellung als Kammerdiener in einem hochherrschaftlichen Hause wie diesem hier ist keine beliebige Tätigkeit, sondern eine Auszeichnung von hohem Rang. Aber nun gut. Wie Sie von der Anzeige her wissen, befinden Sie sich in der Villa Morti. Mein Herr ist ein bekannter und bedeutender Fabrikant. Ihm gehört eine der größten Zigarettenfabriken Europas. Als Inhaber hat er gewisse Verpflichtungen zu erfüllen. So muss er wohl oder übel ständig rauchen, um die Qualität seiner Ware überprüfen zu können. Das ist auf Dauer gefährlich.«
    »In meinem Heimatland trifft Ähnliches auf die Whiskyherstellung zu. Bei uns gibt sogar ein passendes Sprichwort. Es lautet: Zu viel Arbeit bringt einen um.«
    An dem verkniffenen Gesichtsausdruck des

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