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Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten

Titel: Sherlock Holmes - Sein letzter Fall und andere Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Zaun gestiegen ist«, wandte er sich an Josef Harrison. »Wir wollen uns das doch einmal ansehen.«

    Der junge Mann führte uns an eine Stelle, wo der obere Teil des Stakets abgebrochen war. Ein Stück davon hing noch herunter. Holmes brach es ab und untersuchte es prüfend
    »Glauben Sie, daß das vergangene Nacht geschehen ist? Mir scheint, es ist ein alter Schaden.«
    »Das kann wohl sein.«
    »Auch sieht man drüben keine Spur, daß jemand über den Zaun gesprungen ist. Nein, das wird uns wenig helfen. Lassen Sie uns jetzt in das Haus zurückgehen und die Angelegenheit miteinander besprechen.«
    Percy Phelps ging sehr langsam, auf den Arm seines künftigen Schwagers gelehnt, während ich mit Holmes rasch über den Rasen schritt, so daß wir vor dem offenen Fenster des Schlafzimmers standen, ehe noch die andern in unsere Nähe kamen.
    »Fräulein Harrison«, sagte Holmes sehr eindringlich und mit großem Nachdruck, »Sie müssen den ganzen Tag über bleiben, wo Sie sind. Lassen Sie sich durch nichts von der Stelle vertreiben. Es ist von der allerhöchsten Wichtigkeit.«
    »Gewiß, wenn Sie es wünschen, Herr Holmes«, erwiderte das Fräulein verwundert.
    »Wenn Sie zu Bette gehen, bitte ich Sie, die Tür von außen zu verschließen und den Schlüssel mitzunehmen. Geben Sie mir Ihr Wort darauf?«
    »Aber Percy –?«
    »Er fährt mit uns nach London.«
    »Und ich soll hier bleiben?«
    »Ja, um seinetwillen. Sie leisten ihm einen Dienst. Rasch! Versprechen Sie es mir!«
    Sie nickte zustimmend, gerade als die beiden andern herankamen.
    »Warum sitzest du hier und fängst Grillen, Annie? Komm heraus in den Sonnenschein!«, rief ihr Bruder.
    »Nein, danke Josef. Ich habe etwas Kopfweh, und die Kühle und Ruhe hier im Zimmer ist mir eine Wohltat.«
    »Was würden Sie jetzt vorschlagen, Herr Holmes?«, fragte unser Klient.
    »Wir dürfen über diesen untergeordneten Fall die Hauptsache nicht aus den Augen lassen. Es wäre mir eine große Hilfe, wenn Sie mit uns nach London kommen könnten.«
    »Sofort?«
    »Ja, das heißt, so rasch es sich einrichten läßt. Etwa in einer Stunde.«
    »Ich fühle mich stark genug dazu, wenn ich Ihnen wirklich nützen kann.«
    »Ohne allen Zweifel.«
    »Vielleicht möchten Sie, daß ich über Nacht dort bleibe?«
    »Das wollte ich Ihnen gerade vorschlagen.«
    »Wenn dann mein Freund seinen nächtlichen Besuch wiederholen will, findet er den Vogel ausgeflogen. – Wir geben uns ganz in Ihre Hände, Herr Holmes. Sie brauchen nur zu sagen, was geschehen soll. Wünschen Sie vielleicht, daß Josef mitkommt, um für mich zu sorgen?«
    »O nein; mein Freund Watson ist Arzt, wie Sie wissen, und wird sich Ihrer annehmen. Wenn es Ihnen recht ist, frühstücken wir erst hier und fahren dann alle drei zusammen nach der Stadt.«
    Alles wurde eingerichtet, wie er es wollte. Fräulein Harrison erschien nicht bei der Mahlzeit. Sie durfte ja nach Holmes’ Anordnung das Zimmer nicht verlassen. Was der Zweck von allen diesen Veranstaltungen war, begriff ich nicht; ich konnte mir nur denken, daß mein Freund die junge Dame von Phelps trennen wollte, der voll Freude über seine wiederkehrende Gesundheit und Tatkraft mit uns im Eßzimmer frühstückte. Die größte Überraschung erwartete uns indessen noch, als Holmes mit auf den Bahnhof ging, uns beim Einsteigen in den Zug behilflich war und dann ruhig erklärte, er habe nicht die Absicht, Woking zu verlassen.
    »Ehe ich fortgehe, muß ich erst noch über einige Kleinigkeiten ins reine kommen«, sagte er. »In gewisser Hinsicht wird mir das durch Ihre Abwesenheit erleichtert, Herr Phelps. – Du tust mir wohl den Gefallen, Watson, sobald ihr in London angekommen seid, mit unserem Freunde nach der Baker Street zu fahren und bei ihm zu bleiben, bis ich zu euch komme. Es trifft sich gut, daß ihr alte Schulkameraden seid und mancherlei Erinnerungen zu besprechen haben werdet. Herr Phelps kann in deinem ehemaligen Zimmer schlafen, und morgen werde ich mich rechtzeitig zum Frühstück einstellen; um acht Uhr ist der Zug auf der Waterloo-Station.«
    »Aber was wird denn aus unserer Nachforschung in London?«, fragte Phelps betrübt.
    »Die können wir morgen vornehmen. Ich glaube, daß ich im Augenblick hier von größerem Nutzen bin.«
    »Sagen Sie, bitte, in Briarbrae, daß ich hoffe, morgen abend wieder daheim zu sein«, rief Phelps, als sich der Zug schon in Bewegung setzte.
    »Ich werde schwerlich in Briarbrae vorsprechen«, gab Holmes zurück und winkte uns

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