Sherlock Holmes und das Druidengrab
gelaunt.
So schnell wie möglich machten wir uns aus dem Staub.
Dr. Brod verabschiedete sich. Mit der Begründung, die Arbeit auf seinem Schreibtisch warte.
Vor Catherines Haus erspähte Holmes im Schein einer Straßenlampe ein verknülltes schwarzes Stückchen Stoff und steckte es in die Tasche. Drinnen empfing uns Catherine mit einer Hiobsbotschaft. „Darragh ist verschwunden. Weg! Wir hatten zuvor einen heftigen Streit, aber ich habe ihn nicht weggehen hören!“
Holmes zog seinen Fund aus der Manteltasche. Es handelte sich um zwei schwarze Herrenstrümpfe! „Er hat seine Strümpfe über die Schuhe gezogen, um seine Schritte zu dämpfen.“
„Das muss höllisch wehgetan haben“, vermutete ich. „Bei seinen angebrochenen Rippen.“
„Deshalb hat er sie ja auch nicht wieder angezogen, sondern weggeworfen. Die Situation spitzt sich zu. Wir müssen Vacláv finden, Ihren Darragh und diese Markéta Čarná. Und den Golem sollten wir vielleicht doch zerstören. Holen Sie Ihre Webley, Watson. Und packen Sie den Schürhaken in Ihren Arztkoffer!“
Ich wunderte mich über gar nichts mehr, tat wie mir geheißen und folgte Holmes.
Kurze Zeit später standen wir zum zweiten Mal an diesem Abend in Vaclávs Wohnung. Ich bewachte den Eingang, damit niemand zusperren konnte. Holmes inspizierte die Kiste.
„Leer“, meldete er. „Fast“, setzte er hinzu.
Im Licht seiner Taschenlampe sah ich von der Tür aus, wie er etwas vom Kistenboden aufhob.
„Das muss wichtig sein“, erklärte er, „wenn der Golem persönlich es bewachen muss. Zeugnisse offenbar. Donnerwetter!“
Er kam zu mir. Das Licht seiner Taschenlampe fiel auf einige Schulzeugnisse.
„Vukasinovič, Vacláv“, erklärte Holmes, „war ein glänzender Schüler.“
Das Licht fiel auf zahlreiche Einser und Zweier. Sogar in Griechisch und Hebräisch!
„Nein!“ Ich schrie es fast. Die Unterschrift!
„Darragh Mac Conmara! Er war sein Lehrer!“
„Das erklärt manches. Und trotz seiner Bestnoten muss Vacláv nun ein Dasein als armseliger Schabbes-Goi fristen“, ergänzte Holmes. „Aber er kann einen Golem schaffen und zu seinem Mordwerkzeug machen. Offenkundig hasst er Jesuiten noch mehr als Sie Ihre Jesuitenlehrer verabscheuten. Gehen Sie sofort zum Lupanar und erkundigen Sie sich, ob der Pater irgendwo gesehen wurde. Man spricht dort sicher Deutsch. Fragen Sie auch nach Markéta Čarna. Suchen Sie sie auf und lassen Sie sich erzählen, was sie gesehen hat. Warnen Sie sie! Es ist jetzt kurz nach Mitternacht, man wird Sie empfangen.“
„Und was mache ich mit dem Pater, wenn ich ihn finde?“
„Schützen Sie ihn um jeden Preis! Ich werde im Clementinum nach ihm suchen. Egal, was Sie im Lupanar erreichen, kommen Sie danach dorthin. Falls wir uns verfehlen sollten, treffen wir uns bei Mrs Vrchlicková. Good luck, old chap!“
Ich eilte so schnell ich konnte zum Lupanar , wo ich der Empfangsdame und Besitzerin Madame Gisèlle versichern musste, dass ich keinerlei Liebesdienste in Anspruch zu nehmen gedachte und schon gar kein Angehöriger der Sittenpolizei in Zivil war. Aber erst als ich den Inhalt meiner Brieftasche in ihre Hand geleert hatte, war sie bereit, leise mit mir zu reden. Sie leugnete, den Pater gesehen zu haben. Markéta Čarná sei nicht da.
„Sie ist krank … seit ein paar Tagen.“
„Gut, dass ich Arzt bin.“
„Dann werde ich Ihnen jetzt etwas aufschreiben, docteur .“
Sieh an, dachte ich, die Dame hat Humor!
Sie schrieb eine Adresse auf die Rückseite einer Geschäftskarte ihres Etablissements. Ich dankte, las die Notiz und steckte sie ein.
„Au revoir, monsieur le docteur. Beehren Sie uns bald wieder!“
„Äh, gern. Auf Wiedersehen!“
Hoffentlich sieht dich niemand , dachte ich beim Verlassen des Freudentempels und machte mich auf den Weg.
Als ich mich der angegebenen Adresse näherte, war meine Mission bereits gescheitert. Eine leblose Frau lag bekleidet, inmitten von Glasscherben, auf dem Straßenpflaster. Wer anderes als Markéta Čarná konnte das sein? Ein Gendarm versuchte, Neugierige zum Weitergehen zu bewegen.
„Ich bin Arzt“, sagte ich auf Deutsch. „Lassen Sie mich zu ihr.“ Er ließ mich gewähren, aber ich konnte nichts mehr für die Frau tun. Jemand hatte sie durch das geschlossene Fenster geworfen. „Tot“, stellte ich fest. „Vor Minuten gestorben.“
So schnell ich konnte, eilte ich zum Clementinum. Es war höchste Eile geboten!
Das Clementinum lag im
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