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Sherlock Holmes und der Fluch der Titanic (German Edition)

Sherlock Holmes und der Fluch der Titanic (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und der Fluch der Titanic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
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David King litt unter berstenden Kopfschmerzen, die noch immer, dreizehn Jahre danach, auf die Kriegsverletzung in Südafrika zurückgingen. Es gab Stunden, in denen er nicht fähig war, klar zu denken, dann wieder strömte der Geist in ihn, erfüllte ihn mit Zuversicht, zeigte ihm klar den Weg der Veränderung. Das Land würde sich verwandeln und mit ihm die Welt. Es gab kein Zögern, kein Zaudern. Um zum Ziel zu gelangen, mussten Opfer gebracht werden. Auch wenn die Umstände schwierig waren. Die blühende Jugend konnte das Land gestalten. Er hatte die richtigen Männer ausgesucht.
    David King betrachtete den blühenden Kirschzweig in der Vase, den einer seiner Bediensteten von einem tatsächlich blühenden Baum aus dem geschützten Teil des Schlossgartens hereingebracht hatte.
     
    Es ist ein Ros entsprungen,
    Aus einer Wurzel zart.
    Wie uns die Alten sungen,
    Aus Jesse kam die Art
    Und hat ein Blümlein bracht,
    Mitten im kalten Winter,
    Wohl zu der halben Nacht.
     
    Es gab Augenblicke in seinem Leben, in denen David King an seiner auserwählten Abstammung zweifelte. Aus Jesse kam die Art . Er stammte, wie ihm sein Vater anvertraut hatte, von König David ab, dessen Blutlinie über König Salomon, Josef und Jesus bis zu ihm heraufführte.
    Der Vater war überzeugt von dieser Verwandtschaft, symbolisiert durch den blühenden Kirschzweig in kalter Jahreszeit. Die Mutter sprach von einem Sinnbild, das man nicht zu wörtlich nehmen durfte, letztlich seien alle Menschen miteinander verwandt.
    Nein, er durfte sich in dieser entscheidenden Phase nicht durch Zweifel schwächen lassen. Der Vater hatte recht! Die Kings waren etwas Besonderes, das die zugeheiratete Frau nicht verstehen konnte. Wie Jesus hatte David King keine Frau und keine Kinder. Seine Apostel waren die Soldaten, mit denen er das darbende Land in dunkler Zeit zur Blüte führen würde.
     
    Er hatte dem Colonel viel zu verdanken, eigentlich alles, überlegte der Mann, den der Colonel Private Samma nannte. Erst der Colonel hatte aus ihm einen Mann gemacht. Aus einem verzärtelten Jungen, der viel mehr von seiner Mutter hatte als von seinem tüchtigen Vater. Ein kleines Mädchen in der Gestalt eines Jungen. Nun deckte sich sein Aussehen mit seinem innersten Wesen, bis auf die Träume. Ein Grund, warum er ungern schlief. In den Träumen lebte das Verweichlichte in ihm weiter, so sehr er auch dagegen ankämpfte.
    Aber auch das würde er schaffen, eines Tages, gemeinsam mit dem Colonel und den Kameraden.

IRENE ADLER
     
     
    Dies Bildnis ist bezaubernd schön,
    Wie noch kein Auge je geseh'n!
    Ich fühl' es, wie dies Götterbild
    Mein Herz mit neuer Regung füllt.
    Dies Etwas kann ich zwar nicht nennen!
    Doch fühl' ich's hier wie Feuer brennen.
    Soll die Empfindung Liebe sein?
    Ja, ja! Die Liebe ist's allein. –
    O wenn ich sie nur finden könnte!
    O wenn sie doch schon vor mir stände!
    Ich würde – würde – warm und rein –
    Was würde ich! – Sie voll Entzücken
    An diesen heißen Busen drücken,
    Und ewig wäre sie dann mein.
     
    Mittwoch, der 14. April 1915, begann stürmisch. Die Gischt des Ozeans wurde bis zum Promenadendeck geschleudert, und das war immerhin 160 Fuß hoch. Sherlock Holmes hatte nach dem Frühstück Mrs. Harrison und ihren Mann gebeten, sich am Vormittag um Christine Reynolds zu kümmern. Er müsse mit der Mutter ein Gespräch führen.
    »Sie kann uns ins Schwimmbad begleiten«, sagte Mrs. Harrison.
    Als Miss Reynolds protestieren wollte, nahm Holmes sie zur Seite und redete auf sie ein. Die Schauspielerin nickte mehrmals, dann verließ sie den Speisesaal an seiner Seite. Gemeinsam betraten sie ihre Kabine.
    »Sind Sie bereit, das Collier von Mrs. Oldman-Smythe freiwillig herauszugeben, oder ist es nötig, Aufsehen zu erregen und den Kapitän beizuziehen? Nicht auszuschließen ist eine Befragung durch die New Yorker Polizei, inwiefern Sie Schuld am Tod der Malerin tragen.«
    »Ich habe nichts mit dem Verschwinden von Mrs. Smythe zu tun. Und ich habe ihre Kette natürlich nicht in meinem Besitz.«
    »Gut, dann lassen Sie mich entweder danach suchen, oder ich alarmiere den Kapitän.«
    »Sie können danach suchen.«
    Holmes begab sich sofort in das Badezimmer der Schauspielerin, wo er sich kurz umsah und dann einen Behälter öffnete, in dem sich Creme zum Abschminken befand. Mit einer Schere, die er in der weißen Paste bewegte, sondierte er den Behälter und zog tatsächlich das Collier mit dem wertvollen schwarzen Diamanten

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