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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
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dem Marquess hinterbracht, dass nicht nur sein verstorbener Sohn Francis, Viscount Drumlanrig, eine ungesunde Tendenz in seinem Liebesleben ... Warte einen Augenblick. Ich muss mich vergewissern, dass Evans nicht horcht.«
    Mycroft erhob sich ächzend aus seinem Stuhl und bemühte sich zur Tür, öffnete und schloss sie.
    »Die Luft ist rein.«
    »Also ein Affäre zwischen dem zweiten, noch lebenden Sohn, und dem Schriftsteller«, versuchte Sherlock Holmes auf den Punkt zu kommen.
    »Lord Alfred Bruce Douglas, in seinen Kreisen Bosie genannt. Ein skrupelloser, unmoralischer junger Mensch, der sich an den verheirateten Schriftsteller herangemacht hat. Seinem Vater wurden Teile des Briefwechsels der beiden Männer zugespielt, und du kannst dir vorstellen, was das ausgelöst hat.«
    »Nein, aber du erzählst es mir bestimmt.«
    »Queensberry, der schon einen Sohn verloren hat, wollte diesen nun retten und bedrohte Wilde sogar in seinem Haus, vor der Ehefrau. Bei der Premiere zu Ernst sein ist alles wollte er verfaultes Obst und Gemüse auf Wilde werfen, doch dieser konnte den Anschlag, der viel Aufsehen erregt hätte, gerade noch verhindern. Bis Queensberry erneut zuschlug. Im Februar ...«
    »Diesen Jahres?«
    »Im Februar dieses Jahres hinterließ Vater Queensberry seine Visitenkarte im Albemarle , Wildes Club. Auf der Rückseite stand geschrieben Für Oscar Wilde, Sodomit . Der Schriftsteller meinte daraufhin, aufgehetzt von Queensberrys Sohn und anderen sogenannten Freunden, das könne er nicht auf sich sitzen lassen, und klagte Queensberry wegen Verleumdung an. Ein gravierender Fehler, denn Queensberry trat den Wahrheitsbeweis an.«
    »Ich kann mich dunkel an derartige Zeitungsberichte erinnern«, sagte Sherlock Holmes kühl, dem es geheime Genugtuung bereitete, seinen Bruder aus der Rolle des Überlegenen und schweigenden Geheimnisträgers zu maßloser Geschwätzigkeit gebracht zu haben. Eine Situation, die er schon in Kindertagen genossen hatte.
    »Wilde leugnete seine unglückliche Veranlagung«, setzte Mycroft Holmes fort. »Er behauptete, seine unzähligen Bekanntschaften mit jungen Männern der Unterschicht, denen er reiche Geschenke zukommen ließ, wären ohne Bedeutung. Er liebe es ganz einfach, in Gesellschaft junger Männer zu sein. Nicht mehr. Der Richter jedoch, ein alter Fuchs namens Carson ...«
    »Carson, den kenne ich«, fand Sherlock das passende Stichwort zur richtigen Zeit, um Mycrofts Redefluss weiter voranzutreiben.
    »Jener Edward Carson stellte Wilde vor Gericht eine Falle, indem er ihn konkret fragte, ob er einen jungen Diener namens Grainger, Walter Grainger, geküsst habe oder nicht. Warte einen Augenblick. Ich habe das genaue Protokoll. Es war so brillant von Carson, dass sogar ein hochintellektueller Mensch wie Wilde darauf hereinfiel.«
    Überraschend behände erhob sich Mycroft aus seinem Sessel, begab sich zu einem der Schränke, suchte kurz, entnahm einer Lade ein Bündel beschriebenes Papier und kehrte zu seinem Bruder zurück, der ein leichtes Schmunzeln auf seinem Gesicht nicht verbarg.
    »Also, Carson fragte: Wie alt ist er? Wildes Antwort: Er war damals sechzehn. Diener in irgendeinem Haus in der High Street in Oxford, wo Lord Alfred Douglas wohnte. Ich blieb dort einige Male. Grainger bediente uns bei Tisch. Der Richter holte nun aus zum Florettstich, der Wilde tödlich verwundete: Haben Sie ihn je geküsst? Die vorschnelle Antwort des Poeten: Um Gottes willen, nein! Er war ein ganz gewöhnlicher Junge, furchtbar hässlich. Er hat mir direkt leidgetan. Dann die logische Frage des Richters : Und das war der Grund, warum Sie ihn nicht geküsst haben? Wilde stammelte daraufhin nur mehr Unzusammenhängendes.«
    »Aber das genügt doch nicht, jemanden ins Gefängnis zu bringen«, wandte der Detektiv ein.
    »Nein. Aber Carson hatte jede Menge Aussagen von Straßenjungen, sie hätten intimen Kontakt mit dem Schriftsteller gehabt. Wilde ließ daraufhin seine Klage gegen Queensberry fallen, der Spieß drehte sich um. Er selbst wurde schuldig gesprochen und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Sein Vermögen ging an Queensberry. Wilde sitzt mittellos, ausgestoßen aus der Gesellschaft, im Gefängnis.«
    »Ich muss ihn sprechen. Der Mann weiß etwas, das Moriarty kompromittieren könnte. Deshalb hat er ihn verfolgen lassen.«
    »Ich werde sehen, was sich machen lässt. Und noch etwas: Ich weiß von dem Vorfall mit der Droge in Watsons Haus. Als älterer Bruder ermahne ich dich

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