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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
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worauf wir ihn hinweisen wollen.«
    »Er ist kein Hellseher«, wehrte seine Frau ab. »Also wir ...«
    »Bitte, Mary«, beschwor sie ihr Mann. »Gib ihm die Chance.«
    »Was in der Times steht, ist kein großes Geheimnis. Ich sehe, dass Mrs. Watson eine Ausgabe dieser Woche, vom Montag, vorliegen hat, dass sich der Hinweis auf der ersten Seite befindet, auf der in der Times keine eigentlichen Sensationen dargeboten werden, sondern Annoncen und Mitteilungen, die die Nachrichten selbst oft an Bedeutung übertreffen, wie auch in diesem Fall, in dem auf eine offizielle Geburtstagsfeier James Moriartys in Kenwood House am dreizehnten Juni dieses Jahres hingewiesen wird. Eingeladen sind die Spitzen der Stadt, des Landes, der Gesellschaft, wir jedoch nicht.«
    »Holmes!«, rief Watson. »Sind Sie des Teufels?«
    »Das auch«, meinte dieser. »Zudem beherrsche ich die Fähigkeit, Spiegelschrift zu lesen, und während Sie meinten, Sie hätten einen alternden Narziss vor sich, der seine Reflexion anbetet, las ich den Hinweis im Spiegel.«
    »Ja und?«
    »Sie wollen noch mehr wissen, Watson?«
    »Wir werden dorthin fahren und den Mann entlarven, bevor er noch mehr Unheil anrichtet.«
    »Das«, stellte der Detektiv fest, »würde Scotland Yard vorschlagen, mit dem vorhersehbaren Ergebnis, dass wir alle drei entweder gesellschaftlich untragbar würden, was die unwahrscheinlichere, aber milde Variante von Moriartys Rache darstellen würde ...«
    »Oder?«, fragte Watson.
    »Denken Sie daran, dass Sie, Ihre geschätzte Frau und ich nicht unsterblich sind.«
    »Aber ...«
    »Ich werde mich der Sache annehmen«, versprach der Detektiv. »Sie und Ihre Frau werden dem gewohnten Leben in diesem gepflegten Haus nachgehen. Moriarty wartet nur darauf, uns alle auf einen Streich zu erledigen.«
    »Sie fahren zu diesem Fest, wie ich Sie kenne, und begeben sich damit in genau diese Gefahr«, sagte Watson.
    »Ich überlege Verschiedenes«, meinte Holmes und stellte plötzlich eine Frage: »Sie haben doch einen Inder unter Ihren Patienten?«
    Der Doktor nickte. »Ich weigere mich aber, etwas über die Art seiner Erkrankung verlauten zu lassen. Es handelt sich um eine vertrauliche Angelegenheit.«
    »Aber die Behandlung verläuft erfolgreich?«, versicherte sich Holmes.
    »Ja, die Behandlung schlägt an. So viel kann ich sagen, ohne indiskret zu werden.«
    »Das ist wichtig«, stellte der Detektiv fest.
    Doktor Watson blickte seinen Freund verwundert an, beschloss dann aber, nicht weiter nachzufragen. Seine Berufspflicht siegte über die detektivische Neugierde. Als Freimaurer hatte Watson am Beginn seiner Berufsausbildung nicht den Eid des Hippokrates abgelegt, sondern jenen des Maimonides, in dem es unter anderem hieß: Ich werde das Geheimnis dessen, der sich mir anvertraut, wahren.
    Die Gesundung des Inders bedeutete einen winzigen Sieg auf der Straße, die zu Erfolg oder Untergang führte , dachte Sherlock Holmes. Ein Erfolg immerhin, aber noch stand die eigentliche Schlacht bevor.
     
    Der Detektiv zog sich in seine Wohnung in der Baker Street zurück, wo er sich seiner Violine widmete. Er spielte sehr bewegte Weisen, mitunter beinahe als heiter zu bezeichnende Melodien, die unversehens ins Unheimliche abglitten.
    Dann wieder studierte der Detektiv archivierte Zeitungsausschnitte oder er machte schriftliche Aufzeichnungen, wobei er sich einer komplizierten Verschlüsselung bediente, die es jedem anderen unmöglich machte, den Inhalt zu verstehen.
    Erst gegen sechs Uhr am nächsten Morgen hielt er ein in seinem Handeln, aß das Frühstück und begab sich zu Bett. Er wusste nun, was zu tun war, wollte aber ausgeruht sein, denn sein Plan war diffizil und das Ergebnis ungewiss.

 
     
KAPITEL 9
     
    Kenwood House und der dazu gehörende Park lagen westlich von Hampstead Heath, einem Heideland großer Ausdehnung im Norden Londons.
    Die Zufahrt war an jenem 13. Juni des Jahres 1895 mit Fackeln beleuchtet, obwohl es um halb acht Uhr am Abend noch hell war. Man wollte den zu Moriartys Geburtstagsfeier eintreffenden Gästen einen besonders festlichen Anblick des Herrenhauses bieten, eines hellen, beinahe weißen klassizistischen Gebäudes mit zwei Flügeln, in denen Orangerie und Bibliothek untergebracht waren. An der im ionischen Stil gestalteten Säulenhalle hießen vier Diener in Livree die Gäste willkommen.
    Sherlock Holmes, der eine Einladung auf Vermittlung des Chefredakteurs der Times vorweisen konnte, wurde an die rechte Seite einer der

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