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Sherlock Holmes und die Theatermorde

Sherlock Holmes und die Theatermorde

Titel: Sherlock Holmes und die Theatermorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Meyer
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begann im Zimmer auf und ab zu gehen, während der junge Polizist ihm mit Blicken folgte. »Ich bin zu Ihnen gekommen, Sir, weil mir schien, unerfahren wie ich bin, daß Sie in gewissen Angelegenheiten logischer denken als –«, er brach ab, von seiner eigenen Indiskretion peinlich berührt, aber Holmes, der tief in Gedanken versunken war, schien es nicht zu merken.
    »Hopkins, wenn wir uns das Labor näher ansehen würden, hätte das irgendwelche Folgen für Sie?«
    Der junge Mann erbleichte. »Bitte, das dürfen Sie nicht tun. Die sind dort in großer Aufregung und wollen, daß niemand etwas erfährt. Sie sind überzeugt davon, daß die Vorkommnisse sie der Lächerlichkeit preisgeben würden – ein Polizeiarzt, der alle Kleidungsstücke verbrennt und dann mit zwei Leichen verschwindet …«
    »So kann man es auch sehen«, gab Holmes zu. »Also gut. Sie müssen mir, so gut Sie können, noch einige Fragen beantworten.«
    »Ich will es versuchen, Sir.«
    »Haben Sie das Labor nach Brownlows Verschwinden gesehen?«
    »Ja, Sir. Ich habe dafür gesorgt, daß es zu meinen Aufgaben gehörte.«
    »Vorzüglich! Hopkins, Sie übertreffen wirklich meine kühnsten Erwartungen. Nun sagen Sie mir, was war im Labor?«
    Der Wachtmeister, eifrig bemüht, sich weiterhin das überschwengliche Lob des Detektivs zu verdienen, runzelte in konzentriertem Nachdenken die Stirn.
    »Leider nicht viel. Weniger als gewöhnlich, um die Wahrheit zu sagen. Der Raum war gründlich gescheuert worden und roch stark nach Karbol. Das einzig Ungewöhnliche waren die verbrannten Kleider in den Chemikalienbecken, in denen er sie angezündet hatte. Und er hatte Lauge über die Asche gegossen.«
    »Woher wissen Sie dann, was es war?«
    »Es waren noch einige Knöpfe übrig, Sir.«
    »Hopkins, Sie sind ein Prachtkerl!« Holmes rieb sich wieder die Hände. »Und sind Sie Ihre Hals- und Kopfschmerzen wieder ganz losgeworden?«
    »Ganz und gar. Lestrade sagte gestern, es sei wahrscheinlich nur –« Er brach ab und starrte den Detektiv an. »Ich kann mich nicht entsinnen, mein Unwohlsein erwähnt zu haben.«
    »Das haben Sie auch nicht, aber das ändert nichts an der Tatsache, daß es Ihnen besser geht. Ich bin entzückt, es zu hören. Sie haben nichts vergessen? Ein kleines Schlückchen vielleicht?«
    Hopkins sah ihn verwirrt an. »Schlückchen? Nein, Sir. Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Gewiß nicht. Lestrade fühlt sich auch wieder ganz auf der Höhe, wie?«
    »Er hat sich völlig erholt«, antwortete der Wachtmeister. Er hatte die Hoffnung aufgegeben, die geheimnisvollen Äußerungen des Detektivs zu ergründen. Holmes zog die Brauen zusammen und stützte nachdenklich das Kinn auf die Hand.
    »Sie haben beide mehr Glück gehabt, als sie ahnen.«
    »Hören Sie, Holmes«, mischte ich mich ein, »ich glaube, ich weiß, was Sie meinen. Es hat etwas mit Ansteckung oder Verseuchung zu tun –«
    »Zweifellos.« Seine Augen glänzten. »Aber wir müssen herausfinden, was sich zu verbreiten droht. Watson, Sie haben beide Leichen gesehen und sie flüchtig untersucht. Ist Ihnen irgend etwas aufgefallen, das auf eine Krankheit hinweist?«
    Ich saß da und grübelte, während sie mich beobachteten. Holmes fiel es schwer, seine Ungeduld zu zügeln.
    »Ich entsinne mich, erwähnt zu haben, daß in beiden Fällen der Hals vorzeitig erstarrt war. Wie bei geschwollenen Drüsen. Aber eine Unzahl allgemein verbreiteter Beschwerden beginnt mit einer Halsentzündung.«
    Holmes seufzte, nickte und wandte sich wieder dem Polizisten zu. »Hopkins, ich fürchte, eine geheime Visite an der Hintertür des Leichenhauslabors ist unvermeidlich. Es steht weit mehr auf dem Spiel als die Würde der Londoner Polizei. Wir müssen herausfinden, wie ein Mann die beiden Leichen hinausbefördern konnte. Warum, das beginnen wir zu ahnen.«
    »Um sie zu vernichten?« fragte ich.
    Holmes nickte grimmig. »Und es scheint mir geraten, eine allgemeine Suche nach dem verschwundenen Polizeiwagen zu starten.«
    »Das ist bereits geschehen, Mr. Holmes«, sagte der junge Wachtmeister mit einiger Befriedigung. »Wenn er in London ist, werden wir ihn in die Hände kriegen.«
    »Eben das darf nicht geschehen«, erwiderte Holmes, während er sich seinen Mantel umwarf. »Niemand darf ihm nahe kommen. Watson, sind Sie noch dabei?«

KAPITEL VIERZEHN

    Der Schrecken des West End

    Wenig später standen wir, nach einer Droschke Ausschau haltend, in Begleitung des besorgten

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