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Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Walter
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Hudson in Gesellschaft eines nachlässig gekleideten Jungen, der auf dem Kopf keck eine Mütze trug. Bei diesem Jungen handelte es sich um Charlie von den Baker Street Irregulars . Das war eine Schar von Straßenjungs – ein paar Mädchen waren auch darunter –, die für meinen Freund gelegentlich Hilfsdienste verrichteten. Sie verfolgten Verdächtige, wo Holmes´ markante Gestalt zu auffällig gewesen wäre, oder beobachteten, sich abwechselnd, verdächtige Örtlichkeiten. Sie schreckten nicht einmal vor kleinen Diebstählen zurück, wenn sie für den großen Detektiv Beweismaterial sicherstellen sollten.
    »Mr. Holmes«, sagte Mrs. Hudson mit angewiderter Miene und riss dem Jungen die Mütze vom Kopf, »ich habe nicht gewagt, diesen kleinen Racker alleine in Ihren Räumen warten zu lassen, sondern ihn mit in meine Küche genommen und keine Sekunde aus den Augen gelassen. Er behauptet, eine wichtige Botschaft für Sie zu haben.«
    »Danke, Mrs. Hudson«, sagte Holmes nur. »Na, mein Junge? Schon etwas herausgefunden?«
    »Mr. Holmes«, antwortete der Junge, wobei er Mrs. Hudson seine Mütze wieder aus der Hand riss. »Melde gehorsamst, dass das Zielobjekt heute früh abgekra... also verstorben ist.«
    »Gut gemacht«, lobte mein Freund, zog eine Münze aus der Tasche und warf sie dem Jungen zu. Der fing sie nicht etwa auf, sondern schlug sie sehr elegant mit dem Handrücken nach oben und fing die Münze in der Mütze auf. Dann ließ er sie in der Hosentasche verschwinden und setzte sich die Mütze wieder auf den Kopf. Das alles dauerte nicht mehr als ein, zwei Sekunden.
    »Wenn Sie wieder einmal etwas brauchen, Mr. Holmes ...«
    »Moment, mein Junge!« Holmes nahm seinen Notizblock aus der Tasche und schrieb etwas auf das oberste Blatt, das ich auf die Entfernung nicht lesen konnte. Das Blatt überreichte er Charlie.
    Der Junge las den Auftrag und lächelte. »Geht in Ordnung, Mr. Holmes. Bis bald!« Er salutierte auf eine drollige Art und war hast-du-es-nicht-gesehen mit dem Zettel in der Hand an Mrs. Hudson vorbei. Die schloss erleichtert die Türe, während die viel zu großen Stiefel des Jungen die Treppe hinunterpolterten.
    Holmes lächelte. »Ein großer Künstler. Seine Eltern, die Chaplins, sind Schauspieler in der Music Hall. Er spielt selber schon mit, meistens Gassenjungen.«
    »Was ihm nicht schwer fallen dürfte, Holmes. Er ist ein Gassenjunge!«
    »Lassen Sie sich nicht vom ersten Eindruck täuschen! Er wird es noch einmal weit bringen. Entweder als Schauspieler oder als Spion. Einmal, als er etwas für mich, sagen wir ... besorgen sollte, wurde er erwischt und von einem erbosten Ladenbesitzer festgehalten. Wissen Sie, was er gemacht hat? Er zog einen Stapel Spielkarten aus der Tasche und zeigte sie dem Mann, der ihn festhielt. Dann warf er die Spielkarten hoch. Sie fielen zu Boden und erzeugten einen ohrenbetäubenden Lärm. Sie waren aus Blech! Und während der Ladenbesitzer noch staunte, war er auf und davon. Ein cleverer Trick. Und nun, Mrs. Hudson, bitte ich Sie um eine Kanne Tee. Ich muss gleich wieder fort.«
    Ein paar Minuten später stand ich neben Holmes und schenkte ihm aus seiner Steingutkanne mit dem Zinndeckel herrlich güldenen Tee in die Tasse, die er mir hinhielt.
    Holmes trank den Tee, ohne sich ein Wort darüber entlocken zu lassen, ob das Zielobjekt, von dem Charles Chaplin gesprochen hatte, Alfred Doolittle war und was Holmes auf den Zettel geschrieben hatte. Dann war mein Freund wieder verschwunden. Es sollte fast einen ganzen Tag dauern, bis ich eine Antwort auf meine Frage erhielt, denn Holmes ließ sich weder am Nachmittag noch am Abend blicken, und schließlich ging ich des Wartens müde zu Bett.
     
    »Sherlock Holmes? Der berühmte Sherlock Holmes?« Der kleine kahle Mann mit dem schütteren Bart um das Kinn, den wir am nächsten Vormittag aufsuchten, vollführte einige abgehackte Gesten, die anscheinend Freude signalisieren sollten. Nur, dass die Freude nicht bis zu den Augen durchdrang. Sie blieben schwarz und ausdruckslos wie Hosenknöpfe. Karpathy war mir vom ersten Augenblick an unsympathisch.
    »Ich habe mir schon lange gewünscht, Ihnen einmal zu begegnen, als einem anderen Meister seines Faches. Treten Sie näher in mein bescheidenes Heim.« Er führte uns in ein kleines Esszimmer und bat uns, am Tisch Platz zu nehmen, auf dem ein Silbertablett, eine Karaffe mit Rotwein sowie mehrere Kristallgläser standen. Eine Anrichte, in der normalerweise das Geschirr steht,

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