Sherlock Holmes und Old Shatterhand (German Edition)
Handtasche aus Leder in der Hand hielt, hatte einen aparten dunklen Teint und wäre sicherlich als Schönheit zu bezeichnen gewesen, wären nicht ihre Augen gewesen, die das ganze Gesicht entstellten. Sie waren so dunkel, dass ich die Farbe nicht zu definieren vermochte, und sie blickten starr und unbeweglich geradeaus. Fast sah es aus, als hätte ihr jemand Elfenbeinkugeln mit Ebenholzeinsätzen anstelle der Iris in die Augenhöhlen gepflanzt. Als Erzsébet sich uns zuwandte, bewegte sie nicht die Augen, sondern drehte den Kopf, erst zu Holmes, dann zu mir. Ihr verstörender Anblick wurde verstärkt durch eine starke Brille zur Korrektur von Weitsichtigkeit. Dahinter wirkten die Augen noch größer, als sie in Wirklichkeit waren, und erweckten den Eindruck permanenten ungläubigen Staunens, weil sie weit aufgerissen schienen.
»Mr. Holmes! Dr. Watson!«, sagte sie mit weicher, melodischer Stimme und streckte die erhobene Rechte aus, um unsere angedeuteten Handküsse entgegenzunehmen. Ihr Gang wirkte etwas unsicher, was ich auf ihre starke Fehlsichtigkeit zurückführte. Dann wandte sie sich Karpathy zu. » Nagyon örülök hogy én önt személyesen is megismerhetem. Az én hazámban már nagyon sokat hallottam önröl. Sajnos már el is búcsúzom öntöl, mert az egyik kollégája vár már rám, Dr. Watson. A szembetegségem miatt amit az én hazámban sajnos nem lehet kezelni. Es most megbocsátson, mert mennem kell .«
So wie sie das sagte, nein sang, klang es bezaubernd nach Puszta, Tokayer und Franz Liszt.
»Erzsébet ist entzückt, Sie kennenzulernen«, übersetzte Karpathy. »In unserer Heimat hat sie viel von Ihnen gehört. Sie erklärt, was ich Ihnen schon gesagt habe, dass sie zu einem Kollegen Dr. Watsons will, da ihr Augenleiden daheim leider nicht behandelt werden kann. Sie bittet die Herren ihre kurze Anwesenheit zu entschuldigen.«
Wir verneigten uns zum Zeichen, dass wir ihr Fortgehen tatsächlich entschuldigten.
» Minden jót kivánok önnek «, verabschiedete sich Karpathy. » Látjuk egymást ismét az ebédnél?«
»Biztossan kedves Uram Köszönöm «, antwortete Erzsébet. Und zu uns gewandt, meinte sie mit einem hinreißenden Lächeln und einem charmanten ungarischen Akzent: »Gentlemen! Good bye!«
»Wir werden später gemeinsam essen«, übersetzte Karpathy. Er blickte ihr nach, als sie durch die Türe hinausging. Als sie sie hinter sich geschlossen hatte, lächelte er zufrieden. Dann schaute er erst Holmes, anschließend mich prüfend an. Ich verzog keine Miene. Karpathy wurde wieder ernst. »Um zu Ihrer letzten Frage zurückzukommen, meine Herren! Sie betraf Miss Doolittle. Nein, ich habe sie nicht wieder gesehen.«
»Elizas Vater ist an einer Infektionskrankheit gestorben. Sie hat ihn kurz vor seinem Tod besucht und sich möglicherweise angesteckt. Vielleicht überträgt sie auch nur die Krankheit, ohne selbst an ihr zu leiden. Wenn Sie ihr begegnen sollten oder sie sich bei Ihnen meldet, zögern Sie bitte nicht, uns zu unterrichten.«
Zoltan Karpathy wurde regelrecht blass, fing sich aber sofort wieder und war dann erneut die verbindliche Höflichkeit in Person. »Selbstverständlich! Ich danke Ihnen für die Warnung, meine Herren ...«
Holmes zog seine Taschenuhr aus der Weste. »Wir haben zu danken, Mr. Karpathy. Wir wollen Ihre kostbare Zeit nun nicht länger in Anspruch nehmen, denn wir werden erwartet. Empfehlen Sie uns bitte Ihrem Fräulein Cousine, wenn Sie zurückkehrt!«
»Sehr gerne! Meine Herren!«
Wir wurden der Obhut des Hausmädchens überantwortet, das uns hinausgeleitete. Draußen blickte Holmes sich um.
»Weg!«
»Wer?«
»Na, Erzsébet! Haben Sie ihre Augen gesehen, Watson?«
»Ja, natürlich. Aber ich bin kein Ophthalmologe und eine solche Augenerkrankung habe ich noch nie gesehen. Einerseits sah es aus wie ein Basedow, andererseits wie eine Hornhautverkrümmung oder so etwas. Das arme Kind muss fast blind sein.«
»Tss, der gute Watson! Immer voll des Mitleids! Ist Ihnen nicht der unsichere Gang des armen Kindes aufgefallen?«
»Natürlich! Wenn Sie so weitsichtig wären wie Erzsébet, dann würden Sie sich ebenfalls leicht unsicheren Schrittes fortbewegen. Jede Teppichkante kann da doch zur tödlichen Falle werden.«
»Sie sagen es. So, Watson! Und was halten Sie von diesem Karpathy?«
»Seine Selbstgefälligkeit ist unerträglich. Was bildet sich dieser Kerl eigentlich ein? Als einem anderen Meister seines Fachs! Impertinent!«
»Sie sagen
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