Sherlock von Schlotterfels 06 - Ein Gespenst unter Verdacht
drehte er sich um und fragte seine Kinder: „Wie soll denn unser Regenprogramm für heute aussehen? Wollen wir etwas spielen? Ins Kino gehen? Oder …“, er lächelte Paula an, „… ein wenig rechnen üben?“
„Oh, Papa!“, motzte Paula und schleuderte das Küchenhandtuch, mit dem sie sich gerade die Hände abgetrocknet hatte, in seine Richtung. „Das ist nicht lustig!“
Wenn Paula ein Schulfach so richtig hasste, dann war es Mathematik.
Frau Hagedorn stellte Marmelade und Käse in den Kühlschrank und bemerkte: „Schaden würde es aber nichts!“
Das Schrillen der Türklingel übertönte Paulas Antwort. Und das war wahrscheinlich auch besser so.
„Erwartet ihr Besuch?“, fragte Frau Hagedorn Max und Paula.
Die beiden schüttelten den Kopf.
Frau Hagedorn warf Herrn Kuckelkorn einen fragenden Blick zu. Er zuckte nur die Schultern und ging zur Gegensprechanlage im Flur.
„Ja?“, fragte er freundlich in den Hörer und lauschte. Max, Paula und Frau Hagedorn beobachteten ihn gespannt. Dr. Kuckelkorn zog die Stirn kraus. Und plötzlich war sie wieder da: diese kleine, feine Furche zwischen den Augenbrauen, die immer dann auftauchte, wenn Dr. Kuckelkorn sich ernsthafte Sorgen machte. „Ja. Moment. Ich komme runter und öffne Ihnen, Herr Professor Steinbrecher!“ Seine Stimme klang frostig. Langsam legte er den Hörer auf. In Gedanken versunken schüttelte er den Kopf und murmelte: „Was will der hier?“
Paula hob das Handtuch auf, das sie vor wenigen Augenblicken nach ihrem Vater geworfen hatte, und knüllte es zwischen den Händen. „Wer ist dieser Professor Steinbrecher?“, fragte sie. Doch statt ihr zu antworten, verließ ihr Vater hastig die Küche.
Ein kurzer Blickwechsel zwischen Max und Paula genügte: Sie mussten wissen, was es mit diesem Professor Steinbrecher auf sich hatte!
Als könnte Frau Hagedorn Gedanken lesen, sagte sie plötzlich: „Ich kann euch sagen, wer Professor Steinbrecher ist!“
„Wer denn?“, fragten Paula und Max wie aus einem Munde.
„Professor Gunnar Steinbrecher, um genau zu sein, ist Professor für Kunst- und Stadtgeschichte an der Universität. Aus irgendwelchen Gründen kann er euren Vater nicht leiden“, erklärte Frau Hagedorn. „Er legt ihm Steine in den Weg, seit ich euren Vater kenne. Wenn er hier auftaucht, hat das nichts Gutes zu bedeuten. Dieser Mann ist gefährlich!“
Erschrocken schlug Paula sich die Hand vor den Mund. „Will er Papa etwas tun?“
„Nicht so, wie du vielleicht denkst“, erwiderte Frau Hagedorn. „Ich fürchte, Professor Steinbrecher will wieder mal versuchen, dem guten Ruf eures Vaters zu schaden. Am besten ihr zwei bleibt bei mir in der Küche, bis dieser ungebetene Gast das Schloss wieder verlassen hat.“
Die Haushälterin wandte den Kopf zu Max und Paula und bedachte sie mit einem so eindringlichen Blick, dass beide nicht anders konnten, als mechanisch zu nicken.
Vom Flur her drangen Stimmen in die Küche: „Wenn ich Sie nun in unser Wohnzimmer bitten darf?“
„Das war Papa!“, rief Paula.
„Ich will Sie gar nicht lange aufhalten“, antwortete eine schnarrende Stimme.
Kurz darauf tauchte Dr. Kuckelkorn im Türrahmen auf. „Könnte ich bitte Kaffee und etwas Gebäck bekommen, Frau Hagedorn?“
„Selbstverständlich“, erwiderte die Haushälterin und öffnete den Vorratsschrank mit den Süßigkeiten.
Paula und Max brauchten dringend einen Plan, wie sie das Gespräch zwischen Professor Steinbrecher und ihrem Vater doch noch belauschen konnten. Denn wenn dieser Professor Steinbrecher wirklich so ein Widerling war, wie Frau Hagedorn sagte, dann brauchte ihr Papa ganz bestimmt Unterstützung.
In Max’ Kopf rasten die Gedanken um die Wette. Unter welchem Vorwand konnten sie sich ins Wohnzimmer stehlen und das Gespräch belauschen? Und dann hatte er eine Idee.
Als die Haushälterin den Deckel der Kaffeekanne zuschraubte, zischte Max seiner Schwester zu: „Nimm du die Kaffeekanne!“
„Warum?“, wollte Paula wissen.
„Frag nicht, tu es einfach!“, flüsterte Max und fischte das Tablett mit dem Gebäck und dem Geschirr von der Anrichte. „Sie arbeiten viel zu viel, Frau Hagedorn“, sagte Max. „Ruhen Sie sich mal ein bisschen aus und lassen Sie das Paula und mich machen. Wir stellen die Sachen nur schnell im Wohnzimmer ab und sind sofort wieder draußen.“
Noch bevor die verblüffte Haushälterin widersprechen konnte, waren die Geschwister schon aus der Küchentür gehuscht und auf dem Weg ins
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