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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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wandeln. Sie gab sich ganz dem Augenblick hin, der
unendlichen Freude, wieder jung und ohne jede Angst zu sein. Der Hengst schien
ihre Begeisterung zu fühlen und stob davon. Wenn sie diese Erfahrung in einer
Flasche hätte einfangen können – der gestreckte Galopp, die rhythmisch
trommelnden Hufe, das Grün des dichten Tannenwalds am Rande der Lichtung, der
kalte Wind –, dann wäre das die Essenz von Glück gewesen.
    Gigi hörte sich lachen, atemlos und
voll staunender Freude. Sie trieb den Hengst noch weiter an und spürte fast,
wie seine Kraft und sein Temperament mit ihrem ganzen Wesen verschmolzen.
    Erst als das Pferd den nächsten
Hügel hinunterpreschen wollte, brachte sie es zum Stehen und kehrte um. Lord
Tremaine wartete weit entfernt und pfiff anerkennend auf den Fingern. Sie
strahlte übers ganze Gesicht, so glücklich war sie, rief zu ihm hinüber und
galoppierte dann zurück.
    Leichtfüßig kam er ihr
entgegengelaufen und erreichte Ross und Reiterin gerade, als sie das Pferd
zügelte. Sie zog die Füße aus den Steigbügeln, schwang sich herunter und
landete in seinen ausgebreiteten Armen. Er schien ihr Gewicht gar nicht zu
spüren, als er sie hochhob und durch die Luft wirbelte.
    »Ich habe es geschafft! «,
schrie sie ganz undamenhaft und begeistert.
    »Sie haben es geschafft! «,
rief er fast gleichzeitig.
    Sie lächelten einander übermütig an.
Dann stellte er sie wieder hin, ließ die Hände aber weiter auf ihrer Taille
ruhen und sie die ihren auf seinen Schultern. »Ohne Sie wäre mir das nie
gelungen.«
    »Vorsicht, Vorsicht, ich neige auch
so schon nicht zur Bescheidenheit.«
    Sie lachte. »Ausgezeichnet, ich
hasse Bescheidenheit wie die Pest.«
    Und ihn liebte sie so sehr, dass es
schon wehtat. Er hatte ihr die Welt der Pferde zurückgegeben!
    Selbstvergessen fuhr sie mit den
Händen über seinen Kragen und umfasste dann sein Gesicht, die Zeigefinger an
den Ohrläppchen. Sofort hörte er auf zu lachen, und ein seltsam dunkler
Ausdruck trat in seine Augen. Er wirkte fast bedrohlich, hätte er sich dabei
nicht auf die Unterlippe gebissen.
    Sanft zog sie die Kontur seiner
Wangenknochen nach und sah ihm dabei in die Augen. Er schaute sie noch immer
voller Verlangen an. Eigentlich hätte dies der Moment sein müssen, in dem zwei
verwandte Seelen zueinanderfanden.
    Ohne nachzudenken, verwob sie die
Finger mit seinem Haar und zog seinen Kopf zu sich herunter. Sie wollte ihn.
Sie brauchte ihn. Sie waren füreinander geschaffen. Ein Kuss, nur ein einziger
Kuss. Danach wusste er es bestimmt auch, tief im Herzen, ohne dass sein
Verstand sich länger sträubte.
    Tremaine hielt sie nicht zurück,
sondern ließ sich ihre zärtlichen Berührungen gefallen, während er sie verliebt
ansah. Endlich hatte er es begriffen! Gigi war überglücklich. Jetzt war ihm
bewusst, dass zwischen ihnen beiden ein einzigartiges Band bestand.
    Sein Gesicht war dem ihren so nah,
dass sie seine Wimpern zählen konnte – doch näher kam er ihr nicht.
    »Ich kann nicht«, flüsterte er.
»Ich bin einer anderen versprochen.«
    Aus ihrem Glück wurde tiefer
Schmerz, als hätte ein Dolch ihr Herz durchbohrt. Trotzdem konnte sie einfach
noch nicht glauben, was er da sagte. »Sie wollen wirklich die Gräfin von
Schweppenburg heiraten?«
    »Das habe ich ihr zumindest
versprochen«, antwortete er.
    »Und wie denkt sie darüber? Bedeutet
ihr dieses Versprechen überhaupt etwas?« Gigi gelang es nicht, ihre
Verbitterung zu verheimlichen.
    Er seufzte. »Für mich ist es
wichtig.«
    Sofort ließ sie die Hände sinken,
und ihre Hoffnung begann zu verglühen, wenn sie auch nicht ganz erstarb. »Was
wäre, wenn Sie der Gräfin nichts versprochen hätten?«
    »Was wäre, wenn mein verstorbener
Cousin dem Mond auf weniger schicksalhafte Art seinen Tribut gezollt hätte?«
Aus seinen Augen sprach immer noch so viel Gefühl und Zärtlichkeit, aber
gleichzeitig auch traurige Resignation. »Das Leben ist so schon schwer genug.
Martern Sie sich nicht noch damit, was gewesen wäre, wenn.«
    Es hatte sie nie wirklich gequält,
was ihr durch Carringtons Tod verloren gegangen war. Titel und Privilegien,
mehr nicht. Zwischen ihnen hatte eine rein geschäftliche Beziehung bestanden.
Gigi war die Tochter eines Geschäftsmannes und hatte gelernt, dass man manchmal
trotz bester Planung und Vorbereitung nicht dazu kam, die Früchte der eigenen
Anstrengungen zu ernten.
    Bei Lord Tremaine lagen die Dinge anders.
Wenn es um ihn ging, konnte sie nicht mehr klar

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