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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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denken und ruhig Blut bewahren.
    »Haben Sie der Gräfin von
Schweppenburg einen Antrag gemacht?«
    »Nein, aber das werde ich.« Es
klang unwiderruflich. »Sobald ich wieder von ihr höre.«
    Also wollte er Gräfin von
Schweppenburg auf jeden Fall heiraten, ganz gleich, was dagegen sprechen
mochte. Weder Reichtum noch Leidenschaft konnten ihn vom einmal
eingeschlagenen Pfad fortlocken.
    Ihr ganzes Glück – etwas, von dem
sie bisher nicht einmal gewusst hatte, dass es existierte – hatte an dieser
einen Antwort von ihm gehangen. Und nun war sie auf immer in die Hölle
verdammt. Genauso gut hätte Lord Tremaine den Hengst vorhin unter ihr
erschießen können, mitten im Galopp.
    »Bestimmt werden Sie sehr glücklich
miteinander«, sagte sie. Nur die jahrelange Erziehung ihrer Mutter machte
es Gigi überhaupt möglich, diese Floskel halbwegs würdevoll über die Lippen zu
bringen.
    Camden verneigte sich und
überreichte ihr die Zügel. »Die Zeit vergeht wie im Fluge. Zu Pferd kommen Sie
schneller nach Hause.«
    Damit half er ihr auch schon beim
Aufsteigen, dann schüttelten sie einander zum Abschied die Hände, und diesmal
hielt Camden die von Gigi dabei nicht länger fest als nötig.
    Nach einer halben Meile Ritts ging Gigi
auf einmal auf, dass Lord Tremaine ja gar nicht genau wusste, wo die Gräfin von
Schweppenburg sich überhaupt aufhielt.
    Während der letzten Saison hatte
Mrs. Rowland in einem Anfall von Großmut und Freigiebigkeit die Gräfinnen von
Schweppenburg zu einer Gartenparty eingeladen. Theodora und ihre Mutter
mussten ablehnen – die junge Gräfin von Schweppenburg hatte eine lange Nachricht
geschickt, in der sie wortreich ihr Bedauern bekundete –, weil sie London zum
genannten Zeitpunkt bereits verlassen haben würden.
    Gigi hatte es damals sehr merkwürdig
gefunden, dass die beiden, denen es ja ausschließlich um eine gute Partie ging,
die Stadt vor dem erfolgversprechendsten Zeitpunkt für mögliche Anträge
verließen: nämlich Ende Juli. Später erfuhr sie, dass drückende Schulden hinter
dieser verfrühten Abreise steckten. Vielleicht hatten sie die Kosten einer
Londoner Saison unterschätzt. Oder schlicht die Geduld ihres Vermieters und
ihrer Gläubiger überschätzt.
    Damals schon hatte es Gigi nicht
interessiert, was da genau geschehen war, und das tat es auch jetzt nicht. Festzuhalten
blieb allerdings, dass Lord Tremaine nicht mehr darüber wusste als sie selbst,
wo Gräfin von Schweppenburg sich gerade aufhielt oder was sie tat. Und wenn
sie sich an ihr Gespräch mit ebenjener Gräfin von Schweppenburg erinnerte, war
er weit entschlossener, was eine mögliche Verbindung zwischen den beiden
anging.
    Sie wagte es kaum weiterzudenken,
doch so wie eine Lokomotive in voller Fahrt nicht einfach anzuhalten war,
stoppten auch ihre Gedanken nicht mehr, sondern verselbstständigten sich.
Wenn, ja, wenn ...
    Wenn die Gräfin von Schweppenburg
nun bereits verheiratet wäre ... oder Lord Tremaine das zumindest annahm ...
    Vergiss es sofort wieder, flehte ihr
gesunder Menschverstand, hör auf!
    Doch die Vernunft besaß keine Macht
über ihren Liebeskummer, ihre unstillbare Sehnsucht nach diesem Mann. Alles
wollte sie ertragen, wenn sie ihn nur ein Jahr, einen Monat oder einen Tag lang
haben konnte.
    Falls er dazu von allein nicht
bereit war, würde sie eben dafür sorgen, damit es doch so kam. Und dabei sollte
ihr jedes Mittel recht sein, kein Preis zu hoch und mögliche Folgen vollkommen
gleich.

Kapitel 7
    13. Mai 1893
    Die Droschke hielt an. »Da wär'n wir,
Meister«, erklärte der Fahrer.
    Vor dem Stadthaus der Tremaines
stand eine lange Reihe teurer Kutschen. Wie es aussah, gab seine Gemahlin eine
Gesellschaft, an der ungefähr dreißig oder noch mehr Gäste teilnahmen. Camden
hatte vier Tage lang seine Eltern besucht. Feierte sie gar, weil sie schon
glaubte, er wäre endgültig verschwunden?
    Der Butler war nicht begeistert,
seinen Herrn wiederzusehen, verbarg das aber, indem er sich dienstbeflissen
gab. Lord Tremaine war doch sicher müde von der Reise? Sollte man ihm ein Bad
einlassen? Ihn rasieren? Ihm das Dinner aufs Zimmer servieren? Camden
erwartete fast, dass der Mann ihm gleich noch Laudanum anbieten würde, um ihn
schnell in tiefen Schlaf zu versetzen, damit die Gesellschaft ungestört ihren
Gang gehen konnte.
    »Werden noch weitere Gäste
erwartet?«, fragte Camden. Falls es sich um einen Ball handelte, kamen
bestimmt noch mehr Menschen.
    »Nein, Sir«, antwortete Goodman
steif.

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