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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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Konstabler zu holen.«
    Beckett ließ sich nicht so leicht
kleinkriegen. »Sir, falls ich irgendetwas getan habe, was Ihr Missfallen erregt
hat, so teilen Sie mir bitte mit, worum es dabei geht.«
    Und genau hier lag das Problem.
Camden hatte nichts Konkretes gegen Beckett in der Hand. Er wusste lediglich,
dass der Butler die Post nicht wie im Haus eigentlich üblich verteilen ließ,
und er selbst hielt seinen Brief von Theodora inzwischen möglicherweise für
unecht.
    Langsam ging er zum Kamin hinüber
und tat, als musterte er das maritime Gemälde darüber. Falls es eine Verbindung
zwischen Beckett und Theodoras Brief gab, war sie nur mittelbar. Der Mann
handelte in fremdem Auftrag, war nur ein Erfüllungsgehilfe.
    Camden drehte sich um und bluffte.
»Mir ist bekannt, weshalb Sie sich die gesamte Post bringen lassen, bevor sie
weiterverteilt wird. Leider habe ich schlechte Neuigkeiten für Sie, Beckett.
Der Drahtzieher hinter dieser ganzen Geschichte hat keinerlei weitere
Verwendung für Sie und weigert sich, Ihnen den Rest
des Geldes auszuzahlen. Man hat also beschlossen, Sie im Regen stehen zu
lassen.«
    »Nein!« Beckett schoss aus dem
Sessel hoch. »Dieser Mistkerl!«
    Sein Atem ging nun stoßweise und war
deutlich zu hören. Dann fiel ihm auf, dass er sich gerade endgültig verraten
hatte. Er sank in den Sessel und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Vergeben Sie mir, Sir. Ich habe
nichts Böses getan. Nichts. Das schwöre ich. Ich sollte nur die Augen aufhalten, wenn Briefe für Sie aus dem
Ausland ankamen, und die dem Mann zeigen. Aber er hat nie einen davon mitgenommen.
Er schaut sie sich immer nur an und gibt sie mir dann zurück.«
    Briefe für ihn aus dem Ausland. Camden glaubte zu fühlen, wie etwas
in seiner Brust implodierte, als ob ihm mit einem Schlag alle Luft aus den
Lungen gewichen sei. »Sind Sie sicher, dass Sie nichts getan haben?«
    »Einmal ...« Beckett wischte
sich mit dem Taschentuch übers Gesicht. »Also, einmal, ganz am Anfang, hat der Mann mir einen Brief mit den anderen
zurückgegeben, der vorher nicht dabei gewesen war, da war ich ganz sicher.«
    Ein Brief. Das hatte ausgereicht.
Nur ein einziger Brief.
    »Wo und wann treffen Sie sich mit
diesem Mann?«
    »Vor dem Tor, am Dienstag- und
Freitagnachmittag jeweils.«
    »Und was, wenn Sie aus irgendeinem
Grund nicht persönlich kommen können?«
    »Dann wickle ich die Briefe
vorsichtig ein und lege sie unter einen Stein beim Stachelbeerstrauch links
neben dem Tor. Er kommt immer um drei Uhr.«
    Es war Freitag und noch dazu
fünfundzwanzig Minuten vor drei.
    »Tja, tut mir leid«, sagte
Camden. »Ich glaube nicht, dass er noch einmal auftaucht. Oder ich könnte ihn
ebenfalls ins Gefängnis werfen lassen.«
    Beckett erbleichte. »Aber Sir, Sie
sagten doch ... Sie sagten ...«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe. Sie
werden Ihr Kündigungsgesuch Seiner Gnaden morgen Abend nach dem Dinner
übergeben.«
    »Ja, Sir. Danke, Sir.« Beckett
hätte Camden fast die Füße geküsst.
    »Gehen Sie.«
    Als Beckett zur Tür wankte, fiel
Camden noch etwas ein. »Wie viel hat man Ihnen als Vorschuss gegeben?«
    Beckett zögerte. »Zweitausend Pfund.
Ich habe einen Sohn, Sir. Er steckt in Schwierigkeiten. Mit dem Geld habe ich
seine Schulden beglichen. Ich werde es Ihnen als Entschädigung zurückzahlen, so
schnell ich kann.«
    Camden presste seine Finger fest
gegen die Schläfen. »Ich will das Geld nicht. Und Sie wünsche ich nie mehr
wiederzusehen. Gehen Sie.«
    Zweitausend Pfund als Vorschuss. Wer
konnte so mir nichts, dir nichts mit so viel Geld um sich werfen? Und zu
welchem Zweck? Das alles deutete in eine klare Richtung. Nur ertrug er es
nicht, sich das einzugestehen. Vielleicht, so betete er im Stillen, vielleicht
irrte er sich ja. Vielleicht war diese Angst, die ihm den Atem raubte, nicht
das Ergebnis einer kühlen Betrachtung aller Fakten, sondern ein Zeichen für
eine zu lebhafte Fantasie seinerseits.
    Vielleicht gab es doch noch
Hoffnung.
    Zwei Stunden später war weiteres Leugnen
unmöglich geworden.
    Camden wickelte zwei Briefe von
Freunden ein, versteckte sie so wie zuvor Beckett und wartete. Tatsächlich kam
auch ein Mann, ein ziemlich abgerissen wirkender Kerl in den Sechzigern. Er saß
in einem kleinen Schlitten, der von einer uralten Mähre gezogen wurde. Vorsichtig
schaute er sich um und ging dann zum Stachelbeerstrauch. Wie von Beckett
beschrieben, schaute er schnell über die Briefe und legte sie dann dorthin wieder
zurück, wo er sie

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