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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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gefunden hatte.
    Der Mann wendete den Schlitten und
fuhr dann fort. Camden folgte ihm mit einigem Abstand zu Fuß und unter Qualen,
der Schmerz in seiner Brust wurde mit jeder Meile grausamer. Schließlich
verschwand der Mann am bitteren Ende des Weges zwischen den Toren von Briarmeadow,
die Schornsteine des Hauses von Camdens Verlobter waren gerade noch oberhalb
der Wipfel der nackten Pappeln zu erkennen.
    Etwas in ihm verdorrte und starb.
Erst ging er, dann lief er, weg von Briarmeadow, weg von ihr. Gigi, schöne, verlogene
Gigi. Sollte es wirklich erst heute Morgen gewesen sein, dass er
hierhergekommen war? Und da hatte er nur daran gedacht, wie er sie glücklich
machen und beeindrucken konnte – wie ein dummes Hündchen.
    Er wusste nicht, wie lange er so
gerannt war, bevor er endlich zu Boden taumelte, ohne Tränen, ohne fassbaren
Gedanken, nur mit einem pulsierenden Kopfschmerz, der Hammer und Amboss des
Satans, mit dem ihm die letzten Illusionen ausgetrieben wurden.
    Sie steckte dahinter. Aus
irgendeinem Grund hatte sie beschlossen, dass sie ihn einfach haben musste,
also ließ sie den Brief fälschen. Natürlich war sie es gewesen! Diese Frau
musste das durchtriebenste menschliche Geschöpf sein, dem er je begegnet war.
Und er lüsterner Narr hatte bei der Sache willentlich mitgespielt. Wie
unendlich selbstzufrieden sie am Morgen gewesen sein musste, als er sie
besuchte, ihr Triumph vollkommen und er Wachs in ihren Händen, und das hatte
sie gewusst.
    Wut, brennende, eisige Wut, schwarz
wie der Höllenschlund, stieg langsam in ihm auf, bis sie nach und nach ganz
von ihm Besitz ergriff. Er klammerte sich an diesen Zorn, weil er den Schmerz
vertrieb oder zumindest doch im Zaum hielt.
    Rache, er würde sich rächen. Sie war
also gewillt, tau sende Pfund auszugeben, um ihn sich zu holen? Nun, da musste
er die Dame wohl enttäuschen. Sie sollte noch herausfinden, dass er ein
ebenbürtiger Gegner für sie war, was Doppelzüngigkeit und Herzlosigkeit anging.
    Er stand auf und lief weiter, hielt
nicht an, bevor Twelve Pillars in Sicht kam. Ein Gedanke stahl sich in sein Bewusstsein,
während er zum Haus marschierte. Er trauerte darüber, wie nah er dem Paradies
gekommen war, wie glücklich und sorglos er noch vor wenigen Stunden gewesen
war. Der kleine verräterische Teil von ihm, der diesen Gedanken hervorgebracht
hatte, wollte gern die Zeit zurückdrehen, und er wünschte sich, Tante Ploni
wäre nie hergekommen. Er wollte gegen die Wände trommeln und vor Schmerzen
schreien. Gigi, du dummes, dummes Mädchen! Warum konntest du nicht warten?
Theodora hat heute geheiratet. Heute! Es wären nur ...
    Sei ruhig! Sei endlich ruhig! Wenn
du diesem Mädchen je wieder hinterherweinst, Camden, werde ich mich erschießen.
Rache, vergiss das nicht, jetzt zählt nur noch Rache.

Kapitel 13
    22. Mai 1893
    Langford war ruhelos.
    Seit fünfzehn Jahren bestanden seine
Abende aus dem Dinner, einer Zigarre, der Times und anschließend einer
Stunde gelehrter Lektüre. Während dreizehn dieser fünfzehn Jahre hatte zweimal
die Woche seine jeweilige Geliebte aus London das Haus betreten, just wenn er
Platons Symposion oder Aischylos' Myrmidonen beiseitegelegt
hatte. In seinem ersten Jahr in Devon hatte er ohne nennenswerten Erfolg
versucht, ein ähnliches Arrangement in der Gegend zu finden. Für die letzten
zwölf Monate ungefähr hatte er zölibatär gelebt.
    Er war er nie ein Verfechter der
Enthaltsamkeit gewesen – auch jetzt nicht. Wahrscheinlich war er inzwischen
lediglich zu sehr Landei, um sich auf dem Londoner Frauenmarkt umzuschauen.
Oder aber die Freuden des Fleisches bedeuteten ihm einfach nichts mehr, und er
hatte verfrüht das Ende seines erotischen Lebens erreicht, weil er zu viel
Zeit allein mit den Autoren der Antike verbrachte.
    Eigentlich hatte er auch nichts
vermisst – bis zum heutigen Abend. Im Augenblick hätte er absolut nichts dagegen
gehabt, wenn eine Frau gerade jetzt um neun Uhr dreiundzwanzig am Abend in
Totnes aus dem Zug gestiegen wäre, um dann vier Meilen nach Ludlow Court gefahren
zu werden.
    Die Ruhe in seiner Bibliothek kam
Langford plötzlich einschläfernd und grässlich langweilig vor. Der ewig gleiche
Ablauf seiner Abende war eintönig und so vorhersehbar wie der Kapaun, den
seine Köchin an jedem Donnerstag servierte. Es hatte seine Laune auch nicht
verbessert, dass er ausnahmsweise einmal den Nachtisch zuerst aß. Er war sich
nur lächerlich dabei vorgekommen.
    Es klopfte an der Tür

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