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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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nur träumen kann. Wenn er dich anschaut, ist er
geblendet vom Heiligenschein, mit dem er dich im Geiste gekrönt hat.«
    »Was sollte falsch daran sein, den
Menschen, den man liebt, für vollkommen zu halten?«
    Herausfordernd blickte er ihr in die
Augen. »Er glaubt, dass wir beide hier keusch zusammenleben wie zwei Engel. Du
hast ihn belogen, um ihn vor der Wahrheit zu beschützen und ihn nicht zu
verlieren. Weiß er, dass du eine geborene Lügnerin bist, rücksichtslos und ohne
jede Reue?«
    Wäre sie nicht von Victoria Rowland
erzogen worden, sie hätte vor ihm ausgespuckt. »Für dich ist die Zeit 1883
stehen geblieben. Ist dir überhaupt bewusst, dass seitdem zehn Jahre vergangen
sind? Ich habe mich in der Zwischenzeit verändert, aber du bist ganz der Alte.
Wer von uns beiden ist da im Vergleich rücksichtslos und ohne Reue? Glaubst du
wirklich, ich erkläre dem Mann, den ich liebe, dass ein anderer mich gegen
meinen Willen zu schwängern wünscht?«
    Irgendwo draußen lachte jemand in
einiger Entfernung. Es war das schrille Kichern einer Frau. Krösus jammerte und
zappelte. Gigi hatte ihn in ihrem Zorn zu fest an sich gepresst. Schnell holte
sie Luft und hielt ihn dann wieder sanfter.
    »Aus deinem Mund klingt das ja
wirklich garstig, meine Liebe.« Camden legte zwei Finger an die Stirn.
»Denkst du nicht, mir steht noch etwas zu aus dieser Ehe, bevor du für alle
Zeiten die Frau deiner neuen Liebe wirst?«
    »Ich habe keine Ahnung«,
entgegnete sie. »Und ehrlich gesagt, kümmert mich das auch nicht. Ich weiß nur,
dass Freddie meine letzte Chance ist, in diesem Leben noch einmal glücklich zu
sein. Deshalb werde ich ihn heiraten, auch wenn ich mich dafür in Lady Macbeth
verwandeln und alle zerstören muss, die sich mir in den Weg stellen.«
    »Ah,
du läufst wieder zu guter alter Form auf.«
    »Wieso sollte ich plötzlich Skrupel
entwickeln, wenn du mir dauernd versicherst, dass ich die gar nicht
kenne?« Voller Bitterkeit sah sie ihn an. »Das vereinbarte Jahr beginnt
heute. Und keine Minute später. Nicht wenn du es dir endlich einfallen
lässt und dir gerade der Sinn danach steht. Heute Nacht. Und mir ist es
egal, ob du dich danach bis zum Morgengrauen übergeben musst.«
    Er lächelte lediglich.

Kapitel 12
    Im Januar 1883
    Beckett, der Majordomus auf Twelve Pillars,
war ein Mann Anfang fünfzig, groß, dünn und mit einer beginnenden Glatze.
Camden fand ihn äußerst tüchtig, obwohl er von Zeit zu Zeit zur
Speichelleckerei neigte – offenbar hatte Carrington von der Dienerschaft
Unterwürfigkeit gefordert.
    »Sie wollten mich sprechen?«,
fragte Beckett.
    Ohne ein Wort bedeutete Camden dem
Majordomus, Platz zu nehmen. Er selbst blieb stehen. Der Ältere setzte sich in
den Sessel. Ihm war offensichtlich unbehaglich zumute.
    Weil er noch nicht wusste, wie er
genau anfangen sollte, starrte Camden den Mann erst einmal nur an – außerdem konnte er ihn so einschüchtern,
was durchaus seine Absicht war. Nach zwanzig Sekunden vermochte Beckett seinem
Blick nicht mehr standzuhalten. Nach drei Minuten zappelte der Butler unruhig
herum und wischte sich verstohlen den Schweiß von Stirn und Oberlippe.
    »Sie wissen doch, dass Sie gegen
geltendes Recht verstoßen, wenn Sie das Vertrauen Ihres Arbeitgebers missbrauchen?
Und dass man Sie dafür verurteilen könnte?«
    Becketts Kopf flog hoch. Einen
Augenblick lang wirkte er vollkommen panisch. Aber er war nicht zum Butler in einem herzöglichen Haushalt aufgestiegen,
ohne Selbstbeherrschung zu erlernen. So antwortete er gleich darauf mit ruhiger Stimme: »Natürlich,
Mylord. Das ist mir vollkommen bewusst. Loyalität ist mein oberstes
Gebot.«
    Es klang überzeugend, aber sein
entsetzter Gesichtsausdruck zuvor hatte ihn verraten. Er hatte sich etwas
zuschulden kommen lassen. Nur was?
    »Ich bewundere Ihre Haltung, Mr.
Beckett. Es ist sicherlich ein Kunststück, so ruhig zu wirken, wenn man innerlich
zittert wie Espenlaub.«
    »Ich ... ich fürchte, ich weiß
nicht, wovon Sie reden, Sir.«
    »Oh, ich glaube, das wissen Sie, Mr.
Beckett. Und deshalb sind Sie verzweifelt, haben Angst und schämen sich auch
dafür, dass man Ihnen auf die Schliche gekommen ist, wie ich hoffe. Wenn ich
Sie wäre, würde ich lieber damit aufhören, das Unschuldslamm zu spielen.
Sollten Sie mir jetzt nicht unter vier Augen Ihre Verfehlungen gestehen, sähe
ich mich gezwungen, Seine Gnaden gegenüber Ihre Lügengeschichten aufzudecken.
Ihm bliebe dann keine andere Wahl, als die

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