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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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fest, dass ihre Tochter über eine schon nahezu
obszöne Attraktivität für das andere Geschlecht verfügte.
    Es war ihr unmöglich, Gigis
ungezügelte Sinnlichkeit und erotische Ausstrahlung mit Worten zu beschreiben.
Von Victorias Seite der Familie hatte sie sie jedenfalls ganz sicher nicht
geerbt. Neben der Tochter fühlte Mrs. Rowland sich plötzlich alt, ihre eigene
Schönheit konnte mit Gigis Jugend, Lebensfreude und innerem Leuchten einfach
nicht konkurrieren.
    Auch heute Abend sah Gigi wie immer
wunderbar aus in ihrem korallenfarbenen Samtkleid und der schimmernden zarten
Haut. Sie erinnerte an eine Nymphe auf den Gemälden eines Bouguereau. Der Duke
betrieb mit ihr natürlich höflich Konversation über das Wetter in London und
Devon, ansonsten aber schenkte er seine Aufmerksamkeit ganz der Speisefolge:
Soupe ä la Oseille, Filet de Sole ä la Normande und Ente ä l'orange. Gigis
Gemahl hingegen schaute seine Gattin fast nach jedem Bissen und Schluck Wein
immer wieder an.
    »Madam«, wandte der Duke sich
plötzlich an Victoria. »Darf ich Ihnen zu Ihrer Köchin gratulieren? Das Essen
ist lange nicht so entsetzlich, wie ich befürchtet hatte.«
    Die Bemerkung erfreute Victoria aufs
Absurdeste. Seit der Nacht am Spieltisch mit Karten und Pralinen, als sie ihn
ja förmlich angefleht hatte, sie nach oben ins Schlafzimmer zu begleiten und
einer alten Frau das Bett zu wär men, war sie ständig ganz seltsam aufgeregt.
    Es gelang ihr nicht mehr, sich
vorzumachen, sie hätte das alles an dem Abend nur aus dem Nichts erfunden,
weil sie sich von ihm in die Ecke gedrängt fühlte. Dafür war sie leider eine
viel zu schlechte Lügnerin, wenn es darum ging, aus dem Stegreif eine Ausrede
zu erfinden. Ohne stundenlange Vorbereitung und Überlegung platzte sie stets
entweder mit der Wahrheit heraus oder erzählte einen solchen Unsinn, dass kein
Mensch auch nur ein Wort davon ernst nahm.
    Hatte sie an dem Abend also auch die
Wahrheit gesagt? Ging es ihr bei dieser ganzen Geschichte eigentlich nur darum,
den Duke beim Kragen zu packen, damit er sie endlich einmal wahrnahm? Er hatte
ihr nicht geglaubt, allerdings auch nicht alles abgetan an dem Abend. Die
Wahrheit hatte so eine Art, auch unter der wasserdichtesten und am besten
durchdachten Lüge hervorzublinzeln.
    »Danke«, sagte sie endlich.
»Leider kann ich Ihnen in puncto Takt nicht das gleiche Kompliment
machen.«
    »Um Takt sollen sich gefälligst die
anderen bemühen, Madam, ich habe das nicht nötig.« Als wollte er die Behauptung
noch einmal unterstreichen, musterte er Gigi und Camden und fügte hinzu: »Sie
müssen die Neugier eines gesellschaftlichen Eremiten verzeihen, aber ist es
heutzutage üblich, dass Ehegatten, die sich gerade scheiden lassen, derart
freundlich miteinander umgehen?«
    »Absolut«, bestätigte Camden
und schaute Gigi an. »Nicht wahr, Liebes?«
    »Vollkommen«, antwortete sie
trocken. »Wir hassen öffentliche Szenen, das stimmt doch, Tremaine?«
    Selbst der Duke war zuerst sprachlos
ob dieses bravourösen Auftritts der beiden. Dann beschloss er, die Unterhaltung
lieber in eine weniger verfängliche Richtung zu lenken. »Wenn ich recht
informiert bin, Lord Tremaine, sind Sie ein wahrer König Midas.«
    »Wohl kaum, Sir. Das Geschäftsgenie
ist eher Lady Tremaine. Ich versuche höchstens, mit ihr gleichzuziehen, was unser jeweiliges Vermögen
angeht.«
    Forschend blickte Victoria ihre
Tochter an. Hoffentlich hatte die die Bewunderung in Camdens Stimme überhaupt
wahrgenommen. Gigis verwirrte Miene sprach allerdings eher dafür, dass sie
seine Worte ganz anders gedeutet hatte.
    »Dem kann ich nicht zustimmen«,
widersprach Victoria. »Lady Tremaine konnte auf die Arbeit ihrer Vorfahren
aufbauen. Du hingegen musstest mit leeren Händen beginnen.«
    »Das ist nicht ganz richtig. Ich bin
kein Tellerwäscher, der es in Amerika zum Millionär gebracht hätte wie ein
Romanheld von Horatio Alger«, widersprach Camden. »Den Grundstein meines
Unternehmens konnte ich legen, indem ich mir Geld lieh und Lady Tremaines
Vermögen als Sicherheit angab.«
    Gigi verschluckte sich am Wein und
hustete heftig in ihre Serviette. Sofort eilte Hollis mit einer sauberen herbei
und brachte auch ein Glas Wasser. Sie nahm einen großen Schluck und aß dann
weiter Ente, als wäre nichts geschehen.
    Es war Victoria, die die Frage
stellte, die Gigi auf der Zunge lag. »Davon wusste ich ja gar nichts. Wie hast
du das denn bewerkstelligt?«
    Genau wie sein Cousin vor ihm

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