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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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hatte
Camden einen Ehevertrag unterzeichnet, der ihm jeden unmittelbaren Zugriff auf
Gigis Erbe verbot. »Ich habe der Bank meine Papiere vorgelegt, erklärt, wer
ich bin und wer meine Gattin ist, zeigte den Herren die Heiratsurkunde und die
Bekanntgabe in der Times. Danach war die Bank of New York überzeugt
davon, dass meine Gattin mich wohl retten würde, falls ich in Schwierigkeiten
gerate. Ich musste gar nicht mehr nachhelfen«, antwortete er mit einem
Lächeln.
    Lieber Himmel! Victoria hatte sich
vom sicheren Auftreten und exzellenten Benehmen ihres Schwiegersohnes stets so
blenden lassen, dass ihr seine weniger großartigen Charakterzüge gar nicht aufgefallen
waren. Deshalb war ihr die Liebe zwischen der scharf kalkulierenden Erbin und
dem weltgewandten Marquess zwar immer sehr romantisch, aber auch sonderbar
erschienen. Früher hatte sie sogar geglaubt, die beiden hätten gar nichts
gemeinsam. Wie sie sich in Camden geirrt hatte! Man durfte seine makellosen
Manieren und das gewandte Auftreten eben nicht mit einem Mangel an Ehrgeiz und
Rücksichtslosigkeit verwechseln.
    Der Duke nahm anerkennend einen
Schluck vom Wein, einem vierzehn Jahre alten Romanée-Conti. Leicht schockiert
bemerkte Victoria, dass er dabei lächelte.
    Man konnte nicht sagen, dass der
Mann in klassischem Sinne gut ausgesehen hätte. Seine Züge waren eher markant
denn aristokratisch fein, mit kräftigen Brauen und einer beinah schon zerklüftet
zu nennenden Nase. Ein Gesicht, mit dem es sich hervorragend finster
dreinblicken ließ. Sein Lächeln – war es auch nur klein – verwandelte diesen
Eindruck allerdings vollkommen. Die kastanienbraunen Augen brachte es zum
Leuchten und schmolz den Hochmut des Dukes dahin, bis nur eine erstaunliche
Wärme und sinnliche Männlichkeit zurückblieben.
    Es war nicht so, als würde Victoria
den Begriff leichtsinnig gebrauchen, ja, genau genommen hatte sie ihn noch nie
benutzt, wenn es um einen Mann ging, aber der Duke war unwiderstehlich. Plötzlich
begriff sie vollkommen, weshalb sonst vornehme und wohlerzogene Damen sich
seinetwegen bekämpft hatten wie die Hyänen.
    »Sie müssen wissen, dass ich kaum
etwas derart verabscheue wie ein kleines Dinner auf dem Land«, sagte er.
»Wenn Sie mir allerdings angedeutet hätten, dass mich ein so
abwechslungsreicher Abend erwartet, ich hätte Sie nie um weitere Zerstreuungen
gebeten.«
    Was folgte, war ein Augenblick
vollkommenen Schweigens. Victoria war zu verwirrt, um verlegen oder peinlich
berührt zu sein. Ihr war noch nicht aufgefallen, dass das Gespräch sich
plötzlich nicht mehr um die Tremaines, sondern ihre Bemühungen um den Duke
drehte.
    »Sir, bitte, klären Sie uns
auf«, erwiderte Gigi.
    »Stell dir nur nichts Großartiges
vor, meine Liebe«, schaltete sich Victoria nun doch schnell ein. »Der Duke
bat mich, nachher noch ein wenig Karten mit ihm zu spielen, und ich habe nur
zu gern eingewilligt.«
    Gigi schaute den Duke an und
lächelte wissend. »Ich habe schon gehört, dass Sie ein Schuft sein sollen. Nun
darf ich feststellen, dass Sie zumindest ein Tunichtgut sind.«
    »Kind! «, rief Victoria tief
beschämt.
    Doch der Duke wirkte amüsiert und
nicht beleidigt. »In meiner Jugend war ich ein ziemlicher Draufgänger, um es
einmal ganz vorsichtig auszudrücken, das gebe ich gern zu.«
    Victoria fühlte, wie ihre Wangen die
tiefrote Farbe des Kleids annahmen, das ihre Tochter trug. Camden hingegen aß
mit einem solch gesunden Appetit, als hätte er während der letzten fünf Minuten
kein Wort gehört. Gigi folgte dem Beispiel ihres Gemahls und pikte die Gabel in
die letzte Scheibe Entenbrust auf ihrem Teller. Der Duke war mit seinen
Ausführungen allerdings noch nicht fertig.
    »Werte junge Dame«, wandte er
sich an Gigi. »Wissen Sie eigentlich, wie viel Glück Sie damit haben, in Ihrem
Alter noch eine Mutter zu besitzen, die um Ihretwillen bereit ist, sich mit
dem Teufel persönlich einzulassen?«
    Nun war es an Camden, in die
Serviette zu husten. Bei ihm klang es jedoch weniger, als wolle er gleich
ersticken, vielmehr hörte es sich an wie ein unterdrückter Lachanfall. Das
Dinner hatte sich soeben von einer Parodie zur Farce entwickelt.
    Dass dieses Abendessen kein guter
Einfall war, habe ich ja schon seit einer Weile geahnt, überlegte Victoria verzweifelt.
Warum, oh warum nur, hatte sie es nicht noch rechtzeitig abgesagt? Aber nein,
sie musste sich ja gebärden, als wäre sie der verrückte Kapitän Ahab und Lang
ford Moby Dick, den sie

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